Erst das Video der Ermordung von Charlie Kirk lässt einen erahnen, was hier wirklich passiert ist

vor etwa 10 Stunden

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Bildquelle: Apollo News

Ich wollte diese Kolumne eigentlich damit beginnen, ausführlich darzulegen, wie jämmerlich ich doch in der vergangenen Woche einer Grippe erlegen bin, dass es ein Wunder ist, dass ich noch am Leben bin und so weiter und dann irgendwie auf das Thema der Woche umleiten. Das erscheint mir bei den Ereignissen dieser Woche nicht mehr angemessen. Tatsächlich fällt einem doch sehr eindrücklich auf, wie oft man im Alltag sich scherzhaft den Tod herbeisehnt oder Begriffe wie „verenden“, „verrecken“ oder „abgekratzt“ verwendet, wenn man zum ersten Mal wirklich grafisch sieht, wie ein Mensch stirbt.

Und die Szenen im Fernsehen, in denen einem Charakter in den Hals gestochen wird und das Kunstblut nur so spritzt, von denen man dachte, dass sie furchtbar übertrieben sind, erscheinen jetzt doch nicht mehr so abwegig. Ich weiß, viele fordern dazu auf, das Video von Charlie Kirks Tod nicht weiterzuverbreiten, nicht über seinen gewaltsamen Tod zu schreiben, sondern stattdessen über sein Lebenswerk – aus Respekt vor seinem Andenken, aus Anstand, aus Respekt vor seiner Familie. Ich kann diese Position nachvollziehen. Aber wir brauchen uns auch nichts vormachen: Wohl jeder hat dieses Video gesehen.

Und keiner, der dieses Video gesehen hat, kann es vergessen. Ich jedenfalls nicht. Manchmal denke ich gerade an etwas ganz anderes. Dann mache ich die Augen zu und plötzlich sehe ich wieder, wie Charlie in einer Sekunde noch normal spricht und in der nächsten plötzlich verkrampft den Hals verdreht, während das Blut aus der Schusswunde strömt wie ein Wasserfall. Wir haben das alle gesehen und ich finde es wichtig, darüber zu sprechen. Denn trotzdem gibt es sehr, sehr viele Menschen, die dieser Mord kalt lässt, die ihn sogar feiern oder nüchtern als gerechte Strafe ansehen.

Es gibt auch viele Stimmen, die dieses Attentat schnell und uneingeschränkt verurteilt haben. Selbstverständlich aus dem „rechten“ Lager, den Anhängern von Charlie Kirk, aber auch aus dem „linken“. Barack Obama und Joe Biden haben sich schnell geäußert, Bernie Sanders hat eine sehr gute Ansprache gehalten. Diese Äußerungen beginnen entweder mit Beschreibungen, wie gut derjenige Charlie Kirk kannte oder wie beeindruckend er war oder mit „Ich stimme mit nichts/wenig überein, was Charlie Kirk vertreten hat, aber…“. Beides hat seine Berechtigung. In unserem aktuellen Klima muss man ja leider wirklich dazu sagen, dass man einen Mord auch verurteilen kann, obwohl man das Mordopfer nicht mochte.

Wir können „links“ und „rechts“ aus dieser Debatte auch nicht weglassen, da darin das Motiv liegt und wir dürfen keine Muster übersehen und strukturelle Probleme verharmlosen.  Aber ich möchte einmal genau das Gegenteil von dem tun, was gefordert wird – das Video zu vergessen und sich auf das Lebenswerk von Charlie Kirk zu konzentrieren. Lassen wir einmal beiseite, dass Charlie Kirk ein Verfechter der Debatte und damit der Demokratie war, dass er sich mutig für das eingesetzt hat, was er für richtig hielt. Lassen wir einmal kurz die politischen Positionen beiseite, die er vertreten hat, und wie wir dazu stehen. Denn diese politische Dimension versteckt auch etwas.

Da ist wirklich ein Mensch gestorben. Er hat gelitten, sein Tod war brutal, seine letzten Gefühle waren Angst und Schmerz. Ein anderer Mensch hat für sich beansprucht, über Leben und Tod entscheiden zu dürfen und hat diesem Menschen sein Leben entrissen. Es macht einen großen Unterschied, ob man von einem Tod nur weiß oder ob man ihn wirklich realisiert. Wir leben in einer Zeit, in der wir den Tod eines Menschen miterleben können. Und es ist erschreckend, wie oft wir das schon getan haben. Die Opfer des 7. Oktober, Rouven Laur, Iryna Zarutska erst vor zwei Wochen. Es ist eigentlich unmöglich, das mitanzusehen und nicht zu realisieren.

Jetzt kann man sagen, dass die vielen Morde mit der Zeit abstumpfen. Vielleicht ist das eine Folge davon, wenn man heute so oft sehen kann, wie Menschen sterben. Ich glaube nicht, dass man wirklich abstumpfen muss. Wer in sich den Glauben an die Würde des Menschen und sein Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit für jeden trägt – ob aus der Verfassung, seiner Religion oder einfach seinem Moralempfinden abgeleitet – der kann niemals abstumpfen, wenn er sieht, wie ein Mensch ermordet wird.

Es ist bittere Ironie, dass diejenigen, die dieser öffentlichen Hinrichtung mit Häme und Kälte begegnen, das wohl aus vermeintlich guten Motiven tun. Weil Charlie Kirk das Recht zum Waffenbesitz verteidigt hat, weil sie ihn als Brandstifter sehen, der für Gewalt verantwortlich sei. Sie verurteilen Mord, Hinrichtung, Tod nur, wenn es in ihre politische Agenda passt. Sie verurteilen nur den Zweck, nicht das Mittel. Dabei sollte das der Grundsatz sein, der uns trotz jeder Spaltung vereint.

Wir stehen nicht nur an einem Scheidepunkt für die Demokratie. Die nur davon lebt, dass jeder seine Meinung ohne Angst äußern kann und friedlich debattiert wird. Wir stehen ganz grundsätzlich an einem Scheidepunkt für unsere Zivilisation. Wenn es nicht mehr Konsens ist, dass der Wert eines Menschenlebens nicht zur Diskussion steht, dann ist das das Ende unseres friedlichen Zusammenlebens. Wenn das Recht auf Leben und Menschenwürde nur selektiv gilt, dann gilt es nie.

Viele haben schon versucht, in Worte zu fassen, dass sich dieses Attentat anders anfühlt. Eine seltsame Vorahnung, dass nichts mehr sein wird, wie es war. Ich fühle das auch. Es ist die Angst, dass das nicht der letzte Mord war, den wir miterleben mussten.

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