Die Inflation bleibt auch 2025 – weil der Staat und EZB sie treiben

vor 4 Monaten

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Bildquelle: Tichys Einblick

Als die US-Notenbank im Dezember 2024 den Zins um weitere 25 Basispunkte auf eine Bandbreite von 4,5 bis 4,25 Prozent senkte, bestand die wichtigste Botschaft von Fed-Chef Jerome Powell nicht in dieser Zahl. Sondern in einer grundsätzlichen Botschaft: im Jahr 2025 wollen die Dollar-Währungshüter ihre Hand erst einmal ruhen lassen. Weitere Zinssenkungen in diesem Jahr sind zwar nicht ausgeschlossen, aber in ziemlich weiter Ferne.

Ganz anders das Bild in Frankfurt. Als die EZB ebenfalls im Dezember ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf nunmehr 3 Prozent zurücknahm, signalisierte Christine Lagarde: 2025 geht es weiter nach unten. „Die EZB hat einen klaren Zinssenkung-Kurs, obwohl man darüber trefflich streiten kann, ob die Inflation wirklich besiegt ist“, analysiert der Ökonom und langjährige Leiter des Instituts Flossbach Storch Thomas Mayer im Gespräch mit TE: „Ich glaube nicht, dass sie wirklich besiegt ist. Wir befinden uns momentan eher in einem Inflationstal, aber es kann durchaus sein, dass wir von hier aus wieder einen Anstieg erleben werden.“

Diese Sichtweise deckt sich mit jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes: Im Dezember 2024 lag die Inflationsrate in Deutschland um 2,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, und um 0,4 Prozent über dem Wert für November 2024. Sie geht also nicht zurück, sondern zieht an. Und der eigentliche Preisschub kommt erst ab Januar 2025 in mehreren Wellen über das Land. Fast immer heißt der Preistreiber: Staat.

Sehr viele Arbeitnehmer sehen 2025 außerdem spürbar weniger Netto vom Brutto. Der Zusatzbeitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung klettert 2025 von derzeit 1,7 auf 2,5 Prozent des Gehalts. Bei einem Bruttoeinkommen von monatlich 3700 Euro macht das etwa 180 Euro mehr pro Jahr für die gleiche Leistung aus. Zum Vergleich: die von der SPD für die Zeit nach der Bundestagswahl versprochene Entlastung „für 95 Prozent der Steuerzahler“ durch eine höhere Besteuerung der oberen fünf Prozent entspräche – wenn sie denn kommen sollte – realistisch gerechnet einer jährlichen Entlastung von durchschnittlich etwa 120 Euro. Und die von Olaf Scholz in Aussicht gestellte Mehrwertsteuersenkung für Lebensmittel von sieben auf fünf Prozent hieße in der Praxis: ein Brötchen zum Preis von 30 Cent verbilligt sich dann um 0,6 Cent – falls der Bäcker die Senkung an den Kunden weitergibt. Mit anderen Worten: allein die schon feststehende höhere Krankenversicherung fräße die hypothetisch Mini-Entlastung komplett wieder auf, und es bliebe noch ein Minus für die meisten Bürger.

Dazu kommt noch: Ab 2025 erhöhen zahlreiche Gemeinden ihren Grundsteuer-Hebesatz, um ihre vor allem durch die Migrationskosten stark gestiegenen Ausgaben einigermaßen zu decken, aber auch, um den krisenbedingten Rückgang der Gewerbesteuer zu kompensieren. Da es sich bei der Grundsteuer um einen umlagefähigen Betrag handelt, trifft sie Eigentümer wie Mieter.

Die höheren Kosten für Wohnen, Heizen, Fahren und Krankenkasse wirken flächendeckend. Sie schlagen sich also unvermeidlich in der Inflationsrate nieder. Kommen zu dem Preisdruck noch Zinssenkungen, dann helfen sie zwar der daniederliegenden Bauwirtschaft, und sie verbilligen Konsumentenkredite – heizen aber die Inflation noch weiter an. Warum senkt die EZB dann trotzdem auch 2025 die Zinsen weiter, anders als die Fed? Der Hauptgrund heißt: Frankreich. Das mit über drei Billionen Euro hoffnungslos überschuldete Land braucht dringend niedrigere Zinsen, um überhaupt noch einen Haushalt zusammenflicken zu können. Seit Ex-Premier Michel Barnier über seinen Versuch stürzte, den Etat mit einem Gewaltakt wieder halbwegs ins Lot zu bringen – nämlich der Streichung von 60 Milliarden Euro – scheidet der Weg aus, die Staatsausgaben deutlich zu reduzieren. Das Weiterwirtschaften auf Pump funktioniert allerdings nur mit billigerem Zentralbankgeld. Lagarde sieht sich also eher in der Pflicht, das mittlerweile auch politisch wacklige Frankreich zu stützen, als die Währungsstabilität zu verteidigen – worin die eigentliche Aufgabe der EZB besteht.

Was heißt das für die deutschen Sparer? Erst einmal, dass die Inflationsrate auch 2025 über dem offiziellen EZB-Ziel von zwei Prozent liegt, und das trotz eines Wirtschaftswachstums nahe Null. Eine Geldentwertungsrate zwischen 2,5 und 3 Prozent klingt erst einmal nicht dramatisch. Wenn sie sich über Jahre hinweg fortsetzt, zehrt sie das Ersparte allerdings in sehr kleinen Schritten, dafür aber stetig auf. Außerdem kommt die künftige Geldschmelze auf die hohen und teils zweistelligen Inflationsraten der Vergangenheit obenauf. Da mit den Zentralbank- auch die Guthabenzinsen der Banken sinken, dreht der Realzins 2025 für die meisten Kontoinhaber ins Negative. Schon aus diesem Grund empfehlen sich Alternativen zum Fiat-Geld auf dem Konto.

Der Ökonom und Finanzexperte Thomas Mayer rät im TE-Interview (nachzulesen im Januarheft von TE) dazu, zehn Prozent des Ersparten in Gold zu halten. Auch gern etwas mehr, je nach Temperament und Sicherheitsbedürfnis. Trotz des hohen Preises für das Edelmetall hält er den Einstieg für sinnvoll, sollte jemand diesen klassischen Wertspeicher noch nicht im Depot haben. „Natürlich sollte man sich auch die alte Alternativwährung Gold anschauen“, meint Mayer. „Ich würde sagen, dass es insbesondere vor dem Hintergrund der Risiken für die Fiat-Kreditgeld-Währungen, die ja Staatswährungen sind, einiges dafür spricht, bei den Anlagen auf Alternativen dazu zu achten. Die Aussichten für die Staatswährungen sind nicht so gut.“

Und das trifft auf den Euro noch mehr als auf den Dollar zu – aus den oben genannten Gründen.

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