Er schuf für die Hisbollah ein Finanznetz: Der Terror-Cousin von Taleb A.

vor 4 Monaten

Blog Image
Bildquelle: NiUS

Am 20. Dezember wurde Deutschland Opfer eines furchtbaren Anschlags. Taleb. A. hatte seine Tat gründlich geplant: Er kundschaftete offensichtlich den Weihnachtsmarkt in Magdeburg aus, mietete ein Auto, versuchte so viele Menschen wie möglich zu töten. Eine Tat im dschihadistischem Stil – doch im Widerspruch mit dem Bild, was der Täter von sich seit vielen Jahren zu zeigen versucht: ein islamkritischer Ex-Muslim.

Wo ist der Ursprung seiner Radikalität? Wissen tut man bisher nicht viel darüber, wie Taleb A. aufgewachsen ist. NIUS sprach nun mit Quellen aus der arabischen Region. Die Insider vermuten, dass er eine psychisch-kranke Unberechenbarkeit in sich trägt und zugleich niemals extreme Ideologien vollständig abgelegt hatte.

Wie NIUS erfuhr, soll Taleb A. in seiner Familie Personen mit extremistischen Gedankengut haben. Darunter ein als islamistischer Terrorist eingestufter Mann. Vorname: Yahya Muhammad. Nachname: „AL-ABDUL-MUHSIN“. Im Kontext seiner Machenschaften soll er auch den Nachnamen „AL-ABU HAYDAR“ benutzt haben, heißt es.

Das ist der Terror-Cousin von Taleb A.: Yahya Muhammad Al-Abdul Muhsin.

Nachrichtenagenten aus den USA sowie dem Nahen Osten bestätigen gegenüber NIUS, dass es sich dabei um den Cousin von Taleb A. handeln soll.

Taleb wuchs in einer schiitischen Familie in Saudi Arabien auf, er stammt aus der Al-Ahsa-Region – sein Cousin aus dem Dorf Al Qarah.

Doch wer war sein Cousin? Yahya Muhammad soll ein Finanz-Netzwerk mitaufgebaut haben, um die islamistische Hisbollah zu unterstützen. Dabei ging es um ein Netz aus geschaffenen Unternehmen – Geldkuriere und Tarnfirmen –, um finanziell die Terrormiliz mit mehreren Millionen Dollar zu versorgen. Die Firmen waren vor allem in der Golfregion, darunter Katar, angesiedelt. „Dieses Netzwerk hatte Kontakt zu sehr hochrangigen Führer der Hisbollah“, so ein Agent zu NIUS.

Yahya Muhammad Al-Abdul Muhsin wurde von den USA wegen Terrorfinanzierung gelistet.

Yahya Muhammad Al-Abdul Muhsin gehöre demnach zu dem kriminellen Netz von Ali Reda Hassan Al-Banai, der Hisbollah-Vertretern im Libanon und Iran sehr nahesteht. „Das Geld wurde über Tarnfirmen gewaschen. Mehrere Banken waren im Spiel. Dann wurden die Gelder von Banai und seiner Familie an die Hisbollah überwiesen“, erzählt der Geheimdienstler weiter.

Im Jahr 2021 gingen Katar und die USA zusammen gegen dieses Finanzterrornetzwerk vor. Talebs Cousin Yahya Muhammad kam auf die Sanktionsliste der USA – zusammen mit weiteren Terror-Unterstützer des Netzwerks: Ali Lari, Ali Al-Banai, Abd Al-Rahman Shams, Majdi Fa'iz Al-Ustadz und Sulaiman Al-Banai. Der Golf-Kooperationsrat hat die Hisbollah bereits 2016 als Terrororganisation eingestuft.

„Shams, ist der Neffe von Ali Banai, der vor Jahren mit der Koordinierung begann. Auch Banais Bruder, Abdul Moeed, half mit. Und Abd-al-Muhsin wiederum ist mit Ali Lari verwandt und betreute die Firmen mit. Es war quasi wie ein Familienunternehmen für die Hisbollah“, erzählt der Agent, „Ali Al-Banai ist ein hoch gefährlicher Mann, der auch zur Terrorgruppe des Palästinensischen Jihads PIJ Verbindungen hat“

Der Terror-Cousin von Taleb A. arbeitete für den gefährlichen Hisbollah-Unterstützter Ali Al-Banai.

„Wir wissen, dass Yahya Muhammad sich auch in der Vergangenheit kurzzeitig in Deutschland aufgehalten hat. Was er dort gemacht hat, das wissen wir nicht“, so eine Geheimdienstquelle zu NIUS. „Er war Mitte der 2010er Jahren dort, als auch schon Taleb A. seit mehreren Jahren in Deutschland lebte.“ Taleb kam 2006 in die Bundesrepublik mit einem Visum, um eine Facharztausbildung zu beginnen. Ob Taleb seinen Cousin in Deutschland traf: unklar.

