Chatten für Frauen ohne männlichen Vormund verboten, Verhüllung und salafistische Prediger: Die verborgene Welt des islamistischen Datings

vor etwa 2 Stunden

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Die streng muslimische Datingapp „Half of my deen“ wird in Deutschland immer beliebter. In migrantisch geprägten Stadtteilen hängen vermehrt Werbeplakate für die Datingapp, die Macher versprechen ein Kennenlernen, das „diskret, anonym und ohne direkten Austausch“ ablaufen soll – also streng nach islamischen Regeln. NIUS ist in die Welt des islamischen Datings eingetaucht und ist dabei auf radikale Prediger, Islamisten und fehlende Frauenrechte gestoßen.

Dieses Werbeplakat hängt in einem arabischen Imbiss im Berliner Bezirk Neukölln.

Kaum ist man registriert, fällt schnell auf: Kontrolle ist alles auf dieser App. Jede Nachricht und alle Antworten werden von einem Admin überprüft und erst dann freigeschaltet. Noch bevor man nach seiner zukünftigen Frau suchen darf, muss man einen Fragenkatalog mit theologisch-islamischen Fragen beantworten, um überhaupt freigeschaltet zu werden. Die erste Frage zielt direkt darauf ab, welche Prediger man hört und wie man sich sein islamisches Wissen aneignet. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz formulierte NIUS radikal islamistische Antworten. Laut unserem Profil konsumieren wir Pierre Vogel (Abu Hamza), der in den letzten Jahren als salafistischer Prediger vom Verfassungsschutz beobachtet wurde. Auch Ibrahim Abou-Nagie steht bei uns auf der Liste, der Prediger wird ebenfalls vom Verfassungsschutz beobachtet. Zuletzt gaben wir an, den Islamisten Sven Lau (Abu Adam) zu konsumieren.

Nach fünf – anscheinend erfolgreich – beantworteten Fragen wird das Profil freigeschaltet.

Die erste Frage in der App, um überhaupt nach einer Frau suchen zu dürfen ...

Die App ermöglicht dem Nutzer, bis zu drei Anfragen pro Woche an potenzielle Partner zu stellen. Die Plattform verspricht dabei, einen Partner auf dem „erlaubten Weg“, also nach der „Sunnah des Propheten“ zu finden. Das bedeutet laut Info des Dating-Portals: Es ist „kein direkter Austausch“ zwischen den potenziellen Dating-Kandidaten möglich, auch gibt es „keine Fotos“. Denn, so das Portal weiter: „Wir sind bei jedem Schritt involviert“.

Der „erlaubte Weg“ sieht also vor, dass ein direkter Austausch zwischen Frau und Mann nicht möglich ist – es sei denn, ein islamischer Vormund gibt der Frau seine Erlaubnis dazu. Dieser Vormund heißt in der islamischen Welt „Wali“ und muss ein Mann sein. Wenn Frauen sich auf der App anmelden wollen, durchlaufen sie das gleiche Prozedere wie Männer, sie müssen allerdings ihren „Wali“, den gesetzlichen Vormund, nennen – inklusive Telefonnummer ihres „Walis“. Nach islamischem Recht ist das ihr Vater, derjenige, der vom Vater dazu autorisiert wurde, ihr Großvater väterlicherseits, der Sohn oder einer der väterlichen Nachfahren, ihr leiblicher Bruder, der Sohn des Bruders (ab der Pubertät) oder ihr „Befreier“, wie es in einem Infopost in der App heißt. Auch in dieser Reihenfolge.

Als Frau ist man verpflichtet, den Vormund zu nennen. Auch wann der „Wali“ erreichbar ist, wird abgefragt.

Beim Durchschauen der Profile fällt auf: Häufig werden radikale Prediger als persönliche Lehrmeister genannt. Beispielsweise nennen überproportional viele Nutzer den Salafisten Abul Baraa, eine Szenegröße, der seit den frühen 2000ern in Berlin predigt und vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Auch Pierre Vogel (Abu Hamza) oder Sven Lau werden als häufig gehörte Prediger von den Nutzern aufgeführt, ebenfalls Salafisten, ebenfalls beobachtet von den deutschen Sicherheitsbehörden. Sie stehen regelmäßig in den Verfassungsschutzberichten des Landes Berlin, des Bundesamtes für Verfassungsschutz und anderen Landesbehörden. Und bei Betrachtung der App wird klar, wie viele es von diesen Nutzern bundesweit geben muss. Es gibt unzählige Beispiele dafür.

Eine Nutzerin, die auf der Suche nach einem Partner ist, gibt an, salafistische Prediger zu hören.

Nicht nur für Frauen ist es Pflicht anzugeben, wie sie sich verschleiern, auch für Männer gibt es Vorschriften. Beim Erstellen des Profils wird abgefragt, wie viele Suren man aus dem Koran auswendig kann. Der Bart soll stets nach der Vorschrift des Propheten getragen werden. Das bedeutet, dass man als Mann seinen Schnurrbart kürzen soll und seinen Kinnbart wachsen lassen soll. Diese Angabe ist Pflicht beim Erstellen des Profils.

Der Bart ist Pflichtangabe in der App.

In der App geht es offenbar darum, Frauen an heiratswillige Muslime zu vermitteln, die ihr männlicher Vormund für sie auswählt. Die Frau hat dabei nur bedingt ein Mitspracherecht. Wer ihr Ehemann wird, entscheidet letztlich ihr Vater, ihr Bruder, ihr Onkel. Die muslimische Heiratsvermittlung per App ist dabei keineswegs neu: Bereits im Sommer 2010 gründete der US-amerikanische Unternehmer und Comedian „Baba Ali“ die muslimische Online-Heiratsvermittlung „HalfOurDeen“. Nun gibt es mit „Half of my deen“ einen deutschen Ableger, der Frauen und Männer nach muslimischen Regeln zusammenführen will.

Ein christlicher Nutzer kritisierte in einem Instagram-Video den Account von „Half of my deen“ und stellte Christentum und Islam gegenüber. Darauf antwortete die Plattform mit den Worten: „Möge Allah uns von deinem Übel und dem Übel deiner Botschaft bewahren und dich und deinesgleichen rechtleiten.“ Der Nutzer beharrte darauf: „Das Christentum ist und bleibt die Wahrheit.“

„Deine üble Botschaft“: So antwortet der Betreiber auf einen Kritiker.

Hinter der App steht ein Mann namens Baki Ipek, der auch im Impressum genannt wird. Offiziell ist die App an einer Berliner Adresse gemeldet, an der auch zahlreiche andere Firmen sitzen. NIUS war vor Ort, konnte dort jedoch keinen Hinweis auf Ipek finden.

Mehr NIUS: Rechte, Linke, Islamisten: Verfassungsschutz zählt mehr als 35.000 gewaltbereite Extremisten in Deutschland

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