
Vor einer Woche erschütterte ein politischer Mord die zivilisierte Welt. Charlie Kirk, konservativer Aktivist, Vater und Christ, wurde erschossen. In Deutschland dreht sich die öffentliche Aufmerksamkeit inzwischen vermehrt um etwas anderes: um Dunja Hayali.
Die ZDF-Moderatorin machte in einem Instagram-Post 16 Kommentare publik, die inakzeptabel und teils strafrechtlich relevant sind, Todeswünsche gegen sie dokumentieren. Daher kündigte sie eine „Auszeit“ an. Mit einem Schlag war nicht mehr der Mord an einem politischen Gegner das Gesprächsthema, sondern sogenannte Hate Speech gegen eine prominente Journalistin. Hayali gelang es, den Fokus von linker, tödlicher Gewalt gegen Andersdenkende auf digitale „Gewalt“ gegen linke Medienvertreter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu verschieben.
Eben sie war es jedoch, die die Normalisierung politischer Gewalt entscheidend beitrug, publizistisch betrachtet also eher auf der Täter- statt Opferseite zu verorten ist. Daher eine Rückblende.
Beginnen wir mit der Wahrheit, nicht der Lüge. Charlie Kirk war ein konservativer Aktivist, glücklicher Vater und Ehemann, bürgerlich und zugleich gläubig. Seine christlichen Überzeugungen mögen – mitunter – aus der Zeit gefallen sein – entscheidend ist aber, dass Kirk sie in ein modernes Weltbild inkludierte. Er trennte Religion von Politik: „Wir sind keine Theokratie“, hielt er einem jungen, wohl evangelikalen Christen entgegen, der sich dafür aussprach, offen lebende Homosexuelle aus der konservativen Bewegung auszuschließen. Zu seinem Verbündeten Rob Smith, der sich heute dafür einsetzt, dass die Verunglimpfer Charlie Kirks nicht das letzte Wort haben, sagte er, angefeindet von einer teils aufgebrachten Menge, einst: „We've got your back.“ – „Wir halten zu dir.“
Kirk, der also weder homophob war noch Vorurteile gegen Schwarze hatte – Rasse nannte er ein „soziales Konstrukt“ –, war freilich kein Feind der Frau, der wollte, dass sie sich dem Mann unterwerfe. Er warb lediglich für ein traditionelles Familienverständnis und vertrat die Position, Frauen dazu zu ermuntern, zu heiraten und Kinder zu bekommen, weil das seiner Ansicht nach Frauen letztlich glücklicher mache als eine kinderlose, aber erfolgreiche Karriere.
Der Tagesspiegel ist die auflagenstärkste Tageszeitung in Berlin. Über 90.000 Ausgaben werden täglich ausgeliefert. Überall in der Hauptstadt Deutschlands liegen seine Ausgaben aus.
Der Tagesspiegel machte das Opfer zum Täter. „Brandstifter“ sind in Deutschland solche, die in der Tradition des Nationalsozialismus stehen.
Sie präsentierten Charlie Kirk im Vokabular dessen, wie man den Nationalsozialismus als Brandstifter beschreibt. Es sind diese Schlagzeilen, die nicht nur die Berliner selbst lesen, sondern auch die Regierenden, die Politiker, die höchsten, die ranghöchsten Politiker des Landes. Faktisch sagt der Tagesspiegel mit seinem Framing, ein Nazi wurde umgebracht. Womit er nahelegt, dass sich Entsetzen und Mitgefühl in Grenzen zu halten haben.
Wenn Menschen verunglimpft und dämonisiert werden, senkt das die Hemmschwelle, ihnen gegenüber Gewalt zu befürworten. Wer Menschen, die ermordet wurden, in eine Reihe mit Hitler und Mussolini stellt, der rechtfertigt damit den bewaffneten Kampf gegen sie. In diesem Sinne – vor allem implizit – findet die Normalisierung politischer Gewalt in Deutschland statt. Die Distanzierung linker Journalisten, die pflichtschuldig mitgeführt wird – „Die Tat sei zu verurteilen“ – verblasst vor dem Hintergrund, dass deutsche Medien ihn bundesweit als Extremisten, Faschisten diffamierten und damit Millionen von Menschen als legitimes Opfer präsentierten.
Im heute journal zeigte sich auf drastische Weise, wie tief die Normalisierung politischer Gewalt bereits reicht. Statt den Mord an Charlie Kirk als das zu benennen, was er ist – ein Angriff auf Politik als harte, aber zivilisierte Auseinandersetzung als solche –, wurde der 31-Jährige vor allem als „extremistisch“ und „umstritten“ beschrieben, als jemand, der „rassistische, sexistische und menschenfeindliche Aussagen“ (Dunya Hayali) getätigt habe. Damit rückte nicht das Opfer in den Mittelpunkt, sondern sein angebliches Fehlverhalten.
Man bedenke: Den Ausschnitt bringt das ZDF nicht in der Rubrik „Kommentar“, in der scharfe Meinungen grundsätzlich zulässig sind, sondern im heute Journal, das sich als rein berichtende Nachrichtensendung versteht. Hayali begreift ihre zutiefst verleumderische Bewertung eines Verstorbenen (möglicherweise strafbar nach § 189 StGB) demnach nicht als Meinungsaussagen, sondern Tatsachenbehauptung. Sie halten Ihre Kommentare für Berichte/Einordnungen.