„Als Yahya Muhammad merkte, dass Nachrichtendienste von seinem Aktivitäten wissen, hat er den Versuch getätigt hatte, ein Täuschungsmanöver zu kreieren. In den sozialen Medien tat er ein paar mal so, als hätte er eine Position GEGEN das Mullah-Regime im Iran. Aber die Beweise für seine Taten für das Hisbollah-Netzwerk waren eindeutig.“

Das schrieb der Magdeburg-Attentäter damals über seinen Cousin auf Twitter/X.

Auch Taleb A. hat sich in den sozialen Medien von seinem Cousin distanziert, nachdem dieser im Jahr 2021 schließlich von den saudischen Sicherheitsbehörden verhaftet wurde. So behauptete er zu der Zeit auf X (ehemals Twitter): „Als ich 2016 öffentlich auf Twitter auftrat und verkündete, dass ich den Islam verlassen habe, war Yahya die Person, die am meisten gegen mich gekämpft hat. Er schreckte nicht vor Beleidigungen und sogar Drohungen zurück.“

Interessant ist, dass Taleb zugleich über seinen Cousin behauptet: „Er ist tatsächlich ein Atheist, kein religiöser“, während er an anderer Stelle auf X über Yahya erzählt, dass dieser 2010 zu ihm meinte: „Die iranische Regierung hat das Recht, jede Frau zu töten, die den Hijab nicht richtig trägt.“

Bedeutet: Schon zu dieser Zeit sind Taleb A.'s Aussagen äußerst widersprüchlich gewesen – sein Agieren wirkt fast schon wie eine doppelte Persönlichkeit.

Eines der Unternehmen, um die es zentral beim besagten Finanznetz für die Hisbollah ging, war das in Katar ansässige Unternehmen „AlDar Properties“, das von der Familie „AL-BANAI“ gegründet wurde und auf der SDGT-Liste (Designated Global Terrorists) wegen Terrorunterstützung steht. Das Immobilienunternehmen existiert heute noch. „Mitglieder von der Al-Banai Familie bewegen sich zwischen dem Nahen Osten und Europa, wir wissen, dass die Hauptperson zum Beispiel oftmals nach Spanien reiste. Andere Personen nach Großbritannien.“

Derzeit sollen in Saudi-Arabien Dokumente über Taleb A. und seine Verbindungen zusammengestellt werden. Die deutschen Ermittler sollen diese Akte anschließend erhalten, heißt es. Die Saudis hatten vier sogenannte „Notes Verbal“ an Deutschland geschickt, drei an die deutschen Geheimdienste, eine an das Auswärtige Amt in Berlin. Eine Reaktion darauf wäre ausgeblieben.

Auf der Flucht oder doch mit radikalen Absichten unterwegs: Wer war Taleb A. wirklich?

Erst im 2016 gibt Taleb A. an, von einem Diplomaten, dem sogenannten Kulturattaché der saudischen Botschaft, mit dem Tode bedroht worden zu sein – woraufhin er im Februar desselben Jahres Asyl stellte. Anfang Juli 2016 erhält er einen positiven Bescheid. Aus Saudi-Arabien hört man jedoch eine zweite Ansicht dazu: Taleb hätte angeblich Personen 10.000 saudische Rial angeboten für jeden, der ihm Informationen über den Wohnsitz – samt Anwesenheitszeit – des saudischen Botschafters liefere. Ob das tatsächlich stimmt, wird sich demnächst herausstellen.

War Taleb A. ein Opfer auf der Flucht – oder war er doch selbst schon immer ein Täter? Bisher weiß man jedenfalls, dass er als potenzieller Täter agierte: Der Ärztekammer sprach er schwere Drohungen aus, indem er auf den furchtbaren Anschlag in Boston 2013 verwies. Bei einem Marathon wurden drei Menschen getötet, mehr als 140 verletzt. Der Boston-Anschlag wurde von tschetschenischen Islamisten begangen. Ein Ex-Muslim der mit einem Islamisten-Anschlag droht? – Wieder etwas, was nicht zusammenpasst.

Was für ein Kontakt der Magdeburger Attentäter zu seinem Terror-Cousin in dem letzten Jahrzehnt hatte, ist nicht bekannt. Falls er wirklich dem Islam eine Zeit lang abgeschworen hat, könnte dies eher unwahrscheinlich sein.

Auch unklar ist für Geheim-Insider bisher, wie gut Taleb A. Kontakte zu saudi-arabische „Dissidenten“ gehabt haben soll, die bei Sicherheitsbehörden im Nahen Osten für „extremistisch“ gehalten werden. Es gäbe einen Verdacht. Das beträfe mehrere „verdächtige Männer“, die sich als „saudische Oppositionelle“ nur ausgeben würden. Inwieweit dies konkrete Verdachtsbelege oder nur lasche Indizien sind, könnte sich auch demnächst zeigen.

