Einseitige Politisierung: Das ZdK auf Abwegen

vor 3 Monaten

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Bildquelle: Tichys Einblick

Gewöhnlich hinkt die katholische Kirche gesellschaftlichen Entwicklungen um mindestens einige Jahrzehnte hinterher. Das ist nicht per se schlecht: Wo andere dem Zeitgeist hinterherhecheln, beobachtet die Kirche bedächtig das Geschehen und kann häufig bereits Fehlentwicklungen prognostizieren, während andere noch in Euphorie schwelgen.

Mittlerweile jedoch ist Teilen der Kirche der spirituelle Durchblick abhandengekommen. Man läuft blind gesellschaftlichen Trends hinterher, ohne sie zu hinterfragen.

Einer dieser Trends, dem sich die Kirche verschreibt, während die gesellschaftlichen Zeichen bereits in eine andere Richtung weisen, ist die Anbiederung an linke und grüne Politik. Einigermaßen unkritisch tragen viele Bischöfe, maßgeblich aber das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, die linke Agenda mit; unter anderem in Sachen Klima, Migration und – obwohl völlig unvereinbar mit dem christlichen Menschenbild – auch in Bezug auf Gender- und Transideologie.

Für die undemokratischen, intoleranten und gegen Pluralität gerichteten Tendenzen, die in diesem politischen Spektrum herrschen, haben sie unterdessen kaum je eine kritische Anmerkung übrig.

Der Austritt Annegret Kramp-Karrenbauers aus dem Zentralkomitee stellt insofern eine Einladung zur Selbstkritik dar:

Kramp-Karrenbauer, extremistischer Positionen unverdächtig, hatte für „eine weitere Mitarbeit keine Grundlage mehr“ gesehen, nachdem sich das ZdK in der Migrationsdebatte gegen das Zustrombegrenzungsgesetz ausgesprochen hatte. Geradezu polemische Worte hatte die Vorsitzende des Gremiums, Irme Stetter-Karp, angesichts des Gesetzentwurfs gegen die Union gerichtet: Es handle sich um eine „einzige Anti-Integrationskampagne“ und sende eine „populistische Botschaft“. Das Scheitern des Gesetzentwurfs charakterisierte das ZdK vollmundig als „Sieg der Anständigen“.

Nun mag man gegenüber Merz‘ Gesetzesvorhaben Vorbehalte hegen – angesichts der völlig überzogenen Reaktionen darauf stünde es einer christlichen Vereinigung gut an, nicht verbal zu zündeln, sondern die Beteiligten zur Mäßigung aufzurufen.

Mindestens ebenso klare Worte wie gegenüber dem verhinderten Zustrombegrenzungsgesetz hätte Irme Stetter-Karp finden müssen, um Attacken auf CDU-Geschäftsstellen zu verurteilen oder den Versuch, die Befürworter des Entwurfs zu dämonisieren und aus dem demokratischen Diskurs auszuschließen.

Dabei steht der katholischen Kirche das Schicksal der EKD vor Augen, die sich fast gänzlich zu einer spirituell verbrämten Vorfeldorganisation der Grünen selbstverzwergt und Relevanz sowie Glaubwürdigkeit aufgegeben hat. Nur die Einbindung in die Weltkirche schützt die deutschen Katholiken vor allzu grotesken Versuchen, sich politischen Strömungen zu unterwerfen.

Kramp-Karrenbauers enttäuschte Abwendung vom ZdK ist daher ein ernstzunehmendes Warnsignal: Der pauschale Nazi-Vorwurf zieht immer weniger. Das linke und grüne Lager hat den Bogen maßlos überspannt und den Begriff „Mitte“ zu einer Worthülse deformiert, die nur noch linke Positionen umfasst.

Die Kirche ist da, wie gewohnt, schlicht zu spät dran: Linke politische Kräfte haben die Brandmauer bereits so eng gezogen, dass sie sich selbst aus dem demokratischen Diskurs auszuklammern drohen.

Weitsichtige kirchliche Akteure würden diesen Weg nicht mitgehen. Sie wären sich der Aufgabe bewusst, einerseits als verbindende zivilgesellschaftliche Kraft Gräben innerhalb der Gesellschaft zu überbrücken, andererseits vor einer allzu heftigen Gegenbewegung zu warnen, die ihrerseits illiberale Kräfte an die Macht spülen könnte. Sollte ein rechtskonservativer oder rechtspopulistischer Backlash kommen, wäre eine glaubwürdige Kirche als Korrektiv von großer Bedeutung.

Nicht zuletzt läge es durchaus in der Verantwortung einer Gruppierung wie dem ZdK, die Banalisierung und Verharmlosung rechtsextremer Positionen, wie sie das linke Lager indirekt betreibt, zu kritisieren.

Sich großer Teile der tatsächlichen Mitte zu entfremden, ist nicht nur aus politischer Perspektive unklug, sondern wird der Sendung der Kirche nicht gerecht. Wer zu oft einseitig parteipolitisch agiert und paktiert, riskiert den letzten Rest an Gestaltungskraft, über den die krisen- und skandalgeschüttelte Kirche noch verfügt.

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