
Der Mörder von Charlie Kirk hat an dem Ort, von dem aus er Kirk erschoss, Patronen für sein Mauser-Repetiergewehr hinterlassen. In diese Patronen hat er Sprüche eingraviert. Auf einer Patrone stand: „Hey fascist! Catch! ↑→↓↓↓“, auf einer anderen: „Oh bella ciao bella ciao bella ciao ciao ciao“. Diese Sprüche sind kein blöder Scherz eines verrückten Mörders, sie sind weder Wahnwitz noch Torheit, sondern böse, abscheuliche Absicht. Der Mörder hat den konservativen Bürgerrechtler nach dessen Tod nicht nur beschimpfen und lächerlich machen wollen – er hat sich mit diesen Botschaften auch für den Mord rechtfertigen wollen. Vor einem Publikum, das den Mord an konservativen Aktivisten nicht nur billigt, sondern hämisch beklatscht.
Tyler Robinson, der Mörder des konservativen Bürgerrechtlers Charlie Kirk, hinterließ am Tatort Patronenhülsen mit eingravierten Sprüchen. Auf einer Patrone stand: „Hey fascist! Catch! ↑→↓↓↓“.
Was sind diese Botschaften? Wenn wir die fünf Pfeile ignorieren (es handelt sich dabei um eine Spielsteuerungskombination aus dem Spiel „Helldivers“), dann haben wir das Verdikt „Faschist“ und das Zitat eines italienischen Partisanenliedes aus dem Zweiten Weltkrieg, das auf linken Demonstrationen noch heute bis zur Erschöpfung gesungen wird. Beides spricht eine klare Sprache: Der Attentäter brüstet sich damit, einen angeblichen „Faschisten“ ermordet zu haben und sieht sich damit in der Tradition des Widerstandes gegen den italienischen Faschismus von vor 80 Jahren.
Diese Tradition, mit der der Mörder in Wahrheit absolut nichts zu tun hat, soll den Mord an Charlie Kirk rechtfertigen. Kirks Mörder wollte mit seiner Tat ein Fanal setzen, dessen unmenschlicher Syllogismus besagt: Wenn ich meine, dass einer ein Faschist ist, dann darf ich ihn ermorden. Habe ich einen „Faschisten“ umgebracht, dann bin ich selber ein Antifaschist – genau wie die Partisanen, die wir aus Liedern, Filmen und Romanen („Wem die Stunde schlägt“) kennen, in denen sie als Helden porträtiert werden. Die Botschaft dieses pervertierten Mörders an die Welt lautet also: Es ist okay, Menschen, die ich zu Faschisten und Nazis erklärt habe, umzubringen, denn das ist ein gerechter Akt des Widerstands.
„Wem die Stunde schlägt“: Partisanen als Helden, hier mit den Darstellern Ingrid Bergmann mit Gary Cooper.
Wer jetzt glaubt, dies wäre die zutiefst inhumane Message eines vertierten Kriminellen, der irrt. Politiker, Journalisten, Blogger, TikToker, Influencer, Aktivisten, Podcaster und Comedians bezeichnen seit Jahren jeden, der eine andere Meinung hat, als Faschisten oder Nazi.
Diese beiden Ausdrücke sind inzwischen so ubiquitär, so normal, so selbstverständlich, dass sie auf der einen Seite vollkommen inhaltsleer geworden sind. Und auf der anderen Seite sind sie gleichzeitig eine infame, gehässige und bösartige Verleumdung, die dazu dient, den solcherart Beschuldigten aus der Gesellschaft zu katapultieren, ihn um Freunde, Leser, Zuhörer, Wähler, Kunden, Geldgeber, Auftraggeber und Arbeitgeber zu bringen. Wer einen anderen Nazi oder Faschist nennt, weiß genau, warum er das tut: weil er dessen Ruf und Person maximal schädigen will. Weil es das Schlimmste ist, was man von jemandem behaupten kann. Weil es die eine Beleidigung ist, die – bleibt sie haften – einen Menschen seelisch, körperlich, gesellschaftlich und finanziell ruinieren kann.
Der tiefere Grund dahinter ist der: In den modernen westlichen Gesellschaften herrscht ein durch fast alle Schichten und Milieus laufender Konsens, der besagt, dass Faschismus und Nationalsozialismus – und insbesondere der Nationalsozialismus, wie er im Vernichtungslager Auschwitz kristalline Gestalt annimmt – das maximal denkbare Schlechte darstellen. In einer Gesellschaft wie der unseren, in der alle Ethik relativ und diskursiv ist und in der es folglich nichts absolut Gutes noch Böses mehr gibt, stehen die Verbrechen des Nationalsozialismus paradigmatisch für das maximal Böse und bilden dadurch das Fundament aller Ethik, die von da ausgehend rein ex negativo gedacht wird. Ex negativo bedeutet: Wenn das, was in Auschwitz passiert ist, maximal böse ist, dann muss das Gegenteil davon gut sein.
