
Ein massiver Stromausfall legte am Montag Spanien und große Teile Portugals lahm: Handys fielen aus, Züge standen still, der Flugverkehr kam zum Erliegen. Erst nach vielen Stunden kehrte der Strom zurück. Wie real ist ein solches Szenario für Deutschland? Bei NIUS Live sprach Energie-Experte und Ex-Umweltsenator Fritz Vahrenholt mit Chefredakteur Julian Reichelt und Autorin Birgit Kelle über die wachsende Gefahr eines Blackouts auch hierzulande.
Auf die Frage, ob die Ursache des Mega-Blackouts tatsächlich ein Extremwetterereignis gewesen sein könnte, wie es zahlreiche Medien berichten, winkt der Energie-Experte ab: „Das ist ja das übliche Muster: Wenn die Politik versagt, ist das Klima schuld!“
Vahrenholt über die tatsächlichen Ursachen: „Es ist gestern folgendes passiert, dass nämlich zu viel Strom im Netz war, weil Solaranlagen nicht steuerbar sind. Auch in Spanien ist das nur zum Teil möglich.“ Und weiter: „Und dann muss etwas auch in der Leitung passiert sein. Es gibt Hinweise, dass es einen Brand gegeben hat.“
… über die Folgen von unkontrollierter Stromproduktion: „Sie müssen zu jeder Sekunde genauso viel Strom produzieren, wie gebraucht wird. Wenn das nicht der Fall ist, dann steigt die Frequenz. Und dann passiert Folgendes: Sie zerstören die elektronischen und elektrischen Geräte und deswegen steigen Lastnehmer, also die Stromabnehmer aus. Und das hat dann dazu geführt, dass innerhalb von wenigen Minuten das gesamte Netz zusammengebrochen ist.“
… über die Notwendigkeit von Kraftwerken: „Heute ist wieder ein stabiler Zustand, weil das Hochfahren, das ja immerhin 20 Stunden gedauert hat, ist nur möglich gewesen, weil es konventionelle Kraftwerke in Spanien noch gibt.“
Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur wurde in der Tagesschau gefragt, ob so ein Blackout auch in Deutschland möglich wäre. Seine Antwort:
… über Erneuerbare Energien: „Photovoltaik und Wind können Sie nicht hochfahren, sukzessive. Dazu brauchen sie die unglaubliche Frequenzstabilisierung großer rotierender Massen in konventionellen Kraftwerken. Das ist das Geheimnis der Stabilität.“
… zur Behauptung der Grünen, die Erneuerbaren hätten die Situation in Spanien gerettet: „Das ist natürlich pure Ideologie. Die Ursache ist eben gewesen, Sie hatten gestern 60 Prozent Photovoltaik, 20 Prozent Wind. Und wenn Sie dann 80 Prozent nicht regelbare Energieträger haben und Sie kriegen ein Problem, dann haben Sie das große Problem.“
… über die Lösung des Problems: „Wir müssen jetzt erstens aufhören, Kraftwerke stillzulegen, die regelbar sind. Und zweitens: Wir dürfen nicht mehr weiter Photovoltaik wie bescheuert weiter bauen, die man nicht abstellen kann, die man nicht regeln kann.“
… über die aktuelle Lage und den Abbau von Kraftwerken in Deutschland: „Daran arbeiten sie ja jetzt kräftig, das abzustellen. Und die einzige Alternative, die wir dann sehen, ist Gaskraftwerke zu errichten. (…) Die sind aber noch nicht da. Das heißt also, in den nächsten fünf Jahren, sage ich voraus, haben wir im Sommer eine richtige Zitterpartie. Es sei denn, wir hören auf mit dem Ausstieg aus der Kohle und machen das erst dann, wenn die Gaskraftwerke da sind.“
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