
Wer „Rassismus gegen Weiße“ in die Suchmaschine Google eingibt, bekommt zuerst die folgenden fünf Treffer angezeigt: „Quarks.de: Gibt es Rassismus gegen Weiße?“, „Wikipedia: Rassismus gegen Weiße“, „SZ Magazin: Warum es keinen umgekehrten Rassismus gibt“, „Moment.at: Noomi Anyanwu: Rassismus gegen Weiße gibt es nicht“ und „Konrad-Adenauer-Stiftung: Respekt! Und wieso es keinen Rassismus gegen Weiße geben kann“.
In keinem der Artikel wird die Möglichkeit offengelassen, dass es Rassismus gegen hellhäutige Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe geben könnte. Im Gegenteil. So argumentiert das öffentlich-rechtliche WDR-Format „Quarks“ sogar, dass weiße Menschen per se privilegiert wären und somit keinen Rassismus erfahren könnten, da sie durch ihre Hautfarbe nicht „strukturell benachteiligt“ werden würden.
Wer nach „Rassismus gegen Weiße“ googelt, bekommt schnell den Eindruck, selbiger würde gar nicht existieren
Dabei gibt es genug Beispiele, bei denen weiße Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert wurden – und werden. Hierbei geht es nicht etwa um Lappalien wie etwa Absagen auf Jobbewerbungen, sondern um jahrzehntelange strukturelle Gewalt an weißen Menschen, verursacht durch migrantische Gruppierungen.
Der Höhepunkt dieser Gewalt manifestierte sich im europäischen Raum in Großbritannien, wo sogenannte pakistanische „Grooming-Gangs“, zu Deutsch „Missbrauchsbanden“, sich auf brutalste Weise sexuell an jungen Mädchen vergriffen und diese später teilweise ermordeten.
Obwohl die Vergewaltigergruppen jahrzehntelang junge weiße Mädchen und deren Familien terrorisierten und ganze Städte wie Rotherham, Manchester, Rochdale oder Telford zu No-Go-Areas machten, schauten Politik und Behörden weg. Der Grund dafür: Angst vor Rassismusvorwürfen.
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Nun hat der Tesla-Chef Elon Musk die Diskussion um die „Grooming-Gangs“ zu neuem Leben erweckt und damit auch den Diskurs um den anti-weißen Rassismus.
Die meisten Mitglieder der Grooming-Gangs sind Pakistaner, 86 Prozent der Täter sind Muslime.
Dass junge weiße Mädchen in England von sogenannten Grooming-Gangs, die meistens aus islamischen Pakistanern bestehen, vergewaltigt werden, ist kein neues Phänomen im vereinigten Königreich, das früher für seine aristokratische Kultur, große Schriftsteller wie Jane Austen oder schlicht guten Tee bekannt war.
Schon 2014 wurde die Causa der Grooming-Gangs bekannt, als ein Untersuchungsbericht erschien, der den sexuellen Missbrauch von über 1400 Kindern und Jugendlichen innerhalb von 16 Jahren durch pakistanische Vergewaltiger-Banden aufdeckte. Im Zeitraum, in dem die Vorfälle sich ereigneten, war unter anderem Keir Starmer, der jetzige Premierminister Großbritanniens, Chef des Crown Prosecution Service. Bei schweren Verbrechen wie Vergewaltigung muss diese Behörde eine Strafverfolgung befürworten, damit die Polizei Anklage erheben kann – dies ist unter Starmer als Chef in vielen Fällen nicht passiert.
Für ihn sind Muslime die wahren Opfer der britischen Gesellschaft: Der britische Premierminister Keir Starmer
Denn die Prioritäten des Briten scheinen in einem ganz anderen Bereich zu liegen. Obwohl englische Politiker und Behörden laut dem Untersuchungsbericht von 2014 und mehreren Investigativrecherchen, beispielsweise von der Times, von dem Missbrauchsproblem wussten, verschleierten sie das Problem und die wahren Zahlen. Bis heute gibt es keine richtige Aufarbeitung der Missbrauchsfälle, die sich in diversen englischen Städten ereigneten.
Statt der Abschiebung der Vergewaltiger nach Pakistan, dem Erlassen neuer Gesetze gegen Grooming-Gangs oder dem besseren Schutz von Minderjährigen hat Englands Premierminister ein anderes Anliegen: die Bekämpfung der Islamophobie in Großbritannien.
In einer Rede, die er vor ein paar Tagen veröffentlichte und die zahlreich in sozialen Medien wie X retweetet wurde, sagt er übersetzt „Wir haben einen verheerenden Anstieg der Islamophobie erlebt, der dazu führt, dass Menschen sich in ihrem eigenen Land ängstlich und unsicher fühlen“. In seiner Rede stellt der 62-Jährige diverse Behauptungen auf, unter anderem, dass Frauen mit islamischer Kopfbedeckung in England diskriminiert und muslimische Familien beschimpft würden und dass Moscheen wegen Diskriminierung ihre Sicherheitsmaßnahmen verstärken müssten. Seine Rede beendet er mit dem Satz: „Ich möchte den muslimischen Organisationen und Moscheen danken, die unermüdlich daran arbeiten, das Bewusstsein zu schärfen und auf das Ausmaß der Islamophobie hinzuweisen.“
Vor allem auf Elon Musks Social-Media-Plattform X sorgt diese Rede für Verärgerung. Musk selbst fordert in einem Beitrag von Montag „Prison for Starmer“, also zu Deutsch „Gefängnis für Starmer“.
