Die Verschwörungstheoretiker der Öffentlich-Rechtlichen und die Messer-Gewalt

vor 27 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Im April 2025 rüttelte das ZDF die Nation mit einer sensationellen Enthüllung auf: Die Redaktion der Sendung „Terra X History“ behauptete, sie habe mit Hilfe eines „Datenforensikers“ im Netz „Datenspuren“ entdeckt, die auf einen lenkenden russischen Einfluss auf Messer-Anschläge in Deutschland hindeuteten. Der Mainzer Sender verlieh der Geschichte ein besonderes Gewicht, indem er eine seriös klingende Zusammenfassung in der Nachrichtensendung „heute“ präsentierte.

Dort wie in der Sendung selbst lautete der Tenor: Die Anschläge hätten jeweils kurz vor Wahlen stattgefunden – und schon das könnte doch kein Zufall sein. Diese Scheinlogik verbreitete vorher schon Ulf Schmiese vom ZDF-Hauptstadtstudio in einer „heute“-Sendung unter Berufung auf ominöse „Sicherheitskreise“, und ohne den geringsten Beleg. Die wilde ZDF-Netzdaten-Putin-Geschichte kollabierte schnell:

Sie beruhte lediglich auf sogenannten Daten-Artefakten des Tools Google Trends. Mit entsprechenden Sucheingaben lassen sich damit bei sehr kleinen Datenmengen angebliche Google-Suchanfragen generieren, die auf den ersten Blick so wirken, als hätten schon vor den Anschlägen in Mannheim, Aschaffenburg und München Nutzer in Russland danach im Netz gesucht. Ganz ähnliche Ergebnisse kann jeder Nutzer allerdings mit Google Trends für beliebige Ereignisse und Länder produzieren – mit der Realität haben sie nichts zu tun. Verfassungsschutz und BND wiesen die ZDF-Spekulation umgehend als völlig unplausibel zurück. Vor allem aber hält die Behauptung der „auffälligen Häufung“ von Anschlägen vor Wahlen einer Überprüfung nicht stand.

Der Anschlag in Mannheim am 31. Mai 2024 auf einer Aufklärungs-Kundgebung (über den politischen Islam in Europa) von Michael Stürzenberger, bei der der afghanische Attentäter Sulaiman Ataee den Polizisten Rouven Laur tötete, ereignete sich tatsächlich kurz vor der Europawahl; der Mord an einem Kleinkind und einem Mann in Aschaffenburg durch den abgelehnten syrischen Asylbewerber und die Terrorfahrt des ebenfalls ablehnten afghanischen Asylbewerbers Farhad N. in München lagen in zeitlicher Nähe zur Bundestagswahl.

Allerdings überziehen islamische Täter Westeuropa schon seit Jahren mit Mordanschlägen in dichter Folge, entweder geplant wie die Tat in Mannheim oder aus dem Nichts wie in Aschaffenburg. Da auch häufig Wahlen stattfinden – in Deutschland auf Landes-, Bundes- und Europaebene –, beträgt die statistische Wahrscheinlichkeit, dass einige Anschläge in Wahlkampfzeiten fallen, einhundert Prozent.

Für viele Attentate trifft das aber auch nicht zu, etwa den Messermord durch den Somalier Jibril A. am 25. Juni 2021 in der Innenstadt von Würzburg, den Anschlag auf Passagiere eines Regionalzugs in Brokstedt am 25. Januar 2023 mit zwei Toten und drei Schwerverletzten. Den Terroranschlag auf das Stadtfest in Solingen beging der IS-Sympathisant Issa Al Hassan am 23. August 2024, also nach der Europawahl. Als ein Täter mit einem Messer und unter Allahu-Akbar-Rufen am 7. September 2024 bei Hennigsdorf einen deutschen LKW-Fahrer niederstach, fand ebenfalls kein Wahlkampf statt, ebenso wenig wie bei den islamistischen Anschlägen im elsässischen Mulhouse (22. Februar 2025), im österreichischen Villach (15. Februar 2025) und in Rotterdam (20. September 2024).

