
Es war kein Ausrutscher, kein Missverständnis und auch keine Satire, die schief ging. Es war pure Verachtung, kalt getippt und öffentlich zur Schau gestellt: Als bekannt wurde, dass 52 jüdische Jugendliche von einem Flug aus Valencia ausgeschlossen worden waren, reagierte der offizielle Account der Linksjugend Frankfurt mit dem Satz: „Wir müssen leider enttäuschen: Der Rauswurf fand nicht statt während das Flugzeug in der Luft war.“ Wer dabei noch an Ironie oder politisches Kalkül glauben will, sollte den Satz zweimal lesen – oder gar nicht erst versuchen, ihn zu entschuldigen.
Der Post folgte einem Bericht über den Vorfall in Spanien, bei dem eine Gruppe jüdischer Jugendlicher wegen angeblicher Störungen aus dem Flieger der Gesellschaft Vueling verwiesen wurde. Die Linksjugend nutzte das als Steilvorlage für ihren makabren Kommentar: Man bedauere, dass der Rauswurf nicht während des Fluges erfolgt sei. Das antisemitische Kalkül, das darin aufscheint, ist von erschütternder Klarheit: Die Jugendlichen wären ihrer Ansicht nach im besten Fall tot.
Die Welle der Empörung war erwartbar – und sie war berechtigt. Doch statt echter Reue folgte das übliche Ritual der Linken: halbherzige Distanzierung, technische Fehlerbeschwörung, betretenes Schweigen. Die Posts seien nun gelöscht, teilte die Jugendorganisation mit, nicht etwa um sie zu „vertuschen“, sondern um keine weiteren Menschen zu verletzen. Die Abgründe, die sich da auftun, sind allerdings nicht so leicht wegzuwischen.
Eine klare Verurteilung blieb aus. Eine personelle Konsequenz? Fehlanzeige. Stattdessen versprach man, den Vorfall intern zu prüfen – eine Floskel, so leer wie das Werteverständnis jener politischen Jugend, die sich selbst gern als moralischer Kompass der Gesellschaft inszeniert.
Der Tweet der Linksjugend ist dabei kein Einzelfall, sondern Ausdruck eines gestörten politischen Klimas, in dem Antisemitismus, Menschenverachtung und ideologische Borniertheit Hand in Hand gehen. Wer Judenhass propagiert, hat den Boden demokratischer Kultur längst verlassen – und zeigt, in welch moralischem Vakuum sich große Teile dieser Partei inzwischen eingerichtet haben.
Zu den traditionellen Wählergruppen links und konservativ ist durch die illegale Masseneinwanderung eine neue Gruppe hinzugekommen: um diese islamische Gruppe von potentiellen Wählern bemüht sich die Linke offensiv. Hier kann man gemeinsam immer hemmungsloser dem Hass auf Israel und Juden frönen. Offener menschenverachtender Antisemitismus, der bisher von linker Seite immer benutzt wurde, um Konservative zu beschuldigen, ist jetzt zum Aushängeschild dieser Partei geworden. Verbiegen muss sich die Linke dabei nicht.
Wer sich auf linken Parteitagen noch traut, gegen Antisemitismus aufzustehen, wird heute nicht mehr ausgepfiffen – sondern verlässt konsterniert den Raum. So wie Klaus Lederer. Der frühere Kultursenator von Berlin, einst Hoffnungsträger der Linkspartei, trat im Sommer 2024 aus seiner Partei aus – nicht etwa wegen einer politischen Marginalie, sondern weil im Herzen der Hauptstadt ein Antrag gegen Judenhass in seiner zentralen Aussage verstümmelt wurde.
Es war ein Antrag, der eigentlich ein Minimum an Anstand dokumentieren sollte: Verurteilung des Terroranschlags vom 7. Oktober, Klarstellung, dass Hamas und Hisbollah keine „Befreiungsbewegungen“, sondern Vernichtungsprojekte sind. Doch das war selbst dem linken Milieu zu viel: Die entscheidenden Passagen wurden per Änderungsantrag herausgestrichen – der Text am Ende weichgespült, enthauptet, seines Inhalts beraubt.
Was blieb, war ein symbolischer Trümmerhaufen – und eine Partei, die nicht einmal mehr die Kraft aufbringt, sich gegen den eliminatorischen Antisemitismus in den eigenen Reihen zu stellen. Lederer, von der Partei desillusioniert, folgte der einzig aufrichtigen Konsequenz und verließ sie – gemeinsam mit anderen Weggefährten. Mit ihm traten auch frühere Senatoren, Fraktionsvorsitzende und Bezirksbürgermeister aus. Sie hatten die Farce nicht länger mittragen wollen.
Die Reaktion des Landesvorstands? Ein bisschen Rhetorik, ein bisschen Gleichsetzung: Man sei selbstverständlich gegen Antisemitismus, aber auch gegen angebliche „Kriegsverbrechen der israelischen Armee“, die bis heute niemand in der Partei konkret benennen konnte. Diese künstliche Balance zwischen realer Hamas-Verherrlichung und erfundenen Gegengewichten offenbart die ganze Verkommenheit der Debattenlage.
Lederers Austritt steht sinnbildlich für die Erosion einer Partei, die einmal für soziale Gerechtigkeit stand – und heute kein anderes Projekt mehr kennt als moralische Selbstzerstörung. Was sich da versammelt, ist kein politisches Korrektiv mehr, sondern eine identitätspolitische Sekte, in der der Judenhass gerade dann geduldet wird, wenn er von den „richtigen“ Gruppen kommt.
Was einmal als Partei der „sozialen Gerechtigkeit“ firmierte, offenbart heute ein erschütternd verkommenes Menschenbild. Der Fall Dara Marc Samasz markierte hierbei einen weiteren Tiefpunkt – auch für linke Verhältnisse. Der Social-Media-Berater der Linkspartei verhöhnte in einem Livestream Michael Kyrath, dessen 17-jährige Tochter Anne-Marie Anfang 2023 von einem als „Flüchtling“ geduldeten Palästinenser im Regionalzug Brokstedt zusammen mit ihrem Freund mit einem Messer ermordet wurde. Samasz bezeichnete die ruhige, sachliche Trauerrede Kyraths als „Goebbels-Stürmer-Niveau“. Auf Kritik entgegnete er, Kyrath würde seine Emotionen „instrumentalisieren“, um „gegen Migration zu hetzen“.
Dass Samasz dabei auf eine breite Kulturverachtung innerhalb der Partei trifft, belegen zahlreiche Beispiele:
Auf einer Strategiekonferenz der Linken im Jahr 2020 fabulierte die Funktionärin Sandra Luft davon, dass „nach einer Revolution auch wenn wir das eine Prozent der Reichen erschossen haben“ weiterhin Energie benötigt werde. Der damalige Parteichef Bernd Riexinger versuchte es wegzulächeln: „Ich wollt noch sagen, wir erschießen sie nicht, wir setzen sie schon für nützliche Arbeit ein.“
Ende November 2023 unterbrach der Brandenburger Linken-Fraktionschef Sebastian Walter in einer Landtagsdebatte zum Thema Antisemitismus den AfD-Fraktionschef Hans-Christoph Berndt mit den Worten: „Du triffst dich doch mit Antisemiten, du Nazischwein!“
Die Linke-Kandidatin für die Kommunalwahl 2021 in Linden (Hessen), Bianca Deubel, hetzte offen auf X/Twitter: „Alle AfDler gehören in die Gaskammer“, „Ich freue mich schon, wenn ich auf ihrem Grab tanzen kann.“
Der Berliner Bezirksverband der Linken veranstaltete 2024 ein Sommerfest mit dem „Vereinigten Palästinensischen Nationalkomitee“ – einer Organisation, die laut Berliner Verfassungsschutz dem Islamismus bzw. islamistischen Terrorismus zuzurechnen ist.
Beim Berliner Parteitag der Linken wurde 2024 ein Antrag gegen Antisemitismus so verändert, dass der linke Antisemitismus nicht mehr vorkam. Auch die klare Benennung von Hamas und Hisbollah als Terrororganisationen wurde gestrichen. Das war der Grund für den Parteiaustritt prominenter Berliner Linkspolitiker wie Klaus Lederer, Carsten Schatz, Elke Breitenbach, Sebastian Scheel, Sören Benn und anderen.
Gregor Gysi, der letzte große Name der Partei, durfte als „Alterspräsident“ den Bundestag eröffnen – und das, obwohl er als früherer SED-Anwalt und Chef der PDS maßgeblich daran beteiligt war, dass das Vermögen der SED durch rechtliche Tricks gerettet wurde. Dass seine Partei aus der Mauerschützenpartei SED hervorging, ist Teil dieser Geschichte – ebenso wie die nie aufgeklärten Millionenvermögen im Ausland.
Julia Schramm, ehemalige Mitarbeiterin von Fraktionschef Dietmar Bartsch, hetzte im Netz mit Sprüchen wie „Bomber Harris, Feuer frei“, bekannte sich offen zum Hass auf Deutschland und wurde dafür nicht etwa gerügt – sondern angestellt.
Diese Partei hat nicht nur den moralischen Kompass verloren – sie hat ihn verächtlich weggeschleudert.