
Peter Welchering, langjähriger freier Mitarbeiter des ZDF, hat scharfe Kritik an den journalistischen Standards des Mainzer Senders geübt.
Obwohl Welchering grundsätzlich am System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks festhält, vermisst er seit langer Zeit eine ernstzunehmende Fehlerkultur beim ZDF – dies vor allem mit Blick auf den Systemclown Jan Böhmermann.
Der Umgang des ZDF im Fall des von Böhmermann diffamierten Ex-Chefs des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, brachte für den früheren ZDF-Mitarbeiter das Fass zum Überlaufen.
Zur Erinnerung: Der untadelige Spitzenbeamte Schönbohm war vom ZDF-Hetzer Böhmermann fälschlich der Spionage für Russland bezichtigt worden. Schönbohm wurde daraufhin von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) gefeuert.
Aber auch die ZDF-Berichterstattung über das vom Lügenportal „Correctiv“ angeblich aufgedeckte Potsdamer „Geheimtreffen“ kritisiert Welchering. Er erinnert daran, dass seinem früheren Auftraggeber diesbezüglich die Berichterstattung in Teilen gerichtlich untersagt wurde.
Solche Vorkommnisse hätten eine Stellungnahme des ZDF erfordert, findet Welchering. Er schrieb deshalb schon vor Monaten einen Brandbrief an ZDF-Intendant Norbert Himmler. Das Schreiben blieb unbeantwortet.
„Diese Leute interessiert nur die eigene Karriere“
Der „Berliner Zeitung“ sagte der frühere Staatsfunk-Mitarbeiter jetzt, er habe nichts anderes erwartet: „Ich kenne ja Herrn Himmler schon viele Jahre in anderen Verwendungen. Er ist eben im ZDF groß geworden und hat die dort verbreitete Unsitte übernommen, statt Journalismus Politik zu machen. Solche Leute interessiert die eigene Karriere, die über politische Querverbindungen abgesichert werden muss. Journalismus interessiert die nicht, davon haben sie wenig bis keine Ahnung.“
Peter Welchering, 65 Jahre alt, ist einer der wenigen Journalisten hierzulande, die sich noch trauen, Missstände im öffentlich-rechtlichen Fernsehen anzuprangern. Der Niedersachse hat viele Jahre als Autor für Wissenschaft und Technik unter anderem für das ZDF und den Deutschlandfunk gearbeitet.