Der ständige Verweis auf Auschwitz und den Holocaust erklärt, warum allein die Anschuldigung, ein Nazi oder Faschist zu sein, eine so dermaßen mächtige rhetorische Waffe darstellt – im Diskurs nur vergleichbar mit dem Vorwurf in religiösen Gesellschaften, ein Ungläubiger, Häretiker oder Teufelsanbeter zu sein. Und ist jemand endlich als Faschist oder Nazi bleibend denunziert, dann ist der Gewinn für seine Verleumder maximal hoch und reicht von der Verbannung aus den sozialen Medien über Anzeigen, Strafen und Berufsverbote hin bis zum Verlust seiner bürgerlichen Existenz. Ja, er reicht, wie wir am Beispiel Charlie Kirks sehen, bis hin zum Mord. Ist jemand als Faschist und Nazi in den Medien für vogelfrei erklärt, dann ist es, sagt eine entfesselte rot-grüne Medienlandschaft weltweit, verständlich und nachvollziehbar, dass er erschossen wird und Freunde, Familie und Anhänger auf Mitleid und Mitgefühl verzichten müssen. Das ist die moderne Rhetorik des Inhumanen, die bis weit in die Mitte unserer Gesellschaft reicht und seit Jahren Hochkonjunktur hat – natürlich auch beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Deportierte Kinder in Auschwitz 1945. Der allgegenwärtige Verweis auf Auschwitz erklärt, warum schon der Vorwurf, Nazi oder Faschist zu sein, eine so mächtige rhetorische Waffe ist.
Und gerade weil die Anschuldigung, ein Faschist zu sein, so vielen so locker von der Hand geht und ihre zerstörerische Wirkung so groß ist, wird damit rücksichtslos und wahllos um sich gehauen. Aus Sicht vieler Linker und Grüner und der ihnen zuarbeitenden Medien – und das sind fast alle – ist jeder ein Nazi, der auch nur marginal anderer Meinung ist als sie. Deshalb werden Donald Trump, Viktor Orbán und Marine Le Pen andauernd als Faschisten bezeichnet, deshalb wird noch in den seriösesten Zeitungen und natürlich in ARD und ZDF Giorgia Meloni stets als „Postfaschistin“ abqualifiziert, und deswegen gelten so unterschiedliche Persönlichkeiten wie die Harry-Potter-Autorin J. K. Rowling, der kanadische Psychologieprofessor Jordan Peterson, der britische Sachbuchautor Douglas Murray und der Automobil- und Raumfahrtunternehmer Elon Musk allen, die sie nicht mögen, als Faschisten. Und deshalb unternimmt das – selbstverständlich durch und durch „antifaschistische“ – Triumvirat aus SPD, Grünen und Linkspartei im Verein mit dem Verfassungsschutz alle nur denkbaren Anstrengungen, einzelne AfD-Politiker im Besonderen und die ganze Partei im Allgemeinen als „gesichert rechtsextrem“ einzustufen – wobei „gesichert rechtsextrem“ als Code für faschistisch gelten darf.
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni wird gern als „Postfaschistin“ bezeichnet.
Bei so viel ständigem Gerede über Faschismus stellen sich zwei Fragen: Erstens: Wissen die, die dauernd vom Faschismus reden, überhaupt, was damit gemeint ist? Zweitens: Oder benutzen sie den Begriff Faschismus im Zuge einer semantischen Umdeutung nur als reine Kampfrhetorik?
Ad eins: Wer andauernd von Faschismus und Nazitum redet, muss zuerst klären, was er damit meint. Beide Begriffe stehen in einem extrem ernsten historischen Kontext und taugen nicht für rot-grüne Sprechblasen. Deshalb biete ich jetzt Kontext und Etymologie zum Wort und eine Definition des Begriffes.
