
Martin Blessing stammt aus einer Bankiersfamilie. Sein Großvater Karl war Präsident der Bundesbank, sein Vater Werner war Vorstand in der Deutschen Bank, Martin Blessing selber war Vorstandschef der Commerzbank.
In der Neuen Zürcher Zeitung hat er sich zur aktuellen Wirtschaft in Deutschland geäußert. Hier die wichtigsten Passagen:
„Stimmungsmäßig kann es nur besser werden. Die Wirtschaftsdaten sind durchwegs schlecht. Deutschland ist das Schlusslicht Europas beim Wachstum – das gilt für die großen Länder der G-7 wie auch für Europa. Die Stimmung bei den Unternehmen ist im Keller. Da spielen nicht nur die Fakten eine Rolle, sondern ebenso die Psychologie. Die Regierung hat schon viel Vertrauen verloren. Ihr Handeln wurde als starke Einschränkung des unternehmerischen Freiraums sowie als Bevormundung empfunden.“
Martin Blessing stammt aus einer Bänkerfamilie.
„Im Wirtschaftswende-Papier des Ex-Finanzministers Christian Lindner steht fast alles drin: Es braucht einen Abbau der Bürokratie – beispielsweise beim Lieferkettengesetz und bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsregulierung. Beides ist gut gemeint, doch kommt hier ein wahres Bürokratiemonster auf uns zu.
Christian Lindner (FDP), inzwischen einfacher Abgeordneter des Bundestags.
Auch bei der Steuerbelastung müsste die Regierung ansetzen. Wir müssen bei der Arbeitszeit gegensteuern. Die Diskussion um eine kürzere Wochenarbeitszeit läuft in die völlig falsche Richtung. Die geringe Steigerung der Produktivität ist ein riesiges Problem für Deutschland – und das liegt zu einem großen Teil am Fachkräftemangel. Trotzdem tun wir alles dafür, dass die Leute früh in Rente gehen können, was den Mangel noch verstärkt. Auch die Krankschreibungen sind seit der Corona-Pandemie fast dreimal so hoch wie im EU-Durchschnitt.“
„Dass Deutschland den Wandel verschlafen hat, gilt nicht nur für die Finanzbranche: Auch die Stahlindustrie hat die Konsolidierung verpasst. Das erschwert es jetzt enorm, im globalen Wettbewerb mitzuhalten. Dasselbe gilt für die Banken. Obwohl vereinzelte Fusionen stattfanden, kamen diese generell zu spät. Zudem erfolgten sie meistens in Zeiten der Krise und somit aus der Position der Schwäche. Die französischen Banken etwa haben dies besser gemacht.“
„Es muss jetzt ein Ruck durchs Land gehen. Es liegt nicht an der fehlenden Erkenntnis. Primär haben wir ein Umsetzungsproblem. Es gilt für uns alle: Wir müssen daran arbeiten, das Richtige zu tun, um unsere Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.“
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