Das Bild, welches der Attentäter auf den sozialen Medien von sich zeigt – Ex-Muslim, islamkritisch, anti-islamistisch – passt schwer mit der furchtbaren Terrortat auf den christlichen Weihnachtsmarkt in Magdeburg zusammen. Zugleich arbeitete er gegen viele tatsächliche Islamkritiker und Ex-Muslime. So beschimpfte und drohte er einigen saudischen Frauen in Chats. Auch gegen die säkulare Flüchtlingshilfe agiert er mit wilden Behauptungen. „2019 erstatteten Mitglieder der Säkularen Flüchtlingshilfe nach übelsten Verleumdungen und verbalen Angriffen durch ihn Anzeige bei der Polizei“, heißt es in einer Pressemitteilung der Flüchtlingshilfe.

Einige Experten, die aus dem arabischen Raum kommen, glauben Taleb A.s Taten entstanden aus Hass und psychischer Erkrankung. Der Psychologe Ahmad Mansour erklärte auf X: „Ich sehe weder einen islamistischen noch einen antiislamischen Hintergrund als zentral. Vielmehr steht hier ein irrationaler Hass auf Deutschland im Mittelpunkt.“

Bisher ist unklar, wie die Vergangenheit von Taleb A. in Saudi-Arabien aussieht.

Andere sind in diesem Punkt anderer Meinung. So beispielsweise die iranische Sängerin Mara Salmassi. Sie sagt in einem Video: „Auch wenn er diese Falschinformationen selbst verbreitet hat, stehen sie im Einklang mit der Praxis der Taqqiye, einer islamischen Doktrin, die Lügen und Täuschungen zur Unterstützung islamischer Ziele erlaubt. In Wirklichkeit ist er ein radikaler schiitischer Muslim, wie sein Name und zahlreiche Tweets und Chat-Leaks belegen.“

Ein Agent aus dem Nahen Osten schildert seine Meinung zu NIUS so: „Von meiner Perspektive aus könnte sich Taleb A. ebenfalls als ein saudi-arabischer Dissident ausgegeben und sich öffentlich zum atheistischen Ex-Muslim erklärt haben. Um: Asyl zu bekommen sowie einer Strafe wegen mutmaßlicher Vergewaltigung in Saudi-Arabien zu entgehen. Es ist für mich als Geheimdienstler vom Muster her zu auffällig, wie viel Mühe er sich für sein Außenbild gab. Es ist zu akribisch, um echt sein zu können. Natürlich kommt noch hinzu, dass er eine psychische Persönlichkeitsstörung hat. Es könnte seine akribischen Handlungen erklären, muss es aber nicht.“

In diesen Dönerladen in Bernburg ging Taleb A. regelmäßig und schaute auf sein Handy.

Weiter erklärt der Golf-Insider: „Eine andere Erklärung wäre, das er sich SO tief in eine Täuschung reingelebt haben könnte, sodass er oft selbst glaubte, er sei Islamkritiker – obwohl er im inneren radikal war. Als Araber sag ich: Kein Ex-Muslim würde ein Christkindlmarkt attackieren, um seine Unzufriedenheit mit den deutschen Behörden wegen des Umgangs mit saudischen Dissidenten auszudrücken. Es könnte auch sein, dass er tatsächlichen Islamismuskritikern sogar mit diesem Anschlag schaden wollte. Und natürlich Saudi-Arabien schaden wollte; der Hass auf sein Heimatland, das gegen Islamismus vorgeht, ist ein roter Faden in seinem Lebenslauf. Dass er einfach nur psychisch krank ist, ist für Menschen unseres Berufs niemals eine Erklärung. Er ist zunächst einmal ein radikaler schiitischer Moslem – alles andere wird sich zeigen.“

Das Foto zeigt den Tatort in Magdeburg kurz nach dem Horror-Anschlag von Taleb A.

Dass Teile von Talebs Familie islamistisch bis zu Terror-unterstützend sind, wirft allemal die Frage auf: Versuchte der Mann vielleicht wirklich einem Islamismus zu entkommen – konnte jedoch damals eingeprägte radikale Denkkonstrukten letztlich nicht entliehen, und endete in seinem Wahn doch als ein , der einen Anschlag im dschihadistischen Stil begann?

Oder: Spielt er gar in einem psychisch kranken Wahn der Welt einen Islamkritiker vor, in dessen Inneren ein Extremist steckt?

Was Taleb A.’s wirklichen Gedanken über den politischen Islam sowie über Christen sind: Das weiß bisher NUR er selbst. Auch wer Personen in seinem Umfeld waren: weiß bisher nur er …

Publisher Logo

Dieser Artikel ist von NiUS

Klicke den folgenden Button, um den Artikel auf der Website von NiUS zu lesen.

Weitere Artikel