
Der Abschuss von Wölfen soll in manchen Regionen Deutschlands erleichtert werden. Das teilten die beiden Bundesministerien für Landwirtschaft und Umwelt am Donnerstag mit. Anlass ist die Übermittlung des FFH-Berichts (Fauna, Flora, Habitat) an die EU-Kommission. Er befasst sich mit dem Zustand und der Entwicklung von Tier- und Pflanzenarten und Lebensräumen, die nach EU-Recht als schützenswert gelten.
Zum ersten Mal wird der Erhaltungszustand des Wolfes in der „atlantischen biogeografischen Region“ als „günstig“ eingeschätzt. Diese Region umfasst Teile Nordrhein-Westfalens, fast ganz Niedersachsen und den westlichen Teil Schleswig-Holsteins. Laut Bundesamt für Naturschutz lebten in Niedersachsen 2023/24 insgesamt 48 Wolfsrudel. Das ist das zweitgrößte Vorkommen in Deutschland.
Aufgrund dieser Einstufung kündigten die beiden Ministerien an, den Abschuss des Wolfes erleichtern zu wollen. Die dazu nötigen Änderungen am Bundesnaturschutzgesetz sollen angestoßen werden. Ebenfalls soll der Vorschlag der EU-Kommission in nationales Recht umgesetzt werden, den Schutzstatus des Wolfes herunterzusetzen. Die EU-Kommission hatte im März vorgeschlagen, den Schutzstatus des Wolfes von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabzustufen. Das EU-Parlament hatte am 8. Mai ebenfalls dafür gestimmt. „Wir nehmen den Wolf umgehend ins Jagdrecht auf“, heißt es seitens des deutschen Umweltministeriums und des Landwirtschaftsministeriums. Man wolle für eine „rechtssichere Entnahme“ von Wölfen sorgen.
In der größten biogeografischen Region Deutschlands – der kontinentalen – wird der Status des Wolfes von den Ministerien vorläufig als „unbekannt“ eingestuft. Bis zu einer Neubewertung, die anhand veränderter Parameter im Herbst 2025 erfolgen soll, könnte hier der Wolf nicht erleichtert gejagt werden. Diese Region umfasst weite Teile Deutschlands: von Schleswig-Holstein, über Mitteldeutschland bis nach Süddeutschland. Die Einstufung des Erhaltungszustandes als „unbekannt“ in der kontinentalen Region „ist der besonderen Dynamik der positiven Entwicklung des Wolfs in Deutschland und den geografischen Besonderheiten innerhalb der kontinentalen Region geschuldet“, heißt es in der Pressemitteilung der Ministerien. Landwirtschaftsminister Alois Rainer kündigte an, den Schutz der Weidetiere verbessern zu wollen.
Der Deutsche Bauernverband kritisierte, dass die kontinentale Region außen vor bleibt. „Es ist nicht nachvollziehbar, dass gerade dort ein günstiger Erhaltungszustand noch nicht erreicht sein soll“, schreibt der Verband in einer Pressemitteilung. Denn dort gebe es die meisten Wolfsrudel und „eine große Zahl an Rissereignissen“. Tatsächlich meldete das Bundesamt für Naturschutz im November 2024 für das Berichtsjahr 2023/24, dass von 209 Wolfsrudeln 95 in Brandenburg und Sachsen leben, die der kontinentalen Zone angehören.