Das moderne italienische Wort „Fascio“ bedeutet Bündel, Bund oder Strauß (wie in Blumenstrauß), metaphorisch aber auch Vereinigung, Verband oder Gruppe. Mit dem Plural „Fasci“ wurden im Italien des 19. Jahrhunderts politische Vereinigungen bezeichnet, zum Beispiel die bäuerlichen Gewerkschaftsbünde in den 1890er Jahren auf Sizilien, die „Fasci Siciliani“ (Sizilianische Bünde). Die Wurzel des modernen Wortes „Fascio“ liegt jedoch im lateinischen „Fascis“, und die Bedeutung dieses Wortes wirkt in das moderne Italienische mit hinein. Die lateinischen „Fasces“ (Plural) waren nämlich die Rutenbündel (aus denen ein Beil herausragte), die den höchsten römischen Amtsträgern von den Liktoren als Symbol ihrer Macht und Staatsgewalt vorausgetragen wurden. Als sich nach dem Ersten Weltkrieg in Italien Kampfgruppen aus Kriegsveteranen bildeten, nannten sie sich, wie die Sizilianer vor ihnen, „Fasci“. Es gab die „Fasci d’Azione Rivoluzionaria“ (Bünde der revolutionären Aktion), die „Fasci per la Costituente“ (Bünde für die verfassungsgebende Versammlung) oder die „Fasci di Combattimento“ (Kampfbünde). Diese Namen meinten immer zwei Dinge: Auf der einen Seite handelte es sich um rechte, antisozialistische, paramilitärische Vereinigungen, die sich auf der anderen Seite aber explizit auf das antike Rom und die Staatsgewalt seiner höchsten Magistrate beriefen, quasi um zu sagen: Wie einst die Liktoren in Rom mit ihren Fasces stehen auch wir für Macht, Recht und Ordnung.
Eines der führenden Mitglieder dieser Fasci war ein gescheiterter Mittelschullehrer, Ex-Kommunist, Ex-Sozialist, Romanautor, Boulevardjournalist, Freizeit-Geiger, Kaffeehausphilosoph und Zeitungsherausgeber namens Benito Mussolini. Der versammelte am 23. März 1919 einen ebenso bunten wie wilden Haufen von circa hundert Fasci in Mailand. Und dort, in einem Palazzo an der Piazza San Sepolcro (weshalb die Anwesenden später in der faschistischen Folklore als „Sansepolcristi“ verklärt wurden), schlug die historische Geburtsstunde des italienischen Faschismus und damit des Urfaschismus, der jeden anderen Faschismus auf der Welt beeinflusste und prägte.
Benito Mussolini, Mitglied der Fasci d’Azione Rivoluzionaria, mit seiner Familie im Januar 1916.
So, und was ist jetzt eigentlich Faschismus? Was bedeutet dieser Begriff, der heute jedem Konservativen in seinem Leben zahllose Male um die Ohren gehauen wird, wirklich?
Ich beginne mit drei gängigen, aber keineswegs überzeugenden Erklärungen: Da wäre einmal Umberto Ecos Binsenweisheit, der Faschismus sei „keine monolithische Ideologie, sondern eine Collage aus verschiedenen politischen und philosophischen Ideen“; dann hätten wir Ernst Noltes klassische, allerdings viel zu einseitige Definition, dass der Faschismus ein „Antimarxismus ist, der den Gegner durch eine gleichzeitig entgegengesetzte wie ähnliche Ideologie mit ähnlichen Methoden, nur im Rahmen nationaler Autonomie, zu vernichten trachtet“; schließlich gibt es die moderne und heute weithin akzeptierte idealtypische Minimaldefinition von Roger Griffin, die da lautet: „Faschismus ist eine politische Ideologie, deren mythischer Kern in seinen verschiedenen Ausprägungen einen populistischen Ultranationalismus darstellt, der eine radikale Erneuerung der Nation verspricht.“
Das, was Eco, Nolte und Griffin da feststellen, sind alles Aspekte des Faschismus – aber nicht das ganze Paket. Das umfasst wesentlich mehr. Aus meiner Sicht muss jede Definition von Faschismus (oder seinem deutschen Äquivalent, dem Nationalsozialismus) mindestens diese Elemente umfassen:
Das in Summe wäre meine Definition von Faschismus. Die abstrahiert gewiss von den Merkmalen des italienischen Fascismo und des deutschen Nationalsozialismus, aber diese beiden Regime sind nun einmal historisch die wichtigsten überhaupt und dienen selbsternannten Antifaschisten ja andauernd als Folie für ihre ständigen Faschismus-Vergleiche und die permanente Denunziation ihrer politischen Gegner.
