
Mit zusammengepressten Lippen tritt Donald Trump auf die Bühne in Anchorage – ganz anders als er sich bei solchen Treffen so gerne gibt. Soeben hat Trump mit Wladimir Putin drei Stunden lang über die Situation in der Ukraine verhandelt – oder vielmehr gesprochen, denn wirklich handfeste Ergebnisse werden an diesem Freitagabend (Ortszeit) nicht bekannt. Nichtmal kleine Schritte wie ein Gefangenenaustausch.
Trump, der für seine energiegeladenen Wahlkampfauftritte, seine explizite Gestik und seine ikonische Mimik bekannt ist, verhält sich an diesem Abend zurückhaltender. Der Präsident wirkt kühl, er spricht nüchtern, klingt dabei fast ein wenig angeschlagen. Und: Nur drei Minuten dauern die Ausführungen des Präsidenten auf der Pressekonferenz nach dem Gipfel in Alaska – dann ist Schluss, Fragen darf niemand stellen.
Es ist ein merkwürdiges Schauspiel an jenem Freitagabend. Hinter Trump und Putin steht eine kühlblaue Wand, auf der die Worte „Pursuing Peace“ (zu Deutsch: „Streben nach Frieden“) in serifenlosen Buchstaben zu lesen sind. Von einem mitgebrachten Zettel in Buchgröße liest der russische Präsident seine vorbereitete Stellungnahme auf Russisch über acht Minuten lang ab – die Hälfte davon nutzt er für historische Reminiszenzen. Die Stellungnahme wirkt so, als sei sie im Wesentlichen schon vor dem Gespräch verfasst worden.
Es ist keine gemeinsame Erklärung, die hier verlesen wird. Das ist auch nicht möglich, weil sich die beiden Staatsoberhäupter trotz des langen Gesprächs offenbar so ziemlich auf gar nichts einigen konnten. „Es sind nur noch wenige Punkte offen“, verspricht Trump zwar, bleibt weitere Erklärungen aber schuldig. Und: Er verzichtet bewusst auf das Wort „Waffenruhe“ – das wäre aber der erste und zentrale Schritt für einen anhaltenden Frieden.
Putin wiederum versucht, die Beziehung der russischen Föderation mit den Vereinigten Staaten anhand des geschichtsträchtigen Ortes, an dem das Treffen stattfindet, zu beschwören. Trump jedoch zeigt sich wenig beeindruckt: Wenn er lächelt, dann zu jemandem im Publikum.
Putin versucht Trump zu schmeicheln als er erklärt, wenn Trump 2022 im Amt gewesen sei, wäre es nicht zum Krieg gekommen. Weniger zugetan reagiert der US-Präsident, als Putin betont, es sei „wichtig, dass beide Seiten ergebnisorientiert arbeiten“ – für einen Augenblick zieht Trump die Mundwinkel zu einem etwas genervten Ausdruck auseinander.
Putins Worte seien „profund“, sagt Trump dann oberflächlich und wendet sich sofort wieder der wartenden Presse zu. Es habe zwar Fortschritte gegeben, aber „es gibt kein Abkommen, bis es einen Deal gibt“. Worte wie diese gehen dem US-Präsidenten nur lethargisch über die Lippen. Lustlos betont er dann noch einmal das gute Verhältnis zu „Präsident Putin“, schiebt dessen Vornamen jedoch nur nach: „zu Wladimir.“
Trumps üblicherweise wuchtiges und entschlossenes Auftreten zeigt sich lediglich in den letzten Sekunden der Pressekonferenz. „Danke, Wladimir“, sagt er zwar mit unverändert kühler Miene, dennoch direkt an den russischen Präsidenten gerichtet. Als dieser auf Englisch antwortet, „das nächste Mal in Moskau“, zeigt sich auf Trumps Gesicht erstmals der Anflug eines amüsierten Lächelns. „Dafür könnte ich Ärger bekommen – aber ich sehe eine Möglichkeit, dass es passiert.“
Die Pressekonferenz endet mit einem kurzen Handschlag der beiden. Während Putin über die für ihn durchaus positive Symbolwirkung dieses Treffens in diesem Moment nur lächeln kann, zeigt sich Trump wieder kühl – kein Anflug eines Lächelns ist auf dem erschöpften Gesicht des US-Präsidenten zu sehen.
Noch vor dem Treffen hatte Trump gegenüber Fox News erklärt, „nicht glücklich“ zu sein, sollte es keine Einigung geben – genau so sieht es auch aus. Dabei hatte Trump seinem Staatsgast wortwörtlich den roten Teppich ausgerollt: Die Landebahn vor Putins Flugzeug war mit einer meterlangen samtenen Stoffbahn verziert worden. Und: Der Handschlag wirkte herzlich, dauerte in Trump-typischer Manier mehrere Sekunden an und endete mit dem obligatorischen Lächeln – wenige Stunden später war davon nichts mehr zu sehen.