
Die Hochschule Bielefeld schreibt aktuell eine Professur für „Gender-Gerechtigkeit in der Angewandten Mathematik“ aus. Wer bereit ist, nach Bielefeld zu ziehen, den erwartet ab dem 1. September eine unbefristete Vollzeitstelle. In der Stellenausschreibung heißt es, dass der Professor im Bereich der „Gender-Gerechtigkeit in der Angewandten Mathematik“ lehren und forschen soll. Die Professur wird vom Kulturministerium Nordrhein-Westfalen mit 450.000 Euro gefördert, wie die Hochschule im Januar in einer Pressemitteilung schrieb.
Der angehende Professor im Bereich „Gender-Gerechtigkeit“ soll bei seiner Arbeit einen Fokus auf Künstliche Intelligenz und Data Science legen. „Ziel ist es unter anderem, mathematische Methoden zu entwickeln […], die geschlechterspezifische Verzerrungen in Algorithmen erkennen und reduzieren können“, heißt es in der Pressemitteilung. Es sollen mehr Mädchen und Frauen für MINT-Fächer begeistert werden, und Stereotype sollen aufgebrochen werden.
Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, die Präsidentin der Hochschule, sagte, dass man „dringend wissenschaftliche Methoden entwickeln“ müsse, „damit schlecht konzipierte und mangelhaft trainierte KIs nicht zur Verfestigung von überkommenen Geschlechtervorstellungen beitragen.“ Neben einer Promotion in Mathematik oder Informatik sind für die Professur „umfangreiche Erfahrungen“ nötig, wie in Wirtschaft und Industrie Methoden zur „Gender-Gerechtigkeit“ angewandt werden können.
Neben „Diversity- und Genderkompetenz“ braucht es Bereitschaft, Kritik anzunehmen: „Sie stellen sich gern der studentischen Veranstaltungskritik.“ Die Schaffung der neuen dauerhaften Professorenstelle ist dabei nur ein weiterer Schritt der Hochschule Bielefeld in ihrem Engagement für „Geschlechter-Gerechtigkeit“. Auch die Universität Bielefeld setzt ebenso wie die Hochschule auf Diversität. Seit 2012 gibt es wechselnde „Gender-Gastprofessuren“ an der Universität, die die verschiedenen Fakultäten abdecken.
Im Wintersemester 2022/23 richtete die mathematische Fakultät der Universität eine eigene „Gender-Gastprofessur“ ein. Für den ersten Lauf der Gastprofessur wurde die Mathematikerin Dr. Nicola Oswald eingeladen. Die Mathematikerin will nach eigener Aussage gegen das „überwiegend männliche Image“ der Mathematik in der Gesellschaft vorgehen.
Die Gleichstellungsbeauftragte des Fachbereichs, Dr. Stefanie Schumacher, sagte in einer Mitteilung im November 2022: „Viele Studienanfängerinnen sind in Lehramtsstudiengängen eingeschrieben und streben nur zu einem geringen Anteil eine Promotion an“. Zu Beginn des Mathematikstudiums liege der Frauenanteil bei etwa 50 Prozent, jedoch promovieren nur wenige. Das will die Universität ändern.