Und jetzt kommen wir zum Punkt: Ein auch nur kursorischer Vergleich der politischen Positionen von Donald Trump, Viktor Orbán, Marine Le Pen und Elon Musk, aber auch jener von Alice Weidel und Tino Chrupalla mit dieser Liste faschistischer Zumutungen zeigt auf einen Blick, dass keiner von ihnen auch nur ansatzweise ein Faschist (oder „gesichert rechtsextrem“) ist. Keiner von ihnen will einen totalitären Führerstaat, keiner möchte ein Einparteiensystem, keiner fordert die Abschaffung von Demokratie, Menschen- und Bürgerrechten, keiner plant Kriege nach innen und außen oder die wie auch immer geartete Wiederherstellung einer homogenen Kultur – die es sowieso nicht gibt (nicht einmal Japan ist eine ethnisch „homogene“ Gesellschaft). Und so war auch Charlie Kirk kein Faschist und sein Mörder weder ein Antifaschist noch ein späterer Nachfahre der italienischen Partisanen, sondern nur ein gewöhnlicher Krimineller.
Tatsächlich sind konservative Politiker wie zum Beispiel Alice Weidel oder Victor Orbán nicht im geringsten faschistisch geprägt.
Nun stellt sich noch eine letzte Frage: Wenn Charlie Kirk nicht nur kein Faschist, sondern ob seiner Gesprächsbereitschaft, seiner Diskussionsfreudigkeit, seiner Begeisterung, mit Menschen aller Couleur zu reden, ein sympathischer Advokat konservativer Ideen war – warum hat dann sein Mörder versucht, ihn für die Nachwelt als Faschisten zu denunzieren? Warum hat die einst respektable New York Times in einem Artikel, der nur Stunden nach Kirks Ermordung erschien und sofort berichtigt werden musste, alles, aber auch wirklich alles versucht, ihn als Antisemiten, Rassisten und Islamkritiker zu verunglimpfen? Warum haben alle deutschen Legacy-Medien, insbesondere aber der öffentlich-rechtliche Rundfunk, mit unverhohlener Häme und ihrer längst diskreditierten rhetorischen Ja-Aber-Taktik („Dass es nun Gruppen gibt, die seinen [Kirks] Tod feiern, ist mit nichts zu rechtfertigen. Auch nicht mit seinen oftmals abscheulichen, rassistischen, sexistischen und menschenfeindlichen Aussagen.“) auf Kirks Ermordung reagiert?
Ganz einfach: Weil im links-grünen Medienuniversum der politische Gegner, kann er nicht totgeschwiegen werden (was bei Charlie Kirk wegen dessen Popularität nicht möglich war), totargumentiert werden muss. Obwohl die Mainstream-Medien je nach Alter ihrer Konsumenten zwischen 70 und 50 Prozent der täglichen Medienaufmerksamkeit auf sich verbuchen, müssen sie jede Meinung, die dem rot-grünen Universalkonsens bei Abtreibung, Klima, Corona, LGBTQ, Gender, Immigration oder Islam auch nur minimal widerspricht, durch selektive Fakten, Auslassungen, Framing, Distortion und Diffamierung unverzüglich totschlagen.
Der Mord an Charlie Kirk hat aber noch mehr gezeigt – nämlich, dass Medien und Aktivisten es inzwischen nicht mehr nur bei Worten belassen. Sie wollen mehr. Sie wollen Taten. Zum Beispiel auch Mordtaten. Die Vorbereitung für jeden politischen Mord ist die Herabwürdigung des späteren Opfers. Der politische Gegner muss vor seiner Ermordung zum Unmenschen erklärt werden, damit sein Tod danach hämisch belächelt werden kann. Das ist der wahre Grund, warum Charlie Kirks Mörder sein Opfer auf einer Gewehrpatrone als Faschisten bezeichnete und sich selbst auf einer anderen als Antifaschisten glorifizierte.
Charlie Kirk bei einer Rede kurz vor seiner Ermordung auf dem Campus der Utah Valley University am 10. September 2025.
Ein Mord am politischen Gegner ist jedoch eine größere Angelegenheit, bei der psychologische Hindernisse, Skrupel und Gewissensbisse überwunden werden müssen. Das geht am besten, wenn das spätere Opfer vorher als Mensch maximal entwertet und damit zur Unperson gemacht wurde. Und das wiederum funktioniert in unserer Gesellschaft am besten, wenn einer als Nazi oder Faschist geschmäht wird – der gemäß unserer Ethik maximal denkbaren Abwertung.
Der erschütternde Mord an Charlie Kirk und sein niederschmetterndes Nachspiel in den Medien lässt für die Zukunft nichts Gutes ahnen. Sehr klar ausgesprochen hat dies Santiago Abascal, der Vorsitzende der konservativen spanischen Partei Vox. Er erklärte unmittelbar nach dem Mord an Kirk: „Wir wissen, sie töten uns nicht, weil wir Faschisten sind – sie nennen uns Faschisten, damit sie uns töten können.“
Das trifft die Sache genau.
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