
Das von der ARD und linksaktivistischen Helfershelfern auf Krawall gebürstete Sommerinterview mit AfD-Co-Sprecherin Alice Weidel vom 20. Juli wirkt nach. Und zwar nicht zum Schaden der AfD, die in der Sonntagsumfrage stabil bei 24/25 Prozent steht, sondern zum Schaden der ARD und des jährlich mit mehr als 9 Milliarden Euro zwangsfinanzierten Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk.
TE hat ausführlich berichtet, wie hier – ganz offensichtlich vorab abgesprochen bzw. aktiv geduldet – eine Chaostruppe vom „Zentrum für politische Schönheit“ und von „Omas gegen Rechts“ im Beisein der Berliner Polizei das Interview brutal beschallte und für kritische Zuschauer zu einem der größten Skandale der bundesdeutschen Mediengeschichte machte. Etwa mit dem mit Hilfe mehrerer Lautsprecher durchdröhnenden „Song“: “Scheiß AfD“. Gesungen vom Corner/FLINTA*-Chor, der im Dezember 2024 den Popkultur-Preis „Roy“ der CSU-regierten Stadt Augsburg erhalten hatte. (FLINTA* = Frauen, Lesben, Intergeschlechtliche, Nicht-binäre, Trans- und Agender-Personen).
Da ging alles unter, sollte alles untergehen, was ein politisches Interview ausmacht. Am Ende fragte ARD-Moderator Markus Preiß Alice Weidel: „Können Sie uns drei Dinge nennen, die in Deutschland richtig gut laufen?“ Weidel antwortete: „Ganz schwierig … Ich mache mir Sorgen um unser Land.“ Über die Regierung könnte sie jedenfalls nichts Gutes sagen. Sie sei aber „besonders stolz“ darauf, dass „die deutschen Arbeitnehmer und Arbeiter“ trotz allem weitermachten.
Nun, Weidel hätte unter halbwegs fairen Umständen viel sagen können – auch Diskurswürdiges. Sie hätte ironisierend oder zynisch sagen können: Erstens die weltweit einmaligen Öffentlich-Rechtlichen. Zweitens – mit Fingerzeig auf die andere Spreeseite – den Kampf selbst Ultralinker für „unsere“ Demokratie und für freie Meinungsäußerung. Drittens dass in Deutschland jeder alles werden kann, zum Beispiel Nancy Faeser Bundesinnenministerin. Weidel hätte sich aber auch mit einer einzigen Antwort begnügen können: Dass es wieder eine echte Opposition gibt, hinter der mehr als zehn Millionen und zunehmend mehr Wähler stehen.
Weil Weidel unter den inszenierten Umständen gar keine Chance hatte, hier etwas auszuführen, haken sich nun der STERN und die CDU unter und machen auf infantilen Aktionismus. Ja, auf Jubelwochen, wie man sie aus totalitären Regimen kennt. „Nenne uns 3 Dinge, die in Deutschland richtig gut laufen.“ Will die CDU im Bild mit aufgeblähtem Bizeps wissen.
Das klingt alles ein wenig nach Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der am 3. Oktober 2020 meinte: „Wir leben heute im besten Deutschland, das es jemals gegeben hat.“ Die CDU schießt mit dieser Aktion allerdings auch sehr viele Eigentore, etwa mit folgenden Zusendungen: „1. Migrantengeld. 2. Ausländerkriminalität. 3. Abschaffung der Meinungsfreiheit.“ Oder: „Diätenerhöhung, Wählerimport, Demokratieabschaffung.“
Die darbende Illustrierte STERN (noch 2007 mit einer Auflage von 1,0 Millionen, heute 275.000) hechelt wie ein treues Hündchen hinterher und fragt bei 16 Personen, nicht Bürgern, nein, vorwiegend Politikern, von Markus Söder(!) über Julia Klöckner(!), Lars Klingbeil(!) und Bärbel Bas(!) bis zu Heidi Reichinnek(!) am 23. Juli um 15.40 Uhr nach: „Bitteschön, Alice Weidel: Das läuft in Deutschland richtig gut!“ (15.40 Uhr: Diese Tageszeit sei deshalb genannt, weil es noch vor der 0:1-Niederlage der deutschen EM-Fußballerinnen, die mehrere Befragte bemühten, im Halbfinale gegen Spanien war!)
