
Die Europäische Union hat am Samstag in einem Statement Angriffe auf die in Syrien herrschende HTS-Miliz verurteilt. Es waren die HTS-Milizen der neuen syrischen Übergangsregierung, die am Freitag und Samstag 745 alawitische Zivilisten in Racheakten getötet hatten, darunter Frauen und Kinder (Apollo News berichtete). Der ehemalige Diktator Assad gehört der Religionsgruppe der Alawiten an. Auch Christen wurden offenbar getötet.
Ein Pressesprecher der Europäischen Union sagte, dass die EU „die jüngsten Angriffe, die Berichten zufolge von Pro-Assad-Elementen auf die Kräfte der Übergangsregierung in den Küstengebieten Syriens verübt wurden“ aufs „Schärfste“ verurteile, „sowie jegliche Gewalt gegen Zivilisten.“
In der Presseerklärung findet sich keine explizite Verurteilung der Gräueltaten der HTS an Zivilisten. Die EU rief lediglich allgemein dazu auf, die Zivilbevölkerung „unter allen Umständen und unter uneingeschränkter Achtung des humanitären Völkerrechts“ zu schützen.Derweil werden immer mehr Details der Racheaktionen bekannt. So wurden Frauen gezwungen, nackt durch die Öffentlichkeit zu laufen, ehe sie hingerichtet wurden. Das berichtet ein Bewohner der Stadt Baniyas, die besonders hart von der Gewalt getroffen wurde, gegenüber Sky News.
Der syrische Machthaber Ahmed al-Scharaa sagte in einem Statement am Sonntag, dass die Syrer „die nationale Einheit und den inneren Frieden bewahren“ müssten: „Wir können zusammenleben“. Weiter sagte er: „Was derzeit in Syrien geschieht, liegt im Rahmen der erwarteten Herausforderungen“. Den Racheakten vorausgegangen waren gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen HTS-Milizen und bewaffneten Assad-Unterstützern am Donnerstag.
Insgesamt wurden von Donnerstag bis Samstag etwa 1.000 Menschen getötet, neben den 745 Zivilisten auch 125 HTS-Milizen und 148 Pro-Assad-Kämpfer, wie die in Großbritannien ansässige Organisation Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) am Samstagabend mitteilte. Auch der UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte die gewalttätigen Ausschreitungen in Syrien.
Der UN-Sprecher Stéphane Dujarric sagte in einer Pressekonferenz am Freitag, dass Guterres über die „jüngsten Zusammenstöße“ besorgt sei, „einschließlich Berichten über außergerichtliche Tötungen und zivile Opfer“. Der UN-Generalsekretär „verurteilt jegliche Gewalt in Syrien aufs Schärfste und fordert die Parteien auf, die Zivilbevölkerung zu schützen und die Feindseligkeiten einzustellen“, so Dujarric.
Das Auswärtige Amt teilte auf seinem englischsprachigen X-Account am Freitag einen Beitrag des Sonderbeauftragten für Syrien, Stefan Schneck, und schrieb: „Wir sind schockiert über die zahlreichen Opfer in den westlichen Regionen Syriens.“ Man rufe alle Seiten auf, „sich um friedliche Lösungen, nationale Einheit, einen inklusiven politischen Dialog und Übergangsjustiz zu bemühen, um die Spirale von Gewalt und Hass zu durchbrechen“.