Die politischen Folgen der amerikanischen Zölle

vor 22 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Bekanntlich hat die amerikanische Regierung vor ein paar Tagen erhebliche Zölle auf die allermeisten Importgüter erhoben mit der Begründung, die eigene industrielle Basis wiederbeleben zu wollen.

Im Prinzip ein hehres Ziel und auch, wenn die Maßnahmen etwas ruckartig kamen, muss man doch anerkennen, dass das Problem der „wirtschaftlichen Ungleichgewichte“ sprich des amerikanischen Handelsbilanzdefizits seit langem von diversen amerikanischen Regierungen angemahnt wurde und mindestens seit dem ersten Kabinett Merkel von deutschen Regierungen und auch ganz Europa konsequent ignoriert wurde.

Wer wollte schon der deutschen Exportindustrie freiwillig Steine in den Weg legen? Niemand, offensichtlich.

Zusammengefasst: Jahrzehntelang haben Deutsche hart dafür gearbeitet, dass Amerikaner schöne Autos fahren können, und bekommen haben sie dafür das Versprechen, dass ein paar Einsen und Nullen auf einem Computer irgendwo in Amerika einen Wert darstellen würden. Heiße Luft ist vermutlich werthaltiger.

Was haben die Amerikaner nun mit der vielen Freizeit gemacht, die sich dadurch ergeben hat, dass sie sich nur in geringem Ausmaß mit der Produktion von Autos beschäftigen mussten? Hauptsächlich Waffen jeder Art haben sie gemacht. F16, F35, Bradley, Javelins, Tomahawks, Stingers, Abrams, was das Herz des Kriegers begehrt. Und mit diesen Waffen haben sie die Pax Americana erschaffen und aufrechterhalten.

Dieses Verfahren hat bis Januar 2025 stillschweigend gut funktioniert. Die Amerikaner sichern den Frieden und Europa bezahlt mit der Finanzierung eines ewig wachsenden US-Handelsbilanzdefizits.

Letztlich muss damit für die Bundesrepublik aber kein (großer) Wohlstandsverlust einhergehen, man bezahlt halt jetzt für die äußere Sicherheit direkt und nicht durch das quasi Verschenken von Autos und anderen Gütern.

Es gibt aber einen Aspekt, der sich durchaus noch erheblich auswirken kann. Ein Ergebnis der Zölle und der vermutlichen Wiederbelebung der US-amerikanischen industriellen Basis wird sein, dass die amerikanische Militärmacht mindestens relativ schrumpft, denn die amerikanischen Ressourcen werden in größerem Umfang die Güter herstellen, die bisher das Ausland – weitgehend gratis – geliefert hat.

Gleichzeitig wächst die europäische Militärmacht, wenn wie Donald Trump es formulieren würde, die Amerikaner nicht mehr von Europa abgezockt werden und daher die Europäer wieder mehr Wert auf Kanonen als auf Butter oder Autos legen. Es dürfte also zukünftig deutlich schwieriger werden, die Pax Americana nach eigenem, amerikanischem, Gutdünken aufrechtzuerhalten.

Für einen Kontinent wie Europa, auf dem die letzten 200 Jahre praktisch permanent irgendwo Krieg herrschte, was sich erst ab 1945 durch die Pax Americana etwas besserte, sind das nicht die besten Aussichten. Und die kommende Dekarbonisierungs- und Deindustrialisierungskrise macht das in Zusammenarbeit mit dem Abbau zivilisierter Konfliktlösungsmöglichkeiten bzw. demokratischer Freiheiten bestimmt nicht besser. Ich denke, Donald Trump macht gerade einen Fehler, ich vermute einen großen.

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