
Donald Trump hat festgestellt, die Europäer hätten drei Jahre Zeit gehabt, den russisch-ukrainischen Konflikt zu beenden. Stattdessen setzten sie ganz auf einen „Sieg“ der ukrainischen Truppen und brachen mit Moskau. Nun wird der US-Präsident aktiv, schließt einen Rohstoff-Deal mit Kiew – und denkt daran, die Pipeline Nord Stream 2 zu kaufen.
Nach der Fertigstellung der Gasleitung zwischen Russland und Mecklenburg-Vorpommern wurde die Pipeline, die 55 Milliarden Kubikmeter russisches Erdgas pro Jahr zum deutschen Anlandepunkt Lubmin transportieren sollte, kommerziell nicht in Betrieb genommen – wegen des russischen Einmarsches in der Ukraine. Im September 2022 wurde einer der beiden Stränge der Pipeline durch Explosionen schwer beschädigt, ebenso wie Nord Stream 1.
Der 1.200 Kilometer lange Doppelstrang der Nord Stream 2 ist der große Vermögenswert der Betreiberfirma, einer Tochter des russischen Energieriesen Gazprom, die in der Schweiz sitzt und pleitegegangen ist. Das zuständige Gericht im schweizerischen Zug hat kürzlich entschieden, die Gesellschaft doch noch nicht offiziell zu liquidieren. Der Beschluss über einen endgültigen Konkurs des Unternehmens werde „ausnahmsweise bis 9. Mai 2025“ verlängert.
An dieser Stelle kommt der US-Investor und Trump-Unterstützer Stephen Lynch ins Spiel: Er beantragte bei der US-Regierung die Erlaubnis, im Fall eines Konkurses der Nord Stream 2 AG bei einer möglichen Auktion in der Schweiz zuzuschlagen. Dies sei im Sinne der USA, und auch Europa würde profitieren und seine Energieversorgung wieder unter seine Kontrolle bringen können. Auch könne der Besitz der Pipeline als Druckmittel gegen Russland eingesetzt werden.
icht verbaute Rohre für die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 wurden für das LNG-Terminal Rügen gekauft.
Der fließend Russisch sprechende Investor aus Miami blickt auf zwei Jahrzehnte erfolgreicher Geschäfte in den USA und Russland zurück. „Dies ist eine einmalige Chance für die amerikanische und europäische Kontrolle über die europäische Energieversorgung für den Rest des Zeitalters der fossilen Brennstoffe“, sagt Lynch.
Es sei ein günstiger Zeitpunkt, Nord Stream 2 zu kaufen, man könne die Pipeline für einen Bruchteil ihres Wertes (geschätzt 11 Milliarden US-Dollar) ersteigern. Nach Lynchs Angaben könnte die US-Regierung nach dem Ende des Ukrainekriegs die Pipeline nutzen, um Deutschland und andere europäische Staaten mit Gas zu versorgen – wohl aus Russland.
Tatsächlich nutzt Europa weiterhin russisches LNG (Flüssiggas). Frankreich, Spanien und Belgien waren besonders große Abnehmer, auf diese drei Länder entfielen 87 % des LNG, das im Jahr 2023 in die EU kam. Die Marktverknappung im Jahr 2024 führte zu einem massiven Anstieg der Einnahmen Moskaus aus fossilen Brennstoffen.
Nun wird der Kreml wohl die vollständige Wiederaufnahme der Gaslieferungen nach Europa als Teil einer Lösung für die Ukraine anstreben, was viele europäische Länder noch ablehnen. (Gaslieferungen fallen nicht unter die Strafmaßnahmen in den Sanktionspaketen; vor allem Österreich, Ungarn und Griechenland kaufen weiterhin hauptsächlich günstiges russisches Gas.)
Mit Gas aus einer amerikanischen Pipeline sähe das schon anders aus. Es gäbe wieder billiges Gas – teurer zwar als das vor dem Ukraine-Krieg aus Russland importierte, aber deutlich günstiger als das Flüssiggas, das Deutschland von den Vereinigten Staaten kauft und vier- bis fünfmal teurer ist als russisches. Auch weil sich die Gasspeicher Europas derzeit im besorgniserregenden Tempo leeren, scheint der Plan aus den USA vielversprechend.
Präsident Donald Trump hat auch bei Deals mit Russland und der Ukraine vor allem US-Interessen im Blick.