Am selben Tag hält Starmer eine weitere Rede, in der er vor sogenannten Rechtsextremisten warnt, die die Vergewaltigungsfälle instrumentalisieren würden. Musks Reaktion darauf? „Starmer is evil“, also „Starmer ist bösartig.“
Später fügt er außerdem hinzu: „Was für eine wahnsinnige Aussage! Der wahre Grund ist, dass es zeigen würde, wie Starmer wiederholt die Bitten zahlreicher kleiner Mädchen und ihrer Eltern ignoriert hat, um sich politische Unterstützung zu sichern. Starmer ist absolut verachtenswert.“
Doch nicht nur im englischsprachigen Raum, sondern auch international findet der Fall Beachtung. Der Englandkorrespondent der Zeit und Zeit Online, Jochen Bittner, findet auf X klare Worte für den Skandal.
Er prangert an, dass es viel zu lange dauerte, bis die Vergewaltigungsfälle durch die Grooming-Gangs umfassend untersucht wurden und dass viele der vergewaltigten Mädchen für ihre Täter als „weiße Schlampen“ galten, die die Vergewaltigungen verdient hätten. Obendrein kritisiert Bittner das, was viele deutsche Journalisten sich hierzulande nicht trauen: die rassistische Dynamik hinter den Fällen. Für den Zeit-Journalisten ist klar, warum die Untersuchung der Fälle so lange dauerte: „Weil diese Taten alles waren, was es im Weltbild von sich selbst als progressiv betrachtender Eliten nicht geben durfte: Rassismus gegen Weiße, religiös motivierte Gewalt, ein rückständiges Frauenbild bei bestimmten Einwanderergruppen. Polizisten, Sozialarbeiter, Politiker und Journalisten wussten in vielen Fällen genug, um nicht mehr wissen zu wollen.“ Daher ist die England-Causa für Bittner „der größte rassistische Skandal im Großbritannien des 21. Jahrhunderts“.
In der postmodernen Definition von Rassismus, die seit Jahren an Schulen und Universitäten gelehrt wird und auch in Formaten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks reproduziert wird, ist Rassismus kein ganzheitliches Phänomen, das jeden treffen kann, sondern eine Art strukturelles Problem, das nur auf einzelne Gruppierungen zutrifft. Die klassische Duden-Definition, die erstmals 1973 im Duden auftauchte und Rassismus als Lehre bezeichnet, „nach der Menschen bzw. Bevölkerungsgruppen mit bestimmten biologischen oder ethnisch kulturellen Merkmalen anderen von Natur aus über- bzw. unterlegen sein sollen“ ist damit passé. Rassismus wird damit zu einem Phänomen umgedeutet, das nur Gruppen treffen kann, die nicht ethnisch oder kulturell weiß sind.
Ein gutes Beispiel für diese gesellschaftlichen Umdeutungen ist der Beitrag „Wie sichtbar ist anti-asiatischer Rassismus?“ vom WDR-Format Cosmo, in dem behauptet wird, dass die Annahme, dass asiatische Menschen „oft als angepasst und als sehr gut integriert bezeichnet werden“ rassistisch wäre.
Auch die Berliner Landeszentrale für politische Bildung hat einen vermeintlichen Subrassismus gefunden: den „Antimuslimischen Rassismus“. Wie genau Rassismus, der sich eigentlich auf Ethnien bezieht, sich auf eine Religion beziehen soll, bleibt dabei fraglich.
Und neben all den verschiedenen, von Universitäten und regierungsnahen Bildungsinstitutionen propagierten Rassismusformen bleibt die folgende wesentliche Frage offen: Wie sieht es eigentlich mit minderjährigen weißen Mädchen aus, die von ihren Tätern oft als „dirty gori“ bezeichnet werden (ein pakistanisches Umgangswort für „dreckige weiße Mädchen“)? Können wir hier nicht von einem systematischen Missbrauch durch nicht-weiße Männer sprechen, der rassistisch begründet ist?
Nur wenn wir uns von akademisch-postmodernen Theorien des Kulturrelativismus und der Exklusivität von Rassismus befreien und uns unseres eigenen Verstandes bedienen, können wir Gerechtigkeit herstellen. Nicht nur für die weißen Mädchen in England, die über Jahre hinweg vergewaltigt und ausgebeutet wurden. Aber auch für den Firmenmitarbeiter, der von seinem Kollegen während des Ramadans ausgelacht wird, weil er Essen konsumiert. Für den Kioskbesitzer im Problemviertel, der von muslimischen Mitbürgern bedroht wird, weil er in seinem Laden Alkohol anbietet oder für das Mädchen in Berlin-Neukölln, das in seiner Klasse als einziges einen deutschen Namen hat und dafür gehänselt wird.
Rassismus geht nie nur in eine Richtung, das hat er historisch nie und wird er nie. Wenn es anti-asiatischen, anti-ziganistischen, anti-schwarzen Rassismus gibt, dann muss es auch anti-weißen Rassismus geben. Und dieser findet in der England-Causa, die ohne die Benennung von Ross und Reiter nicht gelöst werden kann, ihren Höhepunkt.
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