
„Man wird Einrichtungen schaffen, die viel effektiver arbeiten, viel feiner als die Stasi. Auch das ständige Lügen wird wiederkommen, die Desinformation, der Nebel, in dem alles seine Kontur verliert.“– Bärbel Bohley
Die „Omas gegen Rechts“ sind eine bundesweite Aktionsgruppe: betagte Frauen und ihre Sympathisanten, die – in dem festen Glauben, „Faschismus, Rassismus, Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit“ zu bekämpfen – auf Demos und Mahnwachen auftreten. Öffentlich geben sie sich als zivilgesellschaftliches Gewissen, das „die Demokratie schützt“. Nach ihrer merkwürdigen Logik droht rechts von der bestehenden Gesellschaft sofort ein „Viertes Reich“.
Diese Aktivistinnen glauben, etwas aus der Geschichte gelernt zu haben.
In Deutschland ist die Initiative als Verein organisiert; auf der Berliner Seite firmiert Maja Wiens im Impressum als Verantwortliche.
Ausgerechnet diese öffentlich auftretende Galionsfigur hat eine Stasi-Vergangenheit: Unter dem Decknamen „IM Marion“ arbeitete Wiens zwischen 1978 und 1983 für den Staatssicherheitsdienst der DDR. Die taz dokumentierte Mitte der 1990er-Jahre die Auseinandersetzungen um ihre Biografie – inklusive ihres eigenen Eingeständnisses:
„Ja, ich war eine schlimme Inoffizielle Mitarbeiterin.“„Aber ich habe mich damit auseinandergesetzt.“
Jüngste Dossiers bei Tichys Einblick und Achgut haben den Fall erneut aufgegriffen. So steht nun eine unbequeme These im Raum, an die Bohleys Ausführungen gemahnen: Wenn das „ständige Lügen“ und die „Desinformation“ wiederkehren, kommen sie nicht als brachiale Gewalt zurück, sondern als moralisch getarnte Demokratiepädagogik – getragen von Leuten, die einst Teil eines brutalen, totalitären Systems der Überwachung, Bespitzelung und Zersetzung waren, aber heute meinen, Musterschüler „unserer Demokratie“ zu sein.
Bärbel Bohley war eine Bürgerrechtlerin der DDR – und trieb als solche die Wende voran.
Die „Omas“ mögen vielerorts harmlos wirken. Doch ihre Berliner Frontfrau ist aktenkundig eine ehemalige IM. Das ist kein Zufall, sondern folgt einer gewissen Logik: Die „Omas gegen Rechts“ stehen für Einfalt und Diskursverengung – für eine Kommunikation im Gestus absoluter Überheblichkeit, die Bärbel Bohley schon vor Jahrzehnten vorausgesehen hat. Es sind Kontinuitäten eines Charakter- und Politiktypus, Kontinuitäten zwischen bunter Republik und roter DDR, die an dieser Personalie deutlich werden.
Lesen Sie auch:Sie kämpfen gegen Faschismus und CO2: Was wären wir ohne die Omas gegen Rechts?