Die junge Generation spaltet sich in laute Linke und leise Rechte

vor etwa 2 Monaten

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Bildquelle: Tichys Einblick

Mit den Parteien „der Mitte“ des Bundestages können die 18- bis 24-Jährigen kaum etwas anfangen. Das zeigt das Ergebnis der Bundestagswahl innerhalb dieser Wählergruppe deutlich: Von ihnen wählten 25 Prozent die Linke und 21 Prozent die AfD. Also wählte fast jeder Zweite genau jene Parteien, die im Bundestag die beiden Extreme des politischen Links-Rechts-Spektrums bilden.

Die jungen Wähler setzten damit ein Zeichen: Sie sind mit der Politik, wie die Ampel sie in den letzten drei Jahren gestaltet hat, anscheinend nicht zufrieden und wünschen sich einen Wandel. Einen Wandel, den sie sich mit einer Koalition von Union und SPD offenbar nicht vorstellen können: Immerhin wählten nur 13 Prozent der 18- bis 24-Jährigen die CDU und 12 Prozent die SPD. Diese Parteien scheinen also kaum die Meinungen der jungen Menschen zu repräsentieren und deren Wünsche zu erfüllen.

Die Jugend verliert somit das Vertrauen in die Politik und die Demokratie. Sie wendet sich immer mehr den politischen Rändern des Bundestages zu, von denen sie sich besser verstanden fühlt. Doch dadurch driften die jungen Menschen in Deutschland in ihren politischen Überzeugungen auseinander. Diese Spaltung zeigt sich bereits heute in Schulen, Berufsschulen und Universitäten. Dort bilden sich polare Gruppen: Die Linken und die Rechten.

In der Universität begegnet man linken Meinungen überall: in lauten Gesprächen von Kommilitonen über „erschreckende“ Aktionen von Donald Trump, in Aufrufen zu „Demonstrationen gegen Rechts“ über das „Studierenden“-Forum und in E-Mails der Allgemeinen Studierendenvertretung (AStA), in denen sie sich „mit Entsetzen“ zum „Fall der Brandmauer“ positioniert. In den meisten Vorlesungen und Seminaren gendern Studenten und Dozenten.

Nicht einmal auf der Toilette kann ein nicht-linker Student sich vor dem woken Wahn zurückziehen. Denn in den Toilettenkabinen kleben Sticker von der Antifa und Plakate über Klimawochen oder „Flinta*“-Fußballmannschaften – also Mannschaften, in denen Frauen, Lesben, inter- und nicht-binäre, transsexuelle und asexuelle Personen mitspielen dürfen. Die linke Agenda ist so omnipräsent, dass es schon fast verwundert, dass – statistisch gesehen – jeder Fünfte im Hörsaal sein Kreuz bei der AfD gesetzt hat.

Die Linken sind laut, während die Konservativen sich zurückziehen und ihre Meinung für sich behalten. Sprechen junge Menschen über konservativere Meinungen zu aktuellen Problemen in der Wirtschaft oder Migration, senken sie meist ihre Stimme – falls sie in den universitären Räumen überhaupt darüber sprechen. Menschen mit linken und grünen Meinungen hingegen posaunen laut heraus, dass sie es schade fänden, dass Robert Habeck (Grüne) sich nun zurückziehe, weil er doch der einzig passable Politiker Deutschlands sei. Oder sie posten in ihrer Instagram-Story am Tag der Bundestagswahl, wie sie ihren Wahlschein in die Sammelbox werfen, und schreiben: „Peinlich, wer nicht (links) wählt.“ Ein solcher Post erhält im universitären Kontext Beifall. Gleichzeitig schließen links-grüne Studenten jene Kommilitonen aus, die Beiträge veröffentlichen, in denen sie beispielsweise kritisieren, dass trans Personen im Frauensport mitspielen dürfen. Aus Sicht der Woken würden sie so „Hass und Hetze“ verbreiten. Das sei menschenverachtend, rechtspopulistisch und nicht mit deren „Werten“ vereinbar, finden sie. So bilden sich zwei Lager, die kaum mehr miteinander in den Austausch gehen.

