
Die sogenannte „Pandemie der Ungeimpften“ sei heute wissenschaftlich nicht begründbar, erklärte Christian Drosten am Dienstag im ORF. „Im Nachhinein betrachtet würde man das so wägen, dass damals dann eine Teilnahmebeschränkung an öffentlichen Veranstaltungen für Ungeimpfte nicht mehr zu begründen war anhand der Übertragung selbst“, lenkte der Virologe, der damals medienwirksam für die Covid-Impfung warb, ein.
Das habe man aber erst in der nachträglichen Auswertung erfahren können, erklärte Drosten. Dabei hatte er bereits Ende 2021 gegenüber der Zeit erklärt, dass es keine „Pandemie der Ungeimpften“ gebe. Drosten nutzte diese Aussage damals im Hinblick auf die neue Virusvariante Omikron, um für die Impfstoffe, genauer die Auffrischimpfungen, zu werben.
Im ORF erklärte der Virologe außerdem, es sei von Anfang an die Intention gewesen, „dass man wartet mit der Erkrankung, bis eine Impfung da ist, und dass man dann diese Impfung auch in die Bevölkerung bringt, und dann unter dem Immunschutz das Virus zulassen kann.“ Die Vergabe der Impfstoffe sei dann „natürlich wirklich eine Rettung“ gewesen, da es sonst durch das Virus auch zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Schäden gekommen sei.
Dabei wird der tatsächliche Übertragungsschutz der Impfstoffe nach wie vor kontrovers diskutiert. Im November 2023 erklärte beispielsweise die Europäische Arzneimittelagentur, „dass COVID-19-Impfstoffe nicht zugelassen sind, um die Übertragung von einer Person auf eine andere zu verhindern. Die Indikationen dienen nur zum Schutz der geimpften Personen“ (Apollo News berichtete).
Auch die in der Pandemie getroffenen Maßnahmen stehen nach wie vor in der Kritik. Dahingehend verwies der ORF-Moderator Armin Wolf mehrfach auf Hinweise, wonach diese Maßnahmen aus heutiger Sicht wirkungslos gewesen seien. Hier ging es beispielsweise um das Einschränken der Gastronomie, die Schulschließungen oder eben auch die Maskenpflicht. Zumindest bei letzteren beiden gebe es mittlerweile auch politische Stimmen, die diese Maßnahmen heute als Fehler einstufen würden, so Wolf.
Drosten setzte dem entgegen, es gebe Beweise für die Wirksamkeit der Maßnahmen. Unter den vielen Studien zu dem Umgang mit der Pandemie gebe es aber auch qualitativ schlechter aufgestellte Untersuchungen, die diese Wirksamkeit in Abrede stellen, behauptete Drosten. „Es ist eindeutig nachzuweisen, dass die Masken gewirkt haben, und sie haben besonders dann gewirkt, wenn eine Pflicht auferlegt wurde“, meinte der Virologe.
Auch dieser Punkt ist umstritten. So geht etwa aus den Krisenstabsprotokollen des Robert-Koch-Instituts hervor, dass FFP2-Masken „bei nicht korrekter Anpassung und Benutzung keinen Mehrwert“ bieten würden, wie es dem Protokoll vom 30. Oktober 2020 zu entnehmen ist (Apollo News berichtete). Auch am 18. Januar 2021 hatte diese Einschätzung Bestand: „Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage für die Empfehlung, dass die Bevölkerung FFP2-Masken trägt“ (Apollo News berichtete).
Drosten sprach mit Wolf auch über die Sterblichkeit. Dass Schweden trotz geringfügiger Maßnahmen eine niedrigere Übersterblichkeit aufweisen würde, liege an der Impfquote sowie der medizinischen Versorgung des Landes. In der ersten Welle, als Schweden im Gegensatz zu anderen Ländern nicht auf weitreichende Schließungen setzte, sei die Sterblichkeit dafür umso höher gewesen.
Dass Länder wie Österreich und Deutschland strenge Maßnahmen einführten, sei dahingehend richtig gewesen, weil die Lethalitätsrate von Covid-19 damals noch 16- bis 20-mal so hoch war wie bei der Grippe; heute ist die Rate etwa vergleichbar, erklärte Drosten. Auch die massenhaften Tests in beiden Ländern stufte der Virologe als richtig ein, weil das Virus dadurch erkannt werden konnte, bevor es sich in den Krankenhäusern bemerkbar gemacht habe. Auch die Testung von symptomfreien Personen empfand Drosten aus diesem Grund als richtig.