Laut der Moscow Times soll Russland der Trump-Regierung ein Abkommen über russische Bodenschätze (zu denen Uran gehört, das die Amerikaner für ihre zahlreichen Atomkraftwerke benötigen) und den Zugang zur Arktis angeboten haben. Die USA haben ein Interesse an einer Energiepartnerschaft mit Russland, die aber nicht notwendigerweise zulasten der Ukraine gehen muss. Sollte ein Konsortium unter Stephen Lynch die Pipeline erwerben, wolle er der Ukraine einen Minderheitsanteil an dem Unternehmen gewähren.
Zudem haben die USA und die Ukraine sich eben auf ein Rohstoff-Abkommen geeinigt. Berichten zufolge wollen beide Länder einen gemeinsam verwalteten Wiederaufbaufonds für die infolge des Krieges mitunter stark zerstörte Ukraine aufsetzen. Demnach soll die Ukraine 50 Prozent der künftigen Erlöse aus Rohstoffen, der für den Umschlag der Bodenschätze wichtigen Häfen und anderer Infrastruktur in den Fonds einzahlen.
Man wolle gemeinsam Öl und Gas fördern. Besonderes Interesse haben die Amerikaner an kritischen Rohstoffen, die für die energiehungrige Industrie benötigt werden. Zu ihnen gehört die Gruppe der Seltenen Erden. Dem Weltwirtschaftsforum zufolge ist die Ukraine auch ein potenzieller Lieferant von Lithium.
Europa wird Abermilliarden Euro an wirtschaftlicher und militärischer Hilfe, die geleistet wurden, nicht wieder sehen, die Last wird den deutschen Steuerzahlern aufgebürdet. Annalena Baerbock will weiter unterstützen, „egal was meine deutschen Wähler denken“. Trump hingegen sichert sich im Gegenzug für die Hilfen in Höhe von etwa 120 Milliarden Dollar den amerikanischen Zugriff auf wichtige Rohstoffe und behält damit die Interessen seines Landes im Blick. Übrigens hatten die USA schon 2022 ein „Leih- und Pachtgesetz 2022 zur Verteidigung der Demokratie in der Ukraine“ beschlossen, ein an das Leih- und Pachtgesetz des Jahres 1941 angelehntes Abkommen. Damals hatten die Amerikaner gewaltige Mengen kriegswichtigen Materials wie Waffen, Munition, Fahrzeuge, Treibstoffe, Nahrungsmittel, Flugzeuge an Großbritannien und die Sowjetunion im Wert von 50 Milliarden Dollar geliefert, die UdSSR musste erhebliche Summen zurückzahlen.
Wolodymyr Selenskyj muss sich für die US-Hilfen von 100 Milliarden Dollar erkenntlich zeigen.
Europa hat auf Konfrontation gesetzt und ist damit gescheitert. Die Sanktionen gegen Russland waren vor allem ein Schuss ins eigene Knie. Strom ist knapp und teuer, was unserer Wirtschaft massiv schadet, während Russland wachsende Einnahmen durch Öl- und Gasverkauf vermeldet.
Unverantwortliche Überlegungen deutscher Politiker, den Krieg „nach Russland zu tragen“ (Roderich Kiesewetter, CDU) oder die zahlreichen feindseligen Äußerungen von Außenministerin Annalena Baerbock haben den Krieg nur verlängert und der Ukraine nicht weitergeholfen. Trump dürfte mit einer Mischung aus Verlockungen und Drohungen weit mehr in kurzer Zeit erreichen.
Russische Forderungen nach einer Lockerung von Sanktionen wies Donald Trump eben zurück, diese stünden aktuell nicht zur Debatte. Verhandlungen müssten bald aufgenommen werden, mit dem Ziel, „dass die Ukraine möglichst viel Land zurückerhält“. Putin sei ein „sehr kluger und listiger Mann“, der aber Zugeständnisse machen werde. Dafür komme kein NATO-Beitritt infrage. Ein Knackpunkt werden die Sicherheitsgarantien sein. Am Ende wird wohl ein Deal stehen, von dem alle profitieren.So wie es wäre, wenn Nord Stream 2 nach dem Ende des Ukraine-Krieges den Amerikanern gehört. Nicht nur, weil kein Interesse an einer Ruine auf dem Meeresgrund besteht, sondern weil ein solcher Deal den Frieden fördern und mit dem geopolitischen Irrweg Europas Schluss machen würde. Kooperation statt Konfrontation.
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