Falls Woke und Konservative dann doch einmal über ihre verschiedenen Ansichten diskutieren, wird die Kontroverse schnell emotionalisiert. Vor allem zu Themen wie Geschlechtstransitionen bringen junge Wähler links-grüner Parteien häufig persönliche Bekannte ins Gespräch, die sich der „LGBTQ*“-Community zugehörig fühlen. Laut einer Ipsos-Studie definieren sich 22 Prozent der 18- bis 24-Jährigen als „LGBTI*“, also als homosexuell, bisexuell, trans, queer oder intersexuell. Oder als etwas, das zu keiner dieser Kategorien passt. Das ist fast jeder Vierte in dieser Generation.

Entsprechend kennt fast jeder mindestens eine solche Person. Und die Woken nutzen diese Einzelfälle dann, um das sachliche Argument, es gebe nur zwei biologische Geschlechter, zu unterbinden: Ihre Freundin, die einmal in einem falschen Körper steckte, würde sich diskriminiert fühlen, wenn man sie als Trans-Frau oder – noch schlimmer – als biologischen Mann bezeichnen würde.

Das gestaltet jegliche sachliche Debatte schwierig. Es wirkt fast so, als sprächen Woke und Konservative zwei verschiedene Sprachen: Es gibt diejenigen, die gendern und sich ständig „politisch korrekt“ ausdrücken – wehe, man nimmt das Wort „Indianer“ in den Mund – und diejenigen, die mit dieser „Political Correctness“ kaum etwas anfangen können.

Immer mehr Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Deutschen das Gendern ablehnt. So etwa eine Erhebung für das evangelische Magazin „Chrismon“ aus dem Jahr 2023, die zeigte, dass rund jeder Dritte das Gendern ablehnt, während laut dieser Umfrage 13 Prozent dafür sind. Eine Erhebung des Instituts für angewandte Sozialwissenschaft (Infas) im Auftrag der Wochenzeitung Die Zeit kam im September letzten Jahres zu einem ähnlichen Ergebnis – bezogen auf junge Menschen: 89 Prozent der 18- bis 24-Jährigen gendern selten oder nie. Und trotzdem: In der Universität heißt es „Dozent*innen“, „Studierende“ und „ProbandInnen“, egal ob mündlich oder schriftlich.

Das zeigt erneut, dass die Progressiven laut sind und ihre Political Correctness durchsetzen wollen, während die anderen den woken Wahn stumm über sich ergehen lassen oder ausgegrenzt werden. Das erinnert an die Schweigespirale nach der Theorie der Kommunikationswissenschaftlerin Elisabeth Noelle-Neumann. Diese besagt, dass Menschen aus Angst vor sozialer Isolation ihre Meinung zurückhalten, wenn sie glauben, einer Minderheit anzugehören. Dies kann dazu führen, dass bestimmte Ansichten in der öffentlichen Debatte unterrepräsentiert sind. Das könne eine Polarisierung und Spaltung der Gesellschaft verstärken, so die Theorie.

Diese Spaltung der jungen Generation wird durch TikTok und Instagram verstärkt: Die Algorithmen sorgen schließlich dafür, dass dem Nutzer vorwiegend jene Beiträge angezeigt werden, die zu seinen Interessen und somit auch seinen Meinungen passen. Der Nutzer wird also in seinen Ansichten gestärkt, während er anderen Perspektiven zu diesen Themen kaum begegnet – zumindest nicht bei Instagram oder TikTok.

Eine Studie des Reuters Institute zeigt, dass sich die meisten jungen Menschen über solche sozialen Medien zu politischen Themen informieren. Im News Report 2023 schreibt das Reuters Institute, dass 72 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in Deutschland hauptsächlich Online-Medien als Nachrichtenquelle nutzen, wobei 35 Prozent soziale Medien bevorzugen – also etwa jeder Dritte. Zum Vergleich: In der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen nutzt nur knapp jeder Fünfte soziale Medien als Hauptquelle. Und von denjenigen Personen, die älter als 55 Jahre sind, nur sieben Prozent.

Entsprechend sind Zeiten wie diese, in denen Politiker und Medien Ängste schüren, aber die Sorgen der Menschen nicht beheben, wie Öl im Feuer zwischen den beiden politischen Polen im Bundestag. Viele Experten vermuten, dass es unter einer Regierungskoalition aus Union und SPD keinen von den (jungen) Menschen ersehnten Wandel geben wird. Aktuelle Ereignisse deuten eher darauf hin, dass die neue Regierung das Land noch mehr ruiniert, wie Tichys Einblick berichtet. Und somit verstärken die Politiker und Medien die Spaltung der Jugend – und der gesamten Gesellschaft.

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