Alt-Europa hat aus zwei Weltkriegen nichts gelernt

vor etwa 3 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Das Gespräch mit dem altgedienten Militär mit viel Erfahrung zwischen Ägypten und Syrien dauerte noch lange, nachdem wir uns schnell einig waren beim Blick auf die Ähnlichkeiten der Situation vor 1914 und heute.

Vor dem Ersten Weltkrieg lag der letzte Krieg in Europa, den Bismarck zur Schaffung eines deutschen Nationalstaats gegen Frankreich geführt hatte, zwei Generationen zurück. Um 1900 lebte praktisch niemand mehr, der im Krieg gelebt hatte. Auch wer vom Krieg wusste, war sich nicht bewusst, welch ganz anderes Arsenal an Waffen, vor allem Massenvernichtungswaffen, inzwischen zur Verfügung standen.

Frankreich, Großbritannien, der Deutsche Bund (Kaiserreich genannt), Russland, Österreich-Ungarn und Italien stolperten regelrecht in den Großen Krieg, wie er in Britannien noch immer heißt. Sicher, Berlin wollte Großmacht werden, London genau das verhindern, Paris Rache an Preußen nehmen und nebenbei dem alten Feind Habsburg das Lebenslicht ausblasen (was zusammen mit den Osmanen lange nicht gelungen war). Aber über allem hatte niemand mit vier Jahren Massensterben gerechnet.

Heute ist der Zweite Weltkrieg bald drei Generationen her. Fast niemand lebt mehr, der von ihm noch selbst etwas wüsste. Welche ins Unheimliche gesteigerte Waffen heute zur Verfügung stehen, ist den Lebenden wieder nicht bewusst. Auch denen nicht, die von den zwei US-Atombomben auf Japan gehört haben.

Die politmediale Klasse in Alt-Europa verlangt in nichtsahnender Unbefangenheit die Fortsetzung des Ukrainekrieges einschließlich seiner Verschärfung durch Rüstung aus dem Westen. Diesselbe politmediale Klasse verlangt von Israel, die militärischen Reste der Hamas nicht zu bekämpfen − und das Mullahregime im Iran bei seiner Atormrüstung nicht zu behindern.

Alt-Europa hat aus zwei Weltkriegen nichts gelernt. Aber Trump-Vance-Rubio haben gelernt. Sie beenden der USA Demokratisierungs-Mission (Nation Building), setzen den Kurs der USA auf Handel, industrielle Erneuerung und Innovationsführung – bei Ausbau des militärischen Vorsprungs im geopolitischen Wettbewerb mit China. „Diese Strategie schließt auch den Rückzug aus dem Ukraine-Konflikt ein,“ schreibt Thomas Kolbe und fügt an, „an alteuropäischen Konflikten zeigt Trump keinerlei Interesse“.

Boris Kálnoky skizziert mit Finnlandisierung, wie das Einfrieren des Ukraine-Kriegs vor sich gehen kann. Der Waffenstillstand zwischen den beiden Koreas dauert schon viel länger, als es vielen Friedensverträgen beschieden war. Trump hat mit Putin in Anchorage und gestern in D.C. mit unfreiwilliger Assistenz aus Alt-Europa festgelegt, wie der Ukrainekrieg beendet wird − und die USA sich in jedem Fall vom Kriegs-Schauplatz verabschieden.

Denen, die Vorstellungen von Zweiten Weltkrieg haben, sei diese Karte gewidmet. Ohne jeden Kommentar.

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