
Als ich neun Jahre alt war, erklärte mir mein Vater, ich sei jetzt „erwachsen“ und müsse ein Kopftuch tragen. Neun Jahre alt – erwachsen? Wie kommt man auf so eine absurde Idee? Die Antwort ist simpel: In den islamischen Überlieferungen heißt es, dass Mohammed die sechsjährige Aischa heiratete und mit ihr schlief, als sie neun war. Um diese Geschichte zu rechtfertigen, gilt in der Logik in weiten Teilen des Islams: Mädchen sind ab neun Jahren Frauen.
Zuerst habe ich mich gewehrt. Doch nach einem Besuch im Libanon änderte sich alles. Dort wurde mir eingeredet, ich würde in der Hölle an meinen Haaren aufgehängt werden, wenn ich sie nicht bedecke. Man sagte mir, ich lade Männer zur Belästigung oder Vergewaltigung ein, wenn ich mein Haar zeige. Ich wurde behandelt, als sei ich moralisch falsch, als gehörte ich nicht mehr dazu. Nächtelang konnte ich nicht schlafen, voller Angst und Verzweiflung. Irgendwann gab ich nach. Mit 13 Jahren war ich überzeugt: Wenn ich nicht ewig in der Hölle leiden wollte, musste ich mich verschleiern.
Von da an machte ich mich jeden Morgen „hässlich“. Mein Körper, meine Haare – alles musste verborgen werden. Mein Aussehen, attraktiv zu sein, gehöre nur meinem zukünftigen Ehemann, als würde er mich besitzen. Der Hijab bedeckte nicht nur meinen Kopf und meinen Körper – er erdrückte auch mein Selbstbewusstsein. Stellen Sie sich vor, ein jugendliches Mädchen steht jeden Tag auf und kleidet sich so, dass es sein wahres Selbst verschleiern muss. Das ist die Realität des Hijabs für Mädchen.
Mit dem Tuch kamen Einschränkungen in jedem Lebensbereich. In meiner Schule wollte ich einmal bei einem Sektempfang aushelfen, um mir ein wenig Geld zu verdienen. Für mich, ein Kind aus einem Hartz-IV-Haushalt, wäre das ein wertvoller Moment gewesen – nicht nur finanziell, sondern auch, weil ich stolz darauf gewesen wäre, etwas Eigenes geschafft zu haben. Doch ich musste absagen. Wie hätte es ausgesehen, wenn ein kopftuchtragendes Mädchen Alkohol ausschenkt? Auch der Schwimmunterricht wurde zu einer Belastung. Jedes Mal, wenn mein Burkini eng saß oder eine Haarsträhne sichtbar wurde, glaubte ich, eine Sünde zu begehen. Ständig begleitete mich das Gefühl, falsch zu sein.
So sah mein Alltag als Mädchen mit Kopftuch aus: ein Alltag voller Angst, Schuldgefühle und Selbstverleugnung. Meine Geschichte ist nur eine von vielen – und nicht einmal die schlimmste. Gerade Kinder sind unmündig, schutzbedürftig und dürfen nicht durch religiösen Druck in eine Rolle gezwungen werden, die ihr Selbstbewusstsein und ihren Freiraum zerstört.
Und genau deshalb irritiert es mich, wenn heute Kinderbücher wie „Mein Hijab und ich“, „Welche Farbe hat mein Hijab?“ oder „My Mum’s Hijab“ auf großen Plattformen wie Kaufland verkauft werden. Dort wird der Schleier als etwas Buntes, Positives und Selbstverständliches dargestellt – als Ausdruck von Freude oder gar Stärke. Für mich war er das Gegenteil: ein Symbol von Angst, Schuld und Verboten. Diese Bücher wirken wie eine Verklärung, fast wie Werbung, und vermitteln Kindern ein Bild, das mit der Realität vieler Betroffener nichts zu tun hat.
Darum müssen wir den Hijab für Kinder kritisieren. Das hat nichts mit „Cancel Culture“ zu tun, im Gegenteil: Es ist der Versuch, sichtbar zu machen, was sonst verdrängt wird. Wenn große Onlinehändler wie Otto und Kaufland Vollverschleierung für Kinder anbieten – die nach Kritik wieder stillschweigend entfernt wurden –, dann ist das nicht einfach irgendein Produkt im Sortiment – es ist ein Signal. Es zeigt, dass es eine Nachfrage gibt, dass Eltern in Deutschland ihre Töchter bewusst verschleiern wollen.
Natürlich gilt in einer freien Gesellschaft das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Unternehmen dürfen vieles verkaufen, und wir brauchen sicher nicht die x-te Regulierung, die jeden einzelnen Artikel auf Marktplätzen kontrolliert. Aber der Punkt ist doch: Wenn Gebetskleider für Kinder nachgefragt werden, dann müssen wir uns fragen, in welcher Gesellschaft wir leben.
Es geht also nicht darum, Unternehmen zu „canceln“. Es geht darum, einen Missstand zu benennen: Dass in Deutschland Mädchen im Grundschulalter als „erwachsen“ gelten, durch die Gebetskleidung an den Alltagsschleier herangeführt und später den Hijab tragen werden. Was wirklich gecancelt wird, ist die Realität – und zwar von jenen, die diesen Missstand verschweigen, verharmlosen oder gar verteidigen. Vor allem von der politischen Linken, die in anderen Fragen für Gleichberechtigung kämpft, aber beim Thema Islam und Kopftuch plötzlich wegschaut. Oder, um es mit den Worten der Schriftstellerin Ayn Rand sinngemäß zu sagen: Sie können die Realität ignorieren, aber nicht die Konsequenzen ihrer Ignoranz.
Genau das erleben wir in Deutschland. Politiker wie Katrin Göring-Eckardt haben es selbst angekündigt: „Es wird bunter werden. Ja, wie wunderbar ist das. Das haben wir uns immer gewünscht. Wahrscheinlich wird es auch religiöser werden. Unser Land wird sich ändern und zwar drastisch.“ Sie hatte recht: Deutschland verändert sich. Aber wenn es „religiöser“ wird – und damit ist in Wahrheit der Islam gemeint –, dann bedeutet das nicht mehr Freiheit, sondern mehr Druck auf Mädchen. Es bedeutet eine steigende Nachfrage nach Kinderkopftüchern, die nicht nur eine pädophile Tradition fortschreiben – mit der Ehe zwischen Mohammed und der neunjährigen Aischa –, sondern zugleich Ausdruck von Unterdrückung und Kontrolle sind.
Unterdrückung, weil Mädchen schon früh lernen, dass ihr eigenes Aussehen etwas Gefährliches ist, das sie verbergen müssen. Kontrolle, weil das Kopftuch ein sichtbares Zeichen des Gehorsams ist: Die Familie, die Gemeinde und letztlich die gesamte Gesellschaft können sofort erkennen, ob das Kind die Regeln befolgt. Es ist ein permanentes Instrument der Überwachung – nach innen durch Angst und Schuldgefühle, nach außen durch soziale Sanktionen. Vor allem aber sexualisieren Kinderkopftücher Mädchen, indem sie schon Neunjährige in die Rolle von „Frauen“ drängen, die ihre „Reize“ verbergen müssen. Das ist nicht „wunderbar“. Das ist die systematische Zerstörung von Freiheit, Kindheit und Selbstbestimmung – mitten in Deutschland.