
Potsdams Amtsärztin Kristina Böhm wurde in der Brandenburger Corona-Enquete-Kommission zu der Pandemie befragt und kritisierte dabei den Umgang mit Kindern während der Pandemie. „Die Sperrungen von Spielplätzen und anderen Einrichtungen bei Kindern und Jugendlichen waren rückblickend einer der größten Fehler, die wir überhaupt gemacht haben“, sagte Böhm bei der Sitzung der Enquete-Kommission am 11. Juli.
„Also insbesondere, wenn man pragmatisch und sachlich an die Sache herangeht, also insbesondere, wie dieser Erreger übertragen wird und da bin ich völlig bei Ihnen: Influenza ist ja ähnlich eine Tröpfcheninfektion, dann war das Abriegeln von Spielplätzen rückblickend absoluter Nonsens und hat uns tatsächlich große Probleme beschert,“ führte Böhm weiter aus.
Für Kinder ist es, in der Wohnung eingesperrt zu sein, die „Hölle auf Erden“, stellte Böhm fest. „Denn das kann man den Kindern a) nicht klarmachen und b) hat es infektiologisch durchaus eher den kontraproduktiven Effekt und das war tatsächlich auch schwer auszuhalten, das muss ich ganz klar sagen, aber unbenommen davon sind wir ja in dieser Struktur eben auch bestimmten Weisungen unterlegen“. Weiter erklärte sie: „Wir haben, das muss ich ganz klar sagen, von der fachlichen Seite und das geht an sie, natürlich immer wieder versucht, unsere Erkenntnisse auch zu spielen.“
Damit bestätigt Böhm einen der Hauptkritikpunkte an der Coronapolitik. Denn während die Politik immer wieder betonte, die Maßnahmen umsetzen zu müssen, weil sie auf die Wissenschaft hört, stellt sich jetzt im Nachgang der Pandemie heraus, dass die Politik gegenüber der Wissenschaft ihre Weisungsbefugnis immer wieder genutzt hat. Diese Weisung aus der Politik ist auch eine der wichtigsten Erkenntnisse aus den geleakten RKI-Protokollen. Bisher lehnt das RKI es ab, sich den Fragen der Enquete-Kommission zu stellen.
Auf die Bildung der Corona-Enquete-Kommission einigte sich die Brandenburger Landesregierung aus SPD und BSW im Rahmen der Koalitionsverhandlungen. Damit ging das BSW, das ursprünglich einen Untersuchungsausschuss forderte, einen Schritt auf die SPD zu. Während ein Untersuchungsausschuss gezielt Missstände und Fehlverhalten der Politik aufdeckt, erarbeitet eine Enquete-Kommission lediglich Handlungsempfehlungen für die Zukunft.