Ex-Volkswagen-Chef rechnet mit der Politik ab: Deutschland brauche einen „Systemwechsel“

vor 8 Monaten

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Bildquelle: Apollo News

„Am 23. Februar hat Deutschland die Chance zu entscheiden, dass es so nicht weitergehen kann“, erklärte der ehemalige Volkswagen-Chef Matthias Müller im Gespräch mit der Neuen Zürcher Zeitung. In dem Interview geht es um den Zusammenbruch der Automobilindustrie, um die zahlreichen Autozulieferer und Autohersteller, die Insolvenz anmelden und zehntausende Arbeitsplätze abbauen müssen – darunter auch Volkswagen.

Die Schuld für den Zerfall sieht Müller bei der Politik, die mit sich ständig wechselnden Rahmenbedingungen keine Arbeitsgrundlage für die Autobauer schaffe. Marode Infrastruktur und fehlende Planungssicherheit setzen die Unternehmen unter Druck. Zudem gebe es keinen angemessenen Austausch zwischen Politik und Autoindustrie. Dieser sei nach dem Dieselskandal zerbrochen. So stand die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel nach dem Skandal für „eine Debatte mit uns nicht mehr zur Verfügung“, bemängelte Müller.

Auch die aktuelle Regierung unter der Ampel-Koalition habe den Dialog weitgehend abgebrochen. Stattdessen habe man den Verbrenner-Ausstieg durchgesetzt, ohne realistische Fristen oder eine klare Strategie. Um die „deutsche Industrie“ wieder „wettbewerbsfähig zu machen“, brauche es einen „Systemwechsel“.

Den Vorwurf, man habe den Wandel zur Elektromobilität zu langsam vorangetrieben, weist Müller zurück. Bereits in den 1980er Jahren experimentierte man mit Elektroautos. Die damaligen Probleme – hohe Kosten und geringe Reichweiten – hätten sich teilweise verbessert, doch die Ladeinfrastruktur bleibe eine große Hürde. „Die Kunden brauchen immer noch diverse Karten, um an den Ladestationen tanken zu können“, so Müller.

Ein weiteres Problem sieht er in der mangelnden Überzeugungskraft: Viele Fahrer älterer Verbrenner könnten oder wollten nicht in ein Elektroauto investieren. Notwendig sei ein umfassendes Mobilitätskonzept, das Jahrzehnte brauche, um wirklich Wirkung zu entfalten. Müller fordert strukturelle Veränderungen und die Entwicklung attraktiverer Produkte. Gleichzeitig warnt er vor der wachsenden Konkurrenz aus China, die gezielt Schwächen der europäischen Hersteller ausnutzt und erfolgreich auf globalen Märkten agiert.

Müller plädiert für einen grundlegenden Wandel: Bessere Bildung, überarbeitete Arbeitsstrukturen und ein Austausch zwischen Politik und Wirtschaft seien unverzichtbar, um den Industriestandort Deutschland wettbewerbsfähig zu halten. Andernfalls drohten Deindustrialisierung und der Verlust von Schlüsselindustrien. Die kommende Bundestagswahl Ende Februar sei für die Bürger die Chance, aufzuzeigen, „dass es so nicht“ weitergehen könne.

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