Julia Klöckner (CDU), Bundestagspräsidentin ist stolz auf „Unser Grundgesetz – ein Evergreen seit über 75 Jahren. Es garantiert Freiheiten, um die uns viele beneiden. Zweitens sind wir ein ‚Ehrenamtsland‘. Und drittens: Die Soziale Marktwirtschaft, die beides im Blick hat: Wohlstand und sozialen Ausgleich.“ Bärbel Bas (SPD), Bundesministerin, sagt: „Erstens: Ich mag die Vielfalt in Deutschland – egal ob es um Menschen, Landschaften oder Essen geht. Zweitens: Deutschland ist ein Mitmach-Land. Wir sind ein starkes und innovatives Land. Wir erfinden und produzieren Dinge, um die uns die ganze Welt beneidet.“ Sahra Wagenknecht vom gleichnamigen Bündnis BSW ist stolz auf deutsche Sportler – bei der Tour de France und bei der Fußball-Frauen-EM. Und das Vereinsleben. Bayerns Oberhäuptling Markus Söder CU) ist stolz auf Bayern und das Ehrenamt in Vereinen, beim Sport, bei Feuerwehren und Blaulicht-Organisationen. Und drittens auf das EM-Team der Frauen. Lars Klingbeil, SPD-Frontmann, Vizekanzler und Finanzminister, ist stolz auf das „Made in Germany“, Deutschlands Weltoffenheit und auf Zusammenhalt und sozialen Ausgleich. Katharina Dröge, grüne Bundestagsfraktionschefin: „In Sportvereinen, Schulen oder am Arbeitsplatz sehe ich täglich, wie Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind, mit offenen Armen aufgenommen werden. Zweitens: Ausbau der Erneuerbaren Energien. Drittens: Elterngeld …“
Der „Comedian“ Atze Schröder meint: „Erstens: die Meinungs- und Pressefreiheit. Selbst so Trottel wie Alice Weidel oder Jette Nietzard dürfen frei ihre Gedanken äußern.“ Zweitens gelte: „Deutschland ist ein schönes Land: Landschaften, Gebirge, die Seen, die Flüsse, die Strände.“ Und drittens: „Die Funktionalität. Die Verkehrssituation, trotz aller Probleme mit der Bahn … Das genieße ich sehr.“ Der Schauspieler Marcus Mittermeier nennt die Ehrenamtlichen, den Ausstieg aus der Kohle, die Fußball-EM der Frauen als Zeichen dafür, dass wir kein gespaltenes Land seien. Sebastian Krumbiegel, Oberstörenfried beim Sommerinterview mit dem „Zentrum für Politische Schönheit“ und „Sänger“ der „Prinzen“ meint: „Erstens: Meinungs- und Redefreiheit … Zweitens: die Zivilgesellschaft. Drittens: das Zentrum für Politische Schönheit.“
FDP-Urgestein Wolfgang Kubicki schließlich nennt: „Frauenfußball, Social Media und Weihnachtsmärkte.“ Weihnachtsmärkte? Dem Mann sitzt doch immer wieder der Schalk im Nacken.
„Und was sagen Sie zu Alice Weidel?“ Das will der STERN von seinen immer wenigeren Lesern wissen. Er fragt: „Welche drei Dinge laufen in Deutschland richtig gut? Oder doch zumindest halbwegs? Oder finden Sie auch alles eher schwierig?“
Ja, da gäbe es viel zu schreiben. Aber nicht an den STERN. Auch vom Verfasser dieses Textes, der sich immer noch beharrlich als unverbesserlicher Patriot outet. Aber es steht vieles davon auf der Kippe, weil ein polit-medial geförderter Verlust der kulturellen und nationalen Selbstachtung um sich greift. Mit einer infantilen Aktion von CDU und STERN wird es nicht besser. Diese Aktion ist ein Placebo, eine „Soma“-Glücksdroge, wie sie den Menschen in Huxleys „Brave New World“ tagtäglich verabreicht wird.