
Noch ist es nicht ganz so weit: Aber wer Döner mag, sollte bald zubeißen. Erdogan Koc, Sprecher des Verbands der Dönerproduzenten im baden-württembergischen Remchingen, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Experten prognostizieren, dass der Endpreis für Döner in naher Zukunft kurzfristig die 10-Euro-Grenze erreichen und mittelfristig sogar überschritten wird.“
Mein gesunder Menschenverstand sagt dazu nichts mehr, außer: eine Frechheit!
Ähnliche Preissprünge gibt es aber auch bei anderen Fleischprodukten. Die Preisempfehlung für den Standard-Hamburger bei McDonald’s lag Anfang 2022 noch bei 1,29 Euro, vor einem Jahr bei 1,99 Euro und heute bei 2,29 Euro. Innerhalb von drei Jahren ist das ein Anstieg von fast 80 Prozent.
Beim Döner macht der Verband der Dönerproduzenten die Klimapolitik verantwortlich, wie das Fachportal „Land & Forst“ berichtet. Die EU-Politik zur Reduzierung der CO2-Emissionen habe in den vergangenen Jahren zu weitreichenden Veränderungen in der Tierhaltung geführt. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in wichtigen Fleischproduktionsländern wie den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Polen. „Die dadurch bedingte Verknappung des Angebots führt in Kombination mit einer konstant hohen Nachfrage zu einem stetigen Zeitdruck im Fleischsektor“, sagt Sprecher Koc.
Fleisch wird immer teurer – und damit auch der Döner.
Wer in diesen Tagen Döner oder Hamburger bestellt, bekommt den Strukturwandel in der Landwirtschaft am eigenen Geldbeutel zu spüren. Im Jahr 2014 gab es nach Daten des Statistischen Bundesamtes noch 12,7 Millionen Rinder in Deutschland, 2024 waren es noch 10,5 Millionen, ein Minus von gut 17 Prozent. Derzeit ist das Angebot an Schlachttieren knapp.
Warum aber geben viele Rinderhalter auf? Albert Hortmann-Scholten, Marktexperte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, sagt: „Landwirte leiden unter heftigen Preisschwankungen.“ Die Tierschutzproblematik tue ihr Übriges. Auch der Arbeitskräftemangel spiele eine Rolle: „In Ostdeutschland hören manche Betriebe auf, weil sie keine Arbeitskräfte mehr finden. Dann werden ganze Rinderherden abgestoßen.“
Ein anderes Problem, das indirekt die Preise hochtreibt, ist die Bürokratie (wie sollte es anders sein in Deutschland). „Jedes Rind braucht zwei identische Ohrmarken“, sagt Hortmann-Scholten. „Wenn ein junges Rind mit einem Ohr am Zaun hängen bleibt und eine Ohrmarke verliert, müssen Sie die nachbestellen. Fällt eine fehlende Ohrenmarke bei einer Überprüfung durch ein Landwirtschaftsamt auf, ist das ein Cross Compliance Verstoß und kann zu einer Kürzung der Prämien führen.“
Salat, Kraut, Zwiebeln – dürfen nicht fehlen.
In München haben viele Wirte den Kalbsdöner von der Speisekarte gestrichen. „Da müsste ich heute schon um die 10 Euro verlangen, das zahlt keiner“, so ein Imbiss-Besitzer, der nur noch Hühnchen- und Putenfleisch anbietet.
Fazit: Landwirte und Fleischproduzenten lieben ihr Tiere und wollen, dass es ihnen gut geht. Aber das Tierwohl und die EU-Verordnungen dürfen nicht zu irren Preisen führen, wie wir sie jetzt beim Döner und bei Hamburgern erleben. Es hilft keinem, wenn Fleisch unbezahlbar wird.
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