Die US-Wahl beweist: Wokeness ist tot

vor 10 Monaten

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Bildquelle: NiUS

„Ich verstehe es nicht“, schrieb vor wenigen Tagen der Spiegel-Kollege Nikolaus Blome und es war wenigstens eine ehrliche Kolumne zum amerikanischen Wahlkampf zwischen Kamala Harris und Donald Trump, auch wenn er den Kampf zwischen diesen beiden so ungleichen Konkurrenten wie so viele andere Kollegen in Deutschland wahrscheinlich trotzdem immer noch nicht verstanden hat.

Weil er gefangen im eigenen Weltbild nicht verstehen konnte, wie all die guten Ratschläge aus Deutschland und all die Gefahren, die man an die Wand geworfen hatte, all die Hitler-Vergleiche, die zwei Dutzend Spiegel-Trump-Weltuntergangs-Cover, all die belehrenden Kommentare der Georg Restles der öffentlich-rechtlichen Sender und auch die angeblich durch Trump drohenden Faschismus-Weltkrieg-Endkampf-Szenarien, die seit Monaten in deutschen Medien verbreitet werden, einfach nicht wirkten. Die Menschen in den USA mochten diesen lauten, schrägen, irren und unterhaltsamen Mann trotzdem und wählten ihn mit einer überwältigenden Mehrheit zu ihrem nächsten Präsidenten.

Er verstand offenbar nicht, dass eine überhebliche, besserwisserische und dann doch nur selbsternannte polit-mediale Elite gar nicht den repräsentativen Querschnitt einer Bevölkerung abbildet, sondern nur das Zirkuspublikum eines regenbogenfarbenen Parallelkosmos. Er verstand nicht, dass dieser Mann mit jeder Beleidigung, die man ihm an den Kopf warf, wuchs, als würde er diese Worte wie Nährstoff und Ansporn aufsaugen. Er verstand nicht, dass die Menschen ihn gerade deswegen mochten, weil er nicht die Professionalität eines Parteizöglings ausstrahlte, der schon mit 16 darauf achtet, nichts Falsches mehr zu sagen, um das Ministeramt mit 40 nicht zu gefährden. Er verstand wie so viele nicht, dass die Auftritte bei der Essensausgabe von McDonalds oder mit der grellgelben Weste eines Müllautofahrers weder Anbiederung noch Peinlichkeit ausstrahlten, sondern Authentizität, Humor und Selbstironie. Trump gibt den Menschen ihr Selbstbewusstsein zurück, die Sehnsucht danach, eine „Great Nation“ zu sein und sich dafür weder erklären noch entschuldigen zu müssen.

Donald Trump und seine Kampagnen-Strategen hatten auf jeden Angriff aus dem Biden-Harris-Lager einen Konter parat.

Noch am selben Tag brach nach dieser denkwürdigen Wahl in den USA in Deutschland die Illusion einer linken Fortschrittsregierung wie ein Trümmerhaufen zusammen. Auch hier hatte man bis zuletzt auf allen Kanälen alle Sprechblasen des linken Mainstreams beschworen, um den Fortbestand einer Koalition zu sichern, die bereits seit Monaten klinisch tot ist.

„Intellektuellenidioten“ nannte der arabisch-amerikanische Essayist Nassim Nicholas Taleb einst diesen hochgebildeten Menschenschlag, der trotz ausführlichen Studien an den Elite-Universitäten der Welt doch so erstaunlich wenig über das echte Leben weiß. Wenn man zu sehr damit beschäftigt ist, herbeizureden und zu schreiben, was man selbst möchte, anstatt zuzuhören, was die Menschen wollen und bewegt, dann kommen dabei eben nicht nur Wahlergebnisse wie in den deutschen Ost-Bundesländern heraus, sondern auch Wahlsiege eines Donald Trump.

Wokeness ist tot. Ihre Vertreter wissen es nur noch nicht und es wird noch ein großes Lamento und viele Verzweiflungstränen auf TikTok-Videos geben, ein paar werden dabei noch schnell ihr Geschlecht und ihre Pronomen wechseln. Und doch kann nichts darüber hinwegtäuschen, dass es die Rückzugsgefechte einer gescheiterten Ideologie sind. Das letzte trotzige Aufbäumen in einer Art Führerbunkermentalität, die nicht wahrhaben will, dass die Schlacht geschlagen ist.

