
Eigentlich sollte dieser Text schon am Tag des Anschlags in München geschrieben werden. Aber was soll man schreiben? Was kann man denn noch schreiben, was nicht schon gesagt und geschrieben wurde – nach Brokstedt, nach Solingen, nach Mannheim, Magdeburg, Aschaffenburg. Noch ein Text wirkt längst redundant. Man kommt sich wie ein Automat vor. Aber man wäre ja nicht der Einzige.
Die Reaktionen auf solche Anschläge sind so repetitiv wie die Anschläge selbst. In München war es schon wieder ein Asylbewerber, schon wieder ein Afghane, schon wieder einer, der nicht hätte hier sein sollen und dennoch unentschuldbar „geduldet“ worden ist. Die Bausatz-Statements der Politiker sind immer gleich nichtssagend und hohl, nur der Ort der neuesten Tragödie wird neu eingesetzt. Die Bausatz-Statements mit ChatGPT-Charakter gleichen sich fast komplett. „Der Anschlag in [hier Ort einsetzen] erschüttert mich zutiefst. Mindestens [hier Opferzahl einsetzen] Menschen sind verletzt und wir hoffen auf ihre schnelle Genesung. Wir dürfen uns jetzt nicht spalten lassen.“
Die „Demo gegen Rechts“ in München wird natürlich erwartbar angekündigt. Dass sie schon rund acht Stunden nach der Tat stattfindet, ist ein neuer Rekord. Klar, dass wieder nicht gegen den Terror im Wochentakt demonstriert wird, sondern gegen alle, die daran etwas ändern wollen. Die Tat ist schon wieder zweitrangig, sondern es wird wieder gewarnt vor „rechter Hetze“ und „Instrumentalisierung“. Wie schon vor drei Wochen, oder schon im Dezember, oder im Sommer letzten Jahres. Oder, oder, oder. Täglich grüßt das Murmeltier gegen Rechts. Dass diese Demos inzwischen selbst vor Terror (und wahrscheinlich nicht vor dem rechten Terror) geschützt werden müssen, gibt keinem der Teilnehmer ernsthaft zu denken.
Das alles drückt eine gesamtgesellschaftliche Apathie aus, die man selbst auch schon spürt. Oh, noch ein Anschlag, mhm. Empörung oder Schock wollen sich kaum noch einstellen, dazu sind diese Meldungen einfach viel zu normal geworden. Das Bild des plattgefahrenen Kinderwagens löst vielleicht nochmal etwas in einem aus. Ansonsten legt sich der Schleier der Apathie auch über einen selbst, wobei man sich doch empören müsste. Die Motivlage ist längst egal. Islamist, psychisch krank, ein psychisch kranker Islamist oder ein islamistischer psychisch kranker? Das interessiert immer mehr Menschen immer weniger. Dieses Mal war es wohl ein Islamist, nächstes Mal wird es wieder ein psychisch kranker sein. Das Grundproblem bleibt dasselbe.
Und die austauschbaren Bausatz-Statements der Politiker werden von simulierter Entschlossenheit begleitet – nach jedem Terroranschlag sagt irgendein Regierungspolitiker einen Satz wie „es reicht“ oder „jetzt muss Schluss sein mit…“ – aber dann passiert nichts. Und wenn die Regierung nach jedem Terroranschlag erklärt, dass der Staat „maximale Härte zeigen“ muss und der Staat dann jedes mal nur minimal handelt, muss man sich über 20 Prozent für die AfD nur noch wundern, weil es noch verdammt wenige sind.
Vor zwei Wochen wurde im Bundestag abgestimmt – über eine Migrations- und Asylwende. Hier hätte man das Grundproblem der unkontrollierten Masseneinwanderung in unser Land nicht gelöst, man wäre aber einen entscheidenden Schritt gegangen. Doch ein Gesetzesentwurf dazu scheitert, nur ein folgenloser Entschließungsantrag geht durchs Parlament. Rot-Grün schimpft und schreit gegen die Asylwende, dann stimmen sie dagegen. SPD und Grüne wollen nichts daran verändern, dass vielleicht jeden Tag ein neuer Attentäter in Spe einwandert.
Der letzte, Farhad N., kam schon 2016. Er galt als „gut integriert“, bis er es plötzlich nicht mehr war und mit seinem Mini in die Demonstration raste. Wie viele Zeitbomben sind längst unter uns? Und wie viele werden noch kommen dank dieser mörderischen Migrationspolitik? Von den Grünen heißt es mantraartig: Nicht spalten lassen! Aber über Spaltung sind wir schon längst hinaus.
Als die Grünen-Spitze nur wenige Tage nach dem Doppelmord von Aschaffenburg auf der „Demo gegen Rechts“ grinsend Selfies machte, hieß es an dieser Stelle: Diese Grinsegesichter sind die Garanten dafür, dass sich Aschaffenburg dieses Jahr noch ein halbes Dutzendmal wiederholen wird. Dass es nur ein paar Wochen bis zur ersten Wiederholung dauern würde, hätte ich bei allem Zynismus nicht zu schreiben gewagt. Aber die Realität überholt in Deutschland längst jeden Zynismus. Die regelmäßigen Bluttaten und Anschläge sind unerträglich. Die ritualisierten Reaktionen derer, die im Ernst daran nichts ändern wollen, sind es genauso wenig. Sie müssen sich schon lange eine moralische Frage der Mitschuld stellen.