Die EU und die große Kondensstreifen-Verschwörung

vor etwa 4 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Endlich ist es raus! Lange haben wir uns gefragt, warum es in Brüssel stets so wolkig zugeht – jetzt wissen wir’s: Die müssen in Brüssel an Chemtrails glauben, anders sind die jüngsten EU-Narreteien nicht mehr zu erklären. Die EU hat die Chemtrails entdeckt! Ja, richtig gehört, jene geheimnisvollen weißen Streifen am Himmel, die Verschwörungstheoretikern seit Jahren den Schlaf rauben, sind nun auch offiziell im Fokus der europäischen Bürokratie angekommen. Oder sind sie gar dort entstanden?

Brüssel jedenfalls schlägt Alarm: Diese Kondensstreifen, die Flugzeuge am Himmel hinterlassen, wirken ja angeblich stärker auf das Klima als das ach so böse CO₂. Ein kleines Detail, das wohl nur hartgesottenen Umweltfreunden und Brüsseler Beamten auffällt. Flugzeuge sollen deshalb künftig ihre Routen ändern – nicht etwa aus Sicherheitsgründen, sondern um Kondensstreifen zu vermeiden. Übersetzt in Normalbürger-Sprache heißt das: Flugzeuge sollen zukünftig freiwillig Umwege fliegen. Weil das Klima sonst sauer wird, oder so.

Tatsächlich tauchen beunruhigende Bilder von kondensstreifenübersähtem Himmel immer wieder in sozialen Medien auf begleitet von der bangen Frage – durchaus auch von gebildeteren Zeitgenossen: War das früher auch schon so? Das kann doch nicht mehr normal sein? Was haben die himmlischen Zeichen zu bedeuten?

Ältere etwas weniger Abergläubische wissen, dass Kondensstreifen von heißen Abgasen der Flugzeugmotoren gebildet werden. Das sind neben Wasserdampf, CO₂ und anderen Verbrennungsprodukten auch feine Ruß- und Aerosolpartikel. Die kühlen hinter dem Triebwerk schlagartig ab und bilden Kondensationskeime, an denen sich Feuchtigkeit anlagert und in der eiskalten Luft Eiskristallen formt. Immerhin herrschen in den Flughöhen Temperaturen zwischen minus 40 und minus 60 Grad.

Die sichtbaren weißen Streifen können als Wetterindiz dienen: kaum sichtbare oder sich sehr schnell auflösende zeigen kalte und trockene Luft an. Werden die Streifen lang und länger, ist das Zeichen für eher feuchtigkeitsgesättigte Luftschichten in großen Höhen und Indikator für einen Wetterumschwung.

Die banalen Streifen am Himmel, die auch etwas über die Windverhältnisse in der Höhe verraten, wären in einer glaubensgesättigten Gesellschaft nicht bloße Nebenprodukte des Flugverkehrs, würden sie nicht auch zeitgeistgemäß aufgeladen. In unserem Zeit-alter eben mit Klimagedöns. Die Streifen würden zur Erderwärmung beitragen, weil sie die Wärmestrahlung in den Weltraum blockieren. Womit die Verbindung Flugverkehr = Klimakatastrophe = schädlich hergestellt wäre. Jedenfalls soweit es den bösen Flugverkehr des Pöbels betrifft, der nach Malle in den Urlaub fliegen will. Anders der gute Luftverkehr, der etwa im Herbst wieder eine ganze Armee an Klimafunktionären zum Weltklimagipfel nach Brasilien bringt.

Die Idee aus der EU: Flugzeuge sollen jene feuchte Luftschichten vermeiden, in denen sich besonders viele Kondensstreifen bilden. Die EU plant eine Kondensstreifenumleitung. Tatsächlich müssen europäische Fluggesellschaften seit Anfang dieses Jahres detaillierte Flugdaten nach Brüssel melden, die Aufschluss über die Bildung von Kondensstreifen geben sollen. Nach EU-Recht müssen Fluggesellschaften ab Januar 2025 über den Anstoß von Emissionen wie Schwefeldioxid, Wasser und Ruß durch ihre Flugzeuge berichten. Flüge zu und von Nicht-EU-Zielen sind von der Regel ausgenommen.

Die Meldepflicht betrifft Flugdaten, die Aufschluss darüber geben, wann und wo Kondensstreifen entstehen.

Das würde sehr genaue Wettervorhersagen voraussetzen, die es in der Genauigkeit so nicht gibt. So schreibt die DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt ) als Voraussetzung für „eine mögliche Einführung solcher klimaoptimierten Flugtrajektorien“ von einer sicheren Vorhersage: „Die Klimawirkung einzelner Flüge muss so sicher von den Wetterdiensten vorhergesagt werden können, dass eine Umleitung des Luftverkehrs tatsächlich zur Verringerung der Klimawirkung führt.“ Und dumm natürlich, wenn sich das Wetter während des Fluges ändert. Oder sich der Start verzögert und das Flugzeug dann auf seiner klimaoptimierten Route keine Kondensstreifenzone mehr vorfindet.

Dahinter steckt natürlich auch grüne NGOs wie die Transport & Environment. Die beschwert sich vor allem darüber, daß die EU den Geltungsbereich in den ersten zwei Jahren auf Flüge innerhalb des europäischen Wirtschaftsraumes sowie nach Großbritannien und in die Schweiz beschränkt hat. Und wörtlich: „Dies stellt ledig-lich 33 Prozent der durch die Luftfahrt in Europa verursachten Kondensstreifen-Auswirkungen dar. Diese Entscheidung steht im Widerspruch zu dem im Jahr 2022 von den EU-Gesetzgebern verabschiedeten EU-ETS-Abkommen und ist auf starkes Lobbying von etablierten Fluggesellschaften zurückzuführen, die sich vehement gegen das MRV ausgesprochen haben.“ Was diese NGOler vermutlich nicht daran hindern wird, lustig auch nach Brasilien zum „Weltklimagipfel“ zu fliegen.

Die anderen Länder jedenfalls haben abgewunken: Plemplem und haben heftige Handelsbeschränkungen angedroht, falls die EU mit dem Unsinn fortfährt.

Der Klimaeffekt der Kondensstreifen bleibt eine modellgestützte Annahme. Der einzige wirklich sichtbare Beleg ist: Kondensstreifen existieren und reflektieren sichtbar Licht. Was sie sonst noch bewirken, entstammt der Klimacomputermodellküche und ist genauso ernst zu nehmen wie ein Klimaziel, das 2045 erreicht werden soll – von Leuten, die 2025 schon am Scheitern sind.

In Brüssel jedenfalls glaubt man fest daran, dass man mit solchen Maßnahmen die Zukunft unseres Planeten retten kann. Wenn nicht dies, dann doch Brüsseler Kassen. Kondensstreifen könnte das nächste Geldfaß sein, das die EU aufmacht: Die Fluggesellschaften bezahlten bereits jetzt für CO₂-Zertifikate rund 2,9 Milliarden Euro pro Jahr, die auf die Tickets umgelegt werden. Dann noch eine Kondensstreifensteuer – gemessen mit Sensoren und Satellitenüberwachung an deren Länge.

EU ist, wenn harmloses Wasser kondensiert und Brüssel daraus noch Profit schlagen will. Allerdings: Was ist denn anders an der Besteuerung des Luftbestandteiles CO₂? Chemtrails-Abgabe – Made in Europe.

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