„Aber ich liebe doch alle, alle Menschen“, formulierte einst der damalige Stasi-Chef Erich Mielke bei seiner einzigen und letzten Rede vor der DDR-Volkskammer im Angesicht der Trümmer eines politischen Denksystems, das innerhalb weniger Tage demontiert worden war. In gleicher Manier stehen gerade viele fassungslos und betrachten die Trümmer ihrer eigenen Wahlprognosen.

Das Beschwören des Weltuntergangs wird selbstverständlich trotzdem noch eine Weile in den Echokammern des Establishments vorangehen. Dass nun Ungemach droht, Kriege und Faschismus. Dass es für Europa schlecht wäre, dass ein Trump und keine Harris im Weißen Haus residieren werde und wir natürlich jetzt angesichts dieser unsicheren Zeiten unbedingt einem so stabilen Mann wie dem Olaf folgen müssen. Als ob die Welt oder gar Europa aktuell stabil sei nach vier Jahren Joe Biden und Kamala Harris im Weißen Haus und drei Jahren deutscher Ampel in Berlin. Das Gegenteil ist der Fall. Zwei neue Kriegsherde, einer mitten in Europa und einer im Nahen Osten, sind entbrannt, Europa ist ideologisch genauso gespalten, wie Deutschland demnächst pleite.

Hat Deutschland Spaltung statt Stabilität beschert: Bundeskanzler Olaf Scholz.

Das Volk, das böse, wird jenseits des Atlantiks genauso beschimpft, gemaßregelt und drangsaliert wie hierzulande, wenn es all die Toleranzfestspiele, Transbekenntnisse und Klimawichtigkeiten nicht mehr mitgehen will, weil ihm Dinge wie illegale Migration, innere Sicherheit und bezahlbare Mieten und Strom deutlich relevanter erscheinen. Hier wie da bekam es statt Antworten nur neue Drohungen und wehrt sich auf dem einzigen Weg, der dem Volk noch bleibt: freie Wahlen.

Die Wahlkarte der Amerikaner ist jetzt tief-republikanisch-rot. Jene der Deutschen geteilt schwarz und blau. Wokeness ist tot und mit ihr die Protagonisten dieses Systems, die schillernden Dragqueens und die bösartigen Meinungssanktionierer, die als allerlei „Beauftragte“ getarnt bislang sehr gut vom Lebenselixier nie endender Steuergeldflüsse ihre Energie saugten.

Man sagt, dass alles aus Amerika mit einer Verspätung von zehn Jahren auch über den europäischen Kontinent schwappt. Ich glaube, es wird diesmal schneller gehen. Deutschland befindet sich am Abgrund eines ernsthaften wirtschaftlichen Zusammenbruchs und an der Grenze seiner sozialen Aufnahmefähigkeit aus fremden Kulturen. Und das begreifen die einfachen Menschen oft hautnah viel besser als jene, die sich in den Intellektuellenidioten-Hochburgen so gut abschirmen und finanziell absichern können. Scholz ist „dead man walking“, jemand muss es ihm nur sagen, dass er sich möglicherweise verzockt hat in der Annahme, der Applaus in seiner eigenen Fraktion mache ihn zum großen Staatsmann, dem nun die Opposition gerne zur Hand geht. Dieser Realitätsverlust hat schon Mielke-Qualität:

Die alten Mechanismen der Meinungsbildung, an die man sich gewöhnt hatte, funktionieren schon lange nicht mehr, das weiß man auch in den Chefetagen der Macht sehr wohl. Warum sonst sollte man dort so bemüht sein, die freie Kommunikation der Bürger und die Verbreitung von quergebürsteten Fakten auf allen erdenklichen Wegen und mit immer neuen Gesetzen, Instrumenten und Institutionen, zu unterbinden? Man glaubt aber auch, das Volk sei noch unter Kontrolle zu bekommen, es sei noch zu schaffen, den Riss in der Brandmauer zu stopfen.

Die Wahrheit ist: In den USA ist gestern ein Ball ins Rollen gebracht worden und der erste Dominostein ist dann ausgerechnet in Deutschland umgefallen.

Lesen Sie auch:Frauen, Latinos und Schwarze trugen Trump zum Sieg

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