
SZ, Spiegel und taz: Sie alle stürzten sich jüngst auf das Evie-Magazin wie ausgehungerte Wölfe auf ein Reh. Vielleicht hinkt der Vergleich. Womöglich ist das konservative US-Frauenmagazin kein zartes Rehlein, sondern eine starke Löwin. Doch es entsteht der Eindruck: Evie, ein bewusst antilinkes Magazin für Frauen, stellt ein gefundenes Fressen für linke Journalistinnen dar. Mit der Sommerloch-Langeweile hat dieser Umstand wohl weniger zu tun. Eher mit dem Fakt, dass das Onlinemedium für junge Frauen für all das steht, was die SZ-, Spiegel- und taz-Autorinnen zutiefst verurteilen: Weiblichkeit, Schönheit, Romantik und Ehe. Im Evie-Universum sind Männer keine toxischen Feinde, sondern ebenbürtige Partner, das Patriarchat wird positiv ausgelegt und eine Frau, die sich für Haus und Kind statt Büro und Hund entscheidet, ist noch lange kein Heimchen am Herd.
Natürlich leben wir dabei in einem freien Land, in welchem es Journalisten freisteht, neue Medienprodukte wie Evie zu kritisieren. Nicht jedem muss Inhalt, Aufmachung und Schwerpunktsetzung gefallen. Doch die Berichterstattung von der deutschen Linksmedien sind ein Lehrstück darüber, wie hier mit Halbwahrheiten um sich geworfen und geframt wird.
Ende Juni erschien in der Süddeutschen Zeitung ein Verriss des US-Magazins mit dem Titel „Vom Glück auf dem Melkschemel“. Die Autorin wirft dem Medium vor, rassistisch zu sein und das Patriarchat zu verherrlichen. Im Juli und August trotteten Spiegel und taz dann hinterher mit Artikeln, die im Grunde ein und dieselbe Tonart anschlagen wie die SZ. Auf welchen Grundlagen basiert die Behauptung der SZ-Autorin, Evie sei rassistisch? Kein Witz: Auf der Farbauswahl des Kleides, welches das Medium verkauft.
Das Rohmilch-Magd-Klein: für linke Journalisten der Inbegriff des Bösen.
Das „Rohmilch-Magd-Kleid“ kann Frau nämlich neben „Milky White“ in den Farben „Cotton Candy Floral“ oder „Sugarfield Floral“ erwerben. „Cotton Candy“ ist der gängige englische Begriff für Zuckerwatte, aber auch der Name einer Traubensorte. „Cotton Candy“ ist darüber hinaus die Bezeichnung eines Pink-Tons. Der Begriff „Zuckerfeld“ bezieht sich auf ein Feld, auf dem Zuckerrohr angebaut wird. Ein Blick ins Internet reicht, um zu sehen, dass es in den USA unzählige Blumen- und Spirituosenläden gibt, die „Sugarfield“ heißen – vermutlich auch deshalb, weil dem Begriff eine poetische Konnotation zugrunde liegt.
Die SZ-Journalistin kommentiert aber: „(…) Sugarfield Floral und Cotton Candy Floral – ein Schelm, wer dabei an die Baumwollfelder der Sklavenhalter denkt“. Entweder fehlt der Autorin grundlegendstes Basiswissen oder aber sie will hier mutwillig etwas Bösartiges wie Rassismus unterstellen.
Weiter fällt auf: Alle drei Artikel unterstellen dem Magazin, ein „reaktionäres, Patriarchat verherrlichendes Frauenbild“ zu verbreiten. „Weiblichkeit, findet Evie, beschränkt sich auf das biologische Geschlecht, und kann sich nur in der Rolle der Hausfrau und Mutter manifestieren“, schreibt etwa die SZ. Beim Spiegel klingt das so: „Sie [Evie und The Conservateur] propagieren ein Weltbild, das Frauen zurückholen will: zu Gott, Gehorsam und Geschlechterordnung“. Die taz wiederum unterstellt: „(…) zu Hause bleiben statt arbeiten“.
Es stimmt, dass Evie in seinen Artikeln positiv über das Patriarchat schreibt. Aber hätten die linken Autorinnen mehr als die Überschriften gelesen, wüssten sie, dass das Magazin das Patriarchat anders definiert, als es landläufig der Fall ist. Auch unter Konservativen wird die „Väterherrschaft“ als eine Welt dargestellt, in der Männer kontrollieren, regieren, diktieren, Frauen gehorchen, schweigen und gebären.
