Er trug eine AfD-Kappe: Rentner bekommt keine Termine mehr bei FDP-Arzt

vor 2 Monaten

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Bildquelle: NiUS

Im brandenburgischen Neuruppin soll ein Arzt seinem Patienten damit gedroht haben, sich bald einen neuen Arzt suchen zu müssen. Der Grund: Der Rentner hatte sich nach erfolgter Untersuchung seine Jacke mit einem kleinen – offenbar unerwünschten – Sticker wieder angezogen und obendrein eine AfD-Basecap aufgesetzt. Das brachte den Arzt, der für die FDP bei den Kommunalwahlen kandidierte, offenbar in Rage.

Für viele ältere Menschen, speziell auf dem Land, ist eine medizinische Behandlung ohnehin häufig mit vielen Hürden verbunden. Für einen Rentner kam nun noch eine hinzu: die falsche politische Einstellung. Nach einer Routine-Untersuchung in der Augentagesklinik Prignitz-Ruppin soll der behandelnde Arzt, Dr. med. Jan Brands, seinem Patienten ­– einem älteren Herrn, dessen Name NIUS bekannt ist, mitgeteilt haben, er könne sich einen anderen Arzt suchen, falls er erneut mit seiner AfD-Kappe auftauchen wolle. Einen Untersuchungs-Folgetermin bekam der Rentner nicht.

Augenarzt Dr. Jan Brands kandidierte für die FDP.

Der Enkel des Rentners mit der AfD-Cap erzählt gegenüber NIUS:

„Wir hatten einen Augenarzttermin in besagter Praxis und haben uns ganz normal angemeldet und gewartet bis wir zum Arzt rein durften. Die ganze Behandlung ging schnell und schon fanden wir uns am Empfang wieder, um einen Nachfolgetermin einzuholen. Infolgedessen hat sich mein Opa angezogen, auch sein AfD-Basecap und seine Jacke mit AfD-Anstecker. Daraufhin ist der Arzt aus dem Ärztezimmer geschnellt und hat meinem Opa gesagt, dass er sich einen neuen Arzt suchen darf, wenn er das und das (zeigt auf Kappe und Anstecker) beim nächsten Termin anhat. Einen Folgetermin haben wir nicht mehr bekommen.

Wir sind natürlich geschockt und wussten nicht, was wir sagen sollten. Eigentlich sollte mein Opa bald am Auge operiert werden, jetzt haben wir Angst, dass der Arzt bei der Operation bei meinem Opa pfuscht. Bevor wir dieses Risiko eingehen, werden uns jetzt einen neuen Arzt suchen.“

NIUS konfrontierte die Praxis und den Arzt Dr. Jan Brands schriftlich mit den Vorwürfen. Stimmen die geschilderten Ereignisse? Behandelt die Arztpraxis generell keine AfD-Mitglieder? Wiederholte Nachfragen bleiben unbeantwortet. Der Arzt will sich offenbar nicht dazu äußern. Rechtlich gesehen verstößt er mit einer solchen Aussage wohl nicht gegen ein Gesetz. Denn: Einen Behandlungszwang gibt es in Deutschland nicht. Ein Arzt kann sich selbstständig entscheiden, ob er einen Patienten weiterhin betreuen möchte. In solchen Fällen könnten persönliche Differenzen, darunter auch politische Ansichten, theoretisch eine Rolle spielen. Auch das Hausrecht steht immer auf der Seite des Arztes.

Fragwürdig bleibt die Abweisung aufgrund einer AfD-Basecap und einem Anstecker dennoch. Ein Arzt sollte das Wohl seiner Patienten im Auge haben ­– und nicht das seiner Meinung nach falsche Partei-Logo.

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