EZB will mit „Klimafaktor“ über Kreditvergabe entscheiden

vor 3 Tagen

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Die Europäische Zentralbank (EZB) kündigte am Dienstag in einer Pressemitteilung an, einen sogenannten „Klimafaktor“ einzuführen, um den Wert von Sicherheiten bei der Kreditvergabe an Banken zu bestimmen. Dieser Faktor soll in der zweiten Jahreshälfte 2026 in Kraft treten und für die Refinanzierungsgeschäfte gelten, das sind entweder Kredite mit der Laufzeit von einer Woche (MROs) oder drei Monaten (LTROs). Der Wert der Sicherheit könnte gemindert werden, wenn ein „Vermögenswert von diesen Unsicherheiten betroffen sein kann“.

„Dies dient als Puffer gegen die möglichen finanziellen Auswirkungen von Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Klimawandel“, heißt es in der Pressemitteilung. „Es wird die bestehenden Risikomanagementinstrumente des Eurosystems durch die Berücksichtigung zukunftsorientierter Klimaszenarioanalysen ergänzen und damit die Widerstandsfähigkeit der geldpolitischen Umsetzung des Eurosystems verbessern“.

Von dem „Klimafaktor“ sind „marktfähige Vermögenswerte“ von „nichtfinanziellen Unternehmen“ betroffen, also von Unternehmen, die keine Banken sind. „Marktfähige Vermögenswerte“ sind Wertpapiere wie zum Beispiel Aktien oder ETFs. Diese Wertpapiere haben Unternehmen an Banken gegeben und Banken haben sie bei der EZB als Sicherheit für Kredite hinterlegt.

Der neue Faktor kann den Wert einer hinterlegten Sicherheit nur verringern und nicht erhöhen, wie aus einer FAQ-Seite der EZB zum „Klimafaktor“ hervorgeht. Sicherheiten, die vermeintlich einem größeren Risiko durch den Klimawandel ausgesetzt sind, werden herabgestuft und Sicherheiten, die nur einem geringen oder keinem Risiko durch den Klimawandel ausgesetzt sind, behalten ihren Wert. Wenn die Sicherheiten herabgestuft werden, bekommt die jeweilige Bank weniger Geld von der Zentralbank.

Die EZB definiert zwei Arten von Risiko durch den Klimawandel. Erstens „häufigere oder schwerwiegendere Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Dürren und Stürme“ und zweitens Risiken, die sich aus dem Übergang der Wirtschaft hin zu Klimaneutralität ergeben. Durch die Einführung eines „Klimafaktors“ erhöht sich faktisch der Druck auf Banken, ihre Kredite vermehrt für vermeintlich klimafreundliche Sektoren zu gewähren, wie das Handelsblatt berichtet.

Banken könnten sich also dazu entscheiden, keine Kredite mehr an Unternehmen zu vergeben, die als vermeintlich klimaschädlich angesehen werden, weil sie dann selbst weniger Geld von der Europäischen Zentralbank bekommen würden.

Die Einführung