Europa droht Gasmangel: Katar möchte wegen Klimaschutzregeln kein LNG mehr an die EU liefern

vor 6 Tagen

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Wegen der Klimaschutzauflagen der Europäischen Union könnte Katar künftig kein benötigtes Flüssiggas (LNG) mehr nach Europa exportieren. Das geht aus einem Schreiben von Energieminister Saad Sherida Al-Kaabi an die belgische Regierung hervor, berichtet die Welt am Sonntag, der das Dokument vorliegt. Demnach fordert Katar konkrete Änderungen der in der Lieferkettenrichtlinie der EU festgelegten Klimaschutzvorgaben.

Komme die EU-Kommission den Forderungen nicht nach, „wird der Staat Katar und QatarEnergy ernsthaft alternative Märkte außerhalb der EU für unser LNG und andere Produkte in Betracht ziehen müssen, die ein stabileres und unternehmensfreundlicheres Geschäftsumfeld bieten“, zitiert die Zeitung aus dem am 21. Mai versendeten Schreiben, das auch der EU-Kommission vorliegt.

Konkret geht es Katar um Artikel 22 der Lieferkettenrichtlinie „Corporate Sustainability Due Diligence Directive“ (zu Deutsch: Richtlinie über die Sorgfaltspflichten von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit) und dessen „Inkompatibilität mit den Gesetzen, Regeln und politischen Zielen anderer Länder“. Denn das Pariser Klimaschutzabkommen sieht vor, dass jeder Staat individuelle Klimaschutzziele formulieren darf.

Das werde von der EU durch die Lieferkettenrichtlinie missachtet, so Al-Kaabi. Vielmehr würden die „hohen Geldbußen, Strafen und die zivilrechtliche Haftung bei Nichteinhaltung von Artikel 22“ für Katar und QatarEnergy ein großes Risiko darstellen und die Möglichkeit, „weiterhin LNG und andere Produkte an die EU zu liefern“, unterminieren. „Ich bin davon überzeugt, dass Unternehmen nicht gezwungen werden sollten, sich zwischen den Klimapolitiken ihres eigenen Staates und den EU-Vorschriften entscheiden zu müssen“, schreibt der Energieminister.

Katar gilt als wichtige LNG-Alternative zu Russland – das ab 2028 mit einem Lieferstopp sanktioniert werden soll. Die EU möchte dann gar kein Gas mehr aus Russland annehmen, verzichtet dafür aber auch auf eine sichere Bezugsquelle: Im vergangenen Jahr stammten immerhin 19 Prozent aller Gasimporte in die EU nach Angaben der Kommission aus Russland.

Umso wichtiger könnte künftig die Rolle Katars sein, das hinter Russland und dem Iran über die größten Flüssiggasreserven verfügt und auch mit Deutschland bereits Lieferungen ausgehandelt hat. Im ersten Quartal des laufenden Jahres stammten Eurostat zufolge bereits 10,8 Prozent der Flüssiggaslieferungen aus Katar – damit ist das Land der drittwichtigste Importeur hinter den USA mit 50,7 Prozent sowie Russland mit 17 Prozent.

Macht der Golfstaat bei seinem Embargo aufgrund der EU-Lieferkettenrichtlinie ernst, könnte es ab 2028 also knapp werden – und der Gaspreis steigen. Fallen Russland und Katar als Versorger weg, könnten nach aktuellen Zahlen also über ein Viertel der Flüssiggaslieferungen nach Europa ausbleiben. Der US-Anteil würde steigen.

Vor allem Robert Habeck hatte auch deswegen 2022 Lieferverträge mit Katar und QatarEnergy ausgehandelt, laut denen Deutschland ab kommendem Jahr mit Flüssiggas beliefert werden sollte. Der Welt am Sonntag zufolge ging das jetzige Warnschreiben von Katar neben Belgien – welches das europäische LNG-Terminal in Zeebrugge reguliert – auch an andere EU-Staaten. Ob Deutschland davon betroffen ist, wollte das Bundeswirtschaftsministerium der Zeitung gegenüber aber nicht sagen.

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