Die heimliche Leidenschaft der Veganer

vor etwa 11 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

„Wenn es kein Fleisch mehr gibt, esse ich Veganer“, hat mein Schwiegervater immer gesagt. Das ist natürlich eine politisch ganz und gar unkorrekte Einlassung, von der ich mich hiermit selbstverständlich und in aller Form mit Abscheu und Empörung distanziere.

„Aber luastig is‘ scho“, wie man bei uns in Bayern zu sagen pflegt.

Im fernen Berlin gehen die Uhren bekanntlich anders. In der Hauptstadt vermutete der Rewe-Konzern deshalb eine ausreichend große Nachfrage für seine erste Filiale mit ausschließlich veganen Produkten. Vor gut einem Jahr wurde sie eröffnet: an der Warschauer Straße, im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg – dem Mekka des deutschen Wokismus.

Mit mehr als 3.600 Läden ist das Kölner Unternehmen immerhin Deutschlands zweitgrößter Lebensmitteleinzelhändler (nach Edeka). Die Presseabteilung beherrscht ihr Handwerk und weiß, wie man eher suboptimale Nachrichten aufhübscht. Zum ersten Geburtstag der veganen Filiale teilt Rewe auf eine Nachfrage der Berliner Zeitung „Der Tagesspiegel“ mit, dass keine weiteren entsprechenden Märkte geplant seien.

Einen Fehlschlag geben PR-Profis ja niemals zu. Stattdessen lassen sie uns mit blumigen Worten wissen, der Laden an der Warschauer Straße sei „ein einzelner Testmarkt“, in dem Rewe viel über seine Kunden lerne. Zum Beispiel, dass es von diesen Kunden selbst im durch und durch grün-linken Berlin nicht ausreichend viele gibt, aber das behält die Pressestelle lieber für sich.

Dafür erfahren wir etwas anderes: Der gesundheitsbewusste Veganer ist eine Erfindung. Die meistverkauften Produkte in Deutschlands erster und absehbar einziger veganen Rewe-Filiale sind nicht Brokkoli, Quinoa oder Ackerschachtelhalm-Tee – sondern Schokocroissants, Franzbrötchen und Kakaocremehörnchen.

Sollten Sie, lieber Leser, sich übrigens irgendwann einmal unsicher sein, ob Ihr Gesprächspartner Veganer ist oder nicht, dann seien Sie beruhigt. Dass jemand Veganer ist, erkennen Sie ganz leicht daran, dass er es Ihnen sagt. Ungefragt.

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