Das Gleiche gilt auch für den Anschlag am Wochenende in Bielefeld: Hier stach der aus Syrien stammende Mahmoud M. am frühen Sonntagmorgen um 4.20 Uhr mit einem Messer und einem Stockdegen auf Gäste der Bar „Coutie“ ein, die vor dem Gebäude feierten, und verletzte fünf Menschen, vier davon schwer. Im folgenden Handgemenge ließ der Täter einen Rucksack zurück, der zwei weitere Messer und eine Flasche mit brennbarer Flüssigkeit enthielt. Diese Umstände sprechen dafür, dass er eine noch weitergehende Gewalttat plante, die nur durch die Gegenwehr der Gäste daran verhindert werden konnte. Mittlerweile nahm die Polizei M. fest. Er kam erst 2023 nach Deutschland, also lange nach dem syrischen Bürgerkrieg. Asyl nach Artikel 16 a erhielt er nicht – wie fast alle Migranten aus Syrien.

Mehrere Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hatten in der Vergangenheit die Verschwörungstheorie der aus dem Ausland respektive Russland „gelenkten Anschläge“ verbreitet, die angeblich „nur vor Wahlen“ stattfänden – beispielsweise Marietta Slomka, der ZDF-Redakteur Horst Hano und die WDR-Redakteurin Isabel Schayani, die schon mehrfach auf X Falschbehauptungen verbreitete.

Die sonst so meinungsfreudigen Journalisten äußerten sich bisher nicht zu dem Anschlag in Bielefeld. Kein Wunder: Er passt einfach nicht in ihre Erzählung. Am vergangenen Wochenende stach nicht nur der Syrer Mahmoud M. in Bielefeld zu. In Halle/Saale ging ein dem Kosovo stammender Mann mit einem Messer auf Nachbarn los und verletzte drei von ihnen, darunter ein 11-jähriges Mädchen.

Dass es bei den Messerangriffen generell eine Überrepräsentation bestimmter Herkunftsländer der Täter gibt, ergibt sich klar aus der Kriminalstatistik.

Trotzdem bemühen sich Journalisten aus dem linken Milieu immer wieder, diesen Befund kleinzureden, zu relativieren („die Hälfte der Messertäter sind Deutsche“) oder ganz andere Motive dahinter zu konstruieren, etwa die lenkende Hand Putins.

In Wirklichkeit gibt es sehr wohl ein Muster, das die meisten Messer-Anschläge der vergangenen Jahre verbindet: Die Täter stammen aus muslimischen Ländern, etliche von ihnen sympathisierten mit dem IS – und sehr viele hätten sich zum Zeitpunkt der Anschläge gar nicht mehr im Land aufhalten dürfen, da längst als Asylbewerber abgelehnt.

Politisch eindeutig zuordenbare Anschläge wie die in Mannheim durch einen IS-Anhänger machen nur eine Minderheit der Taten aus. Im vergangenen Jahr ereigneten sich deutschlandweit laut Polizeistatistik 29.014 Fälle von Messerkriminalität, also im Schnitt etwa 80 pro Tag. Davon entfielen 54,3 Prozent auf Gewaltkriminalität, 43,3 Prozent auf Bedrohung. Durchschnittlich starb 2024 jeden dritten Tag ein Mensch durch ein Messer. Die Messerkriminalität nahm im Vergleich zu 2023 um 11 Prozent zu.

Im Jahr 2025 dürfte die Zahl wohl weiter steigen. Erst im April sorgte ein Mord in Berlin für Entsetzen: Dort erstach ein abgelehnter syrischer 43-jähriger Asylbewerber mit langem Strafregister in der U-Bahnlinie 2 einen 29-jährigen Mann, bei dem es sich wohl um ein Zufallsopfer handelte. Die Polizei hatte den Syrer in einem internen Vermerk als gefährlich bezeichnet. Trotzdem geschah bis zu dem Mord in der U-Bahn nichts. Die Polizei erschoss den Täter, als er mit seinem Messer kurz nach seiner Tat auf die Beamten losging.

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