Die Zeit zerlegt Correctiv – Hauptautor gesteht: Wort „Vertreibung“ fiel nicht, war nur „gemeint“

vor 4 Monaten

Blog Image
Bildquelle: NiUS

Morgen, am 10. Januar, hätte die Geschichte von Correctiv „Geheimplan gegen Deutschland“ ihr erstes Jahresjubiläum. Hätte. Denn sie lebt nicht mehr. Zeit-Online versetzte ihr zwei Tage zuvor, am 8. Januar, den finalen Todesstoß.

Die Zeit gehört zu den größten und angesehensten Zeitungen Deutschlands. Sie repräsentiert die linksliberale Medienöffentlichkeit. Nun kann also durchaus davon gesprochen werden, dass die Aufdeckung des größten Propagandaskandals in der Geschichte der Bundesrepublik auch im Mainstream stattfindet, selbst wenn ARD und ZDF weiterhin an ihrer auf dem Correctiv-Bericht beruhenden, faktisch längst widerlegten Berichterstattung festhalten.

Das Helmut-Schmidt-Haus in Hamburg, hier entsteht die „Zeit“

Was ist passiert? In einer aufwändigen Recherche haben sich Journalisten der Zeit dem Kern der Correctiv-Geschichte gewidmet, indem sie eine Antwort auf folgende Frage haben wollten: „Die Frage ist allerdings, ob die Kernthese des Correctiv-Texts zutrifft: dass die Potsdamer Konferenzgäste die Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland geplant hätten.“

Dazu befragten sie sämtliche Teilnehmer des Potsdamtreffens sowie die Autoren von Correctiv. Das Ergebnis nach vielen Gesprächen: Die Teilnehmer dementieren die zentrale Behauptung Correctivs, dass es in Potsdam „einen Masterplan zur Ausweisung von deutschen Staatsbürgern“, wie das „Faktencheck“-Portal in seinem Resümee behauptet, gegeben habe. Ebenso wenig existierte eine „Ausbürgerungsidee“ in Martin Sellners Vortrag: Es wurde kein Plan besprochen, Migranten mit deutscher Staatsbürgerschaft selbige zu entziehen. „Alle Teilnehmer des Treffens, mit denen die Zeit gesprochen hat, bestreiten das. ,Es ist nie über millionenfache Vertreibung gesprochen worden‘, sagt Wilhelm Wilderink. ,Es gab keine Planung, es gab auch keinen Austausch darüber‘, sagt Gerrit Huy“, so das Flaggschiff der Linksliberalen.

Noch verheerender wirkt sich die Antwort von Jean Peters aus, Hauptautor der Correctiv-Geschichte, der unter falscher Identität in der Potsdam-Villa recherchiert hatte. Peters kann keine Fakten nennen, um den Kern der Geschichte zu belegen. Die Zeit: „Peters ist auskunftsbereit, aber auf einfache Fragen nach dem, was in Potsdam geschah, reagiert er bisweilen unwillig: ,Wirklich? Ist das die Frage?‘. Ein anderes Mal fragt er: ‚Was machen wir hier gerade?‘“

Dem Anschein nach war Jean Peters in das Gespräch mit der Zeit in der Annahme gegangen, dass verbündete linke Journalisten ihm eine Bühne als mutiger Investigativjournalist bieten würden. Stattdessen knipsten die beiden Zeit-Journalisten die Verhörlampe an: „Fragt man Jean Peters, den Haupt-Rechercheur des Artikels, ob das Wort ,Vertreibung‘ bei dem Treffen jemals gefallen sei, zögert er kurz. Und sagt dann: Nein. ‚Aber natürlich war es gemeint.‘“

Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass Anne Hähnig und Marc Widmann, so die Namen der beiden Zeit-Journalisten, den Aktivisten und Fake-Journalisten Jean Peters gegrillt haben. Denn mit seiner Antwort hat Jean Peters stellvertretend für Correctiv eingestanden, dass nicht einmal das Wort „Vertreibung“ gefallen ist, der Wesenskern der Geschichte also eine bloße Meinung ist. Das war von Anfang an erkennbar: Am 12.01. notierte der NIUS-Autor auf X: „Bislang sieht es so aus, als wäre Correctiv mit Pauken und Trompeten an die Öffentlichkeit gegangen, ohne Handfestes in der Hand zu haben. Der eigene Text deckt jedenfalls die gezogenen Schlussfolgerungen nicht ... Was der SPD und der Süddeutschen passierte, könnte auch Correctiv und Tagesschau widerfahren: als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet.“

Letztlich hat sich die Auffassung durchgesetzt, die Staatsrechtler Vosgerau in Tichys Einblick am 18. Januar vertreten hatte. Vosgerau fasste die pseudojournalistische Strategie Correctivs so zusammen: „Letztlich sagt Correctiv: ‚Wir wissen, was Martin Sellner heimlich denkt, wenn er von Remigration spricht, auch wenn er es so nicht sagt.‘ Aber woher wissen die das? Und: Wenn sie ohnehin schon wissen, was Martin Sellner heimlich denkt, hätte man sich das Brimborium mit vier Kameras doch auch sparen können. Fotografieren kann man seine geheimen Gedanken ja schließlich nicht.“

Vosgerau weiter: „Hieran sieht man, dass es sich um eine einzige Inszenierung handelt. Wir erfahren nichts über Martin Sellners Ansichten – die man übrigens leicht in seinem Buch nachlesen könnte –, erst recht nichts über die Gedanken oder gar Pläne weiterer Teilnehmer. Sondern wir erfahren, dass Correctiv ihm alles mögliche Böse zutraut.“

Die Zeit-Recherche erscheint fast gleichzeitig zu einem wichtigen Medienereignis. Der Journalist Peter Welchering kommentierte die Correctiv-Geschichte ausführlich.

Auf X führte er aus, „dass es sich bei dem Correctiv-Text gerade nicht um einen ‚Bericht‘ handelt (…), sondern um einen Text in der Stilform eines Dramas.“ Seine Kritik beruht auf dem Beschluss des Landgerichts Hamburg gegen das ZDF, das festgestellt hatte: „Die so verstandenen Tatsachenbehauptungen sind prozessual unwahr.“

Peters Welcherings Bilanz: „Ich habe keine Erklärung für dieses systemische Medienversagen. Es muss gleichwohl aufgearbeitet werden. Aber die Widerstände gegen diese Aufarbeitung sind groß, sehr groß.“

Mehr NIUS:Chronik eines Propagandaskandals: Wie die Legende von „Deportationen“ zur Nachrichtenlage wurde

Publisher Logo

Dieser Artikel ist von NiUS

Klicke den folgenden Button, um den Artikel auf der Website von NiUS zu lesen.

Weitere Artikel