Im NIUS-Interview erklärte Evie-Chefredakteurin Brittany Hugoboom, dass sich das Magazin an den Beschreibungen der US-amerikanischen Kunst- und Kulturwissenschaftlerin Camille Paglia orientiere. Die lesbische, libertäre Atheistin schreibt in einem ihrer Essays: „Was Feministen das Patriarchat nennen, ist einfach nur Zivilisation, ein von Männern erschaffenes, abstraktes System, das jetzt auch von Frauen besetzt wird“. In den Worten Hugobooms: „Ohne das Patriarchat hätten wir keine Straßen. Wir hätten keine Gebäude, keine Supermärkte – unsere Fähigkeit, einfach in ein Geschäft zu gehen und alles zu bekommen, beruhe darauf, dass Männer all das gebaut haben“.
Das Magazin weigert sich, einen patriarchatsbegründeten Klinch mit Männern zu führen.
Hätten die linken Journalisten ihre Aufgabe gemacht und die Evie-Artikel gelesen, die vom Patriarchat handeln, wüssten sie, dass das Magazin darunter nichts anderes versteht, als dass Männer Verantwortung übernehmen und für Sicherheit und Ordnung sorgen. Männer, die Frauen unterdrücken und alles kontrollieren wollen, seien „entartete Männer“. Kein tugendhafter Mann würde sich so verhalten, fügt die Chefredakteurin hinzu.
Ein Parade-Beispiel für tugendhafte Männlichkeit wurde uns in den Tagen vor Augen geführt: Der mutige US-Amerikaner John Rudat, der einschritt, als in einer Dresdner Straßenbahn zwei Frauen von einer Männergruppe belästigt wurden. Das 21-jährige Model bezahlte seinen Einsatz mit schweren Schnittwunden im Gesicht. Eigentlich müssten selbst hartgesottene Feministinnen zugeben: Diese Art der positiven Männlichkeit, des positiven Patriarchats ist etwas, das auch wir wollen.
Man fragt sich also: Hat der Hass auf die Ausrichtung des Magazins den linken Journalistinnen das Gehirn derart vernebelt, sodass sie jegliche Objektivität und Recherche hinter sich ließen?
Eine Erklärung für die bösartigen, unterstellenden Artikel könnte schlichtweg Neid sein. Neid auf die im Magazin porträtierten Power-Frauen, wie die Influencerinnen Hannah Neelemann oder Nara Smith, aber auch Chefredakteurin Brittany Hugoboom, die ihr eigenes Geld verdienen, Seite an Seite mit ihren Ehemännern arbeiten, Kinder haben und noch dazu umwerfend aussehen. Nirgendwo auf der Evie-Website lässt sich übrigens ein Artikel finden, in dem davon die Rede ist, dass Frauen gehorsam sein sollen oder dass es für das weibliche Geschlecht gottgegeben sei, nicht arbeiten zu gehen. Hugoboom selbst betreibt neben dem Onlinemedium gemeinsam mit ihrem Mann „28“, eine App, die Frauen Tipps für einen Zyklus-bewussten Lebensstil an die Hand gibt.
Das Magazin schreckt dabei auch nicht vor sexy Bildern von Frauen zurück – ohne deshalb gleich „progressiv“ zu sein.
Ein zweiter möglicher Grund für die unfairen Verrisse könnte schlichtweg Angst sein. Angst davor, dass westliche Mainstream-Meinungen rund ums Thema Frau-sein, Mann-sein, unter anderem durch den Einfluss des Evie-Magazins, ins Wanken geraten könnten. Die Zeitschrift traut sich, Feminismus zu hinterfragen, sich mit den Unterschieden der Geschlechter auseinanderzusetzen und zeigt auf, dass auch andere Wege für Frauen zum Glück führen als ein „9 to 5“-Job, ein Singlehaushalt und polygame Beziehungen.
Evie hat auf Instagram lediglich 227.000 Follower. Zum Vergleich: Die Vogue hat über 50 Millionen, die Cosmopolitan über vier Millionen. Doch das konservative Magazin gewinnt mehr und mehr an Einfluss. Im März etwa veröffentlichte die New York Times ein großes Porträt über die Gründerin Hugoboom. The Times, The Cut, die britische Daily Mail, um nur einige wenige einflussreiche Medien zu nennen, sie alle berichteten über die konservative Zeitschrift. Die Wölfinnen sollte sich besser nicht mit der Löwin anlegen. Und wenn schon, sollten sie einen fairen Kampf führen.
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