
Binnen eines Jahres hat die Mittelschicht in Argentinien einen massiven Anstieg verzeichnet: Zum Ende des ersten Quartals 2024 konnten sich 23 Prozent der Argentinier zur mittleren Einkommensschicht zählen, im ersten Quartal des laufenden Jahres waren es 39 Prozent. Das zeigt eine Auswertung der Beratungsfirma LCG auf Basis von Daten des Nationalen Instituts für Statistik und Volkszählung (INDEC).
Demnach konnten 7,7 Millionen weitere Menschen in Argentiniens Mittelschicht Fuß fassen. Nach der Auswertung von LCG ist die Mittelschicht so gestärkt wie seit 2018 nicht mehr. Damals hatten zum Ende des ersten Quartals 43 Prozent der Argentinier ein mittleres Einkommen – 2019 waren es im gleichen Quartal schon nur noch 36 Prozent. Bereits zu diesem Zeitpunkt begann die schleichende Wirtschaftskrise, gekennzeichnet durch eine rasante Inflation, in die das Land während der Corona-Krise immer tiefer hineinschlitterte.
Die Zahl wird ausschließlich nach Einkommen und ohne den Einbezug von Vermögen berechnet. Den Tiefststand erreichte sie im ersten Quartal des vergangenen Jahres, als nur noch 23 Prozent der Bürger zur Mittelschicht zählten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Staatspräsident Javier Milei, der im Dezember 2023, inmitten einer monatlichen Inflation von 25,5 Prozent, sein Amt angetreten hatte, bereits eine wirtschaftliche Schocktherapie implementiert.
Die neuerlichen Zahlen dürfte Milei als Bestätigung seines Kurses sehen. Seit seinem Amtsantritt hat er ein radikales Sparprogramm für den argentinischen Staat verhängt, die Zahl der Ministerien praktisch halbiert, tausende Beamtenstellen gestrichen und tausende Seiten von Regulierungen abgeschafft. Dadurch konnte er nicht nur sowohl 2024 als auch voraussichtlich im laufenden Jahr einen Haushaltsüberschuss erzielen, sondern auch die Inflation des Landes innerhalb eines Jahres bis April 2025 auf ein Sechstel, also 47,3 Prozent (auf ein ganzes Jahr gesehen) reduzieren.
Die Auswertung von LCG bestätigt dabei auch andere Studien und Erhebungen, die Argentinien bereits deutlich sinkende Armutszahlen attestiert haben. Laut LCG lebten zum ersten Quartal 2025 31,6 Prozent der Argentinier in städtischen Gebieten in relativer Armut – deutlich weniger als noch zu Beginn des vergangenen Jahres, als die Rate zeitweise bei deutlich über 50 Prozent lag.
Bereits im März berichtete Apollo News, dass nach einer Erhebung der Universidad Torcuato Di Tella (UTDT) die Armutsrate in Argentinien bis Februar 2025 auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2019 gesunken war und nur noch 34,9 Prozent betrug. Die Daten decken sich damit im Großen und Ganzen und zeigen einen eindeutigen Trend nach unten, der Argentinien bereits jetzt verglichen mit den vergangenen fünf oder sechs Jahren auf ein höheres wirtschaftliches Niveau setzt.
Die wirtschaftlichen Daten, etwa die gesunkene Armutsquote oder die gesunkene Inflation, geben dem Präsidenten Aufwind vor der kommenden Zwischenwahl Ende Oktober, dort wird ein beträchtlicher Teil des argentinischen Kongresses neu gewählt (mehr dazu hier). Dies dürfte für Mileis weitere Amtszeit entscheidend werden – noch machen dort seine Partei und ihre Verbündeten nur eine marginale Fraktion aus; immer wieder ist der Präsident zu Kompromissen mit der Opposition gezwungen. Das könnte sich mit den Zwischenwahlen ändern.