Auf Bluesky, wo regierungstreue Unserdemokraten und Linksextremisten einen Safe Space vor Andersdenkenden erschaffen haben, vor allem, was sie als „rechts“ identifizieren, buchstabierte ein Österreicher explizit aus, wohin die kollektive Nazi-Psychose führt – nämlich zu solchen Sätzen: Gegen Musk müsse „ein Haftbefehl ausgestellt werden. Aber pronto! Zieht endlich die Samthandschuhe aus, ihr Feiglinge in London, Paris, Brüssel, Berlin ...! Wir werden auch diese Faschisten ihrem gerechten Ende zuführen, wie Mussolini, Hitler ua.“, so Robert Misik, der seinen Beitrag – kommentarlos – löschte.
Robert Misik mit zwei weiteren „linken Dinosauriern“, Lars Klingbeil und Katja Kipping.
Der Suhrkamp-Autor setzt sich in seinem „Antifaschismus“ gegen die „amerikanische Rechte“ in die Tradition italienischer Partisanen, die den „Duce“ Mussolini schlussendlich am Comer See erschossen und am nächsten Tag auf dem Piazzale Loreto in Mailand kopfüber aufgehängt haben – ein Schicksal, das Robert Misik offenbar nun auch für Musk und Co. vorsieht.
Kleiner historischer Exkurs: Deutsche und Österreicher sind gerade nicht dafür bekannt, den Faschismus aus eigener Kraft zu beenden. Anders die Italiener: Die hatten nach einigen Jahren offenbar genug vom Faschismus, wollten wieder zu seinem freundlichen Leben zurück („Amore, Amore“); die Deutschen führten ihren „Duce“ gerade keinem „gerechten Ende“ zu – das waren Alliierte und die Sowjetunion, die ein bis zuletzt zu großen Teilen für Hitler einstehendes Volk militärisch besiegten und Hitler damit in den Selbstmord trieben. Ein Suhrkamp-Autor könnte das wissen.
Misik hat zudem einen ausführlichen Text geschrieben, der bezeichnend ist: Wortgewaltig beschwört er die faschistische Gefahr von rechts, wobei symptomatisch für die heutige Linke ist: Im ganzen Text führt Misik nur ein einziges Zitat von Charlie Kirk an, bestehend aus drei Wörtern. Stattdessen ergießt sich der Text in den eigenen Deutungen und politischen Vorannahmen, die frei flottierend weitergedreht werden – es ist ein regelrechtes Hineinsteigern: Charlie Kirk gehöre zu jenen, die „beitragen zur Zerstörung der demokratischen Lebensweise“, „unserer Zivilisation und zum Absturz in die Orgie der Gewalt“, von „der die Extremisten träumen.“
„Vernunft und Ekstase“ heißt der Blog, auf dem Misiks Text erschien. Nun: Ekstase ist eine durchaus treffende Beschreibung für den Kampf gegen Rechts. Nur mit Vernunft haben diejenigen, die ihn führen, nichts zu tun.
Von Bedeutung ist auch die verharmlosende Wortwahl in den Schlagzeilen und Teasern von linken Medien – also das, was auch Menschen prägt, die die zugehörigen Artikel nicht lesen. Die Ermordung Charlie Kirks wird dort in der Regel zu einer „Tötung“, wahlweise wurde er auch „erschossen“. Töten und erschießen kann legitim sein – man „tötet“ Tiere, Polizisten „erschießen“ Attentäter. Der Mord ist niemals legitim, weil er aus niederen Beweggründen geschieht. Ein Mord ist im Gegensatz zu einer Tötung immer ein Verbrechen.
Linke Medien vermeiden das Wort „Mord“, wenn sie über Kirks Ermordung schreiben.
Es muss nicht einmal bewusst sein: Auf die Feindmarkierung des Opfers („Er war rechts“) folgt psychologisch-intuitiv nicht, dass er ermordet wurde, sondern das, was man mit Feinden im Zweifel tut: Man tötet sie.
Eine solche Berichterstattung weckt kein Mitgefühl – obwohl es sich um ein politisches Attentat handelt.
Am Ende dieser Woche tritt der anfangs erwähnte Tagesspiegel auf den Plan – jene Zeitung, die Charlie Kirk unmittelbar nach seinem Tod als „Brandstifter“ diffamierte und damit den Ton für die Berliner Politik vorgab. Er bietet Dunja Hayali die Bühne: Dort inszeniert sie sich als Opfer einer angeblichen Kampagne, die „spontan“ entstanden sei.
Linke Einfalt: Eine Kampagne kann per Definition keine spontane Reaktion sein.
Schon das ist widersinnig: Kampagnen entstehen nicht spontan. Was Hayali als Kampagne bezeichnet, war schlicht eine unmittelbare Reaktion. Sie erntete Widerspruch für die Diffamierung eines Ermordeten. Sie erntete Widerspruch für die Normalisierung politischer Gewalt, die der Tagesspiegel in die Wege leitete. Empathie und Humanität sind auf dieser Seite der Politik nicht vorhanden, das „Menschenverachtende“, das dort beständig diagnostiziert wird, ist gerade dort beheimatet.
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