Die Methode Böhmermann

vor etwa 1 Monat

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Das Doxxing und Outing, die gesellschaftliche Zerstörung und intendierte Isolation von „Clownswelt“ durch Böhmermann stellen eine mediale Zäsur dar und sollten als manifester gesellschaftlicher Skandal gesehen werden, über den eigentlich Medien im ganzen Land berichten sollten.

Auch die Frage, wie es sein kann, dass wir als Gebührenzahler einen Host finanzieren müssen, der sich die Zerstörung von (politisch rechten) unbequemen Akteuren zum Ziel gesetzt hat, gehört auf den Tisch. Die Causa macht einen in jedem Fall fassungslos.

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Es gab zuvor schon allerhand Beispiele von Individuen (Marie-Luise Vollbrecht, Melissa Timke, Arne Schönbohm, Magdalena Menegus, Ketzerkirche), die belegt haben, wie kaputt das System Böhmermann ist – und dass es nicht davor zurückschreckt, teils unauffällige Menschen zu markieren, die durch seine Berichterstattung fertig- und kaputtgemacht werden sollen.

Das System verrät auch vieles über mediale Machtsymmetrien: Deutschlands größter linker Fernsehclown mit gebührenfinanziertem Gehalt, Millionen-Reichweite, riesiger Redaktion und Prime-Time sucht sich Personen zum Opfer, die in seinem Weltbild rechts und böse und nonkonform erscheinen, und schießt gegen sie, obzwar sie mehr oder weniger wehrlos sind. Das Ziel, welches Böhmermann verfolgt – und daraus macht er auch keinen Hehl – ist gesellschaftliche Ächtung. Personen sollen markiert, bekämpft, vernichtet werden. Und er hat auch keinerlei Sanktionen seitens seiner Arbeitgebers zu befürchten, was auch ein bisschen unfassbar ist.

ZDF-Intendant Norbert Himmler (links), Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo.

Die Methode Böhmermann bedeutet dabei auch tatsächlich gesellschaftliche Zerstörung. Nehmen wir doch das Beispiel aus der jüngsten Sendung: Der 29-jährige User hinter Clownwelt wird nie Lehrer werden können, seine Band hat sich von ihm getrennt, seine Freunde und Familie wurden gegen ihn aufgebracht und wenn man seinen Namen googelt, wird ein tendenziöses Framing und Feindbildmarkierung deutlich, was auch bedeutet, dass dieser Mann bei jeder Jobbewerbung ab nun massive Nachteile haben wird, falls er überhaupt noch einem normalen Beruf nachgehen können wird.

Die Art und Weise, wie hier ein Internetcharakter, der rechts und AfD-nah, aber keineswegs inakzeptabel auftritt, exponiert, privat aufgesucht und von sozialen Kontakten getrennt wird, ist nicht nur totalitär, sondern regelrecht gefährlich. Es ist, ehrlich gesagt, nicht übertrieben anzunehmen, dass sich Böhmermann-Feindbilder perspektivisch etwas antun könnten. Es handelt sich dabei auch nicht um Manager, Politiker, Wirtschaftsbosse, Minister, Influencer oder Popstars, sondern um Privatpersonen mit einem YouTube-Account. Wie kann man so ein absurdes Arschloch sein, die eigene Sendezeit zu nutzen, um damit so skrupellos nach unten zu treten?

Das Ganze geschieht aber nicht im luftleeren Raum, sondern in Kooperation mit der Zeit, also Deutschlands größter linksliberaler Zeitung mit Millionen Lesern. In dem Recherche-Artikel dazu sind Passagen zu lesen wie: „Er [Clownwelt] habe verbreitet, dass schwarze Menschen oder People of Color krimineller seien als Weiße“, oder: „Seine Rechtsaußen-Anspielungen wählt Marc-Philipp L. geschickt, wenn er seine Abonnentinnen und Abonnenten ‚stabil wie Thors Hammer‘ nennt“. Und dann endet dieser unterirdische Text mit folgendem unglaublichen Absatz: „Ein letzter Versuch. Reporter fahren in den kleinen Ort in Ostwestfalen, in dem die Eltern von Marc-Philipp L. leben. Eine Einfamilienhaussiedlung, gepflegte Gärten, Trampoline, Kleinwagen in den Carports. Der Vater von Marc-Philipp L. öffnet die Tür. Ist sein Sohn da? Nein, antwortet er. Dann kommt seine Frau dazu. Als sie erfahren, was ihr Sohn im Internet veranstaltet, wollen sie es nicht glauben: „Das kann nicht sein, er studiert ja noch und bekommt Geld von uns.“ Überrascht und aufgebracht schließen sie die Tür. Offenbar kannten nicht einmal seine Eltern die dunkle Seite von Marc-Philipp L.“

Liebe Zeit, merkt ihr noch irgendwas? Ihr beteiligt euch daran, dass ein Internetuser, der aus gutem Grund anonym ist und in erster Linie Unterhaltungscontent bietet, gesellschaftlich hingehängt wird. Ihr fahrt gemeinsam mit dieser völlig kaputten ZDF-Magazin-Royale-Redaktion zu Freunden, Kommilitonen, Professoren, Familien, um sie darüber aufzuklären, wie eine Person zum Heretiker werden muss?! Merkst du was, Christian Fuchs, so ganz privat gefragt? Fühlst du dich gut mit dieser Art von „Aufklärung“? Was würde es bedeuten, wenn zu deinem Umfeld in Leipzig recherchiert würde? Spürst du dich? Merkst du, dass diese Art von Berichterstattung gefährlich, debil, unverantwortlich ist?

Vieles wurde zu dem Fall bereits gesagt, die Empörung ist berechtigterweise groß und ich frage mich, warum dies nicht der Anlass für eine größere medienpolitische und medienethische Diskussion ist? Wann berichten Übermedien, ZAPP, MedienInsider, ZDF, ARD, Jörg Reichel, die Deutsche Journalisten-Union, der Deutsche Journalistenverband und andere über die unverhältnismäßige, gefährliche und verantwortungslose Feindbildmarkierung von Böhmermann und Zeit, die Journalismus larpt, aber einen persönlichen Feldzug gegen Privatpersonen bedeutet? Diese Sendung sollte eigentlich für jeden beim ZDF Anlass sein, in sich zu gehen, Böhmermann zu hinterfragen, die Kongruenz mit einem öffentlich-rechtlichen Sendeauftrag zu überprüfen  – und sich zu fragen, wie das alles mit dem eigenen Berufsethos vereinbar ist. Was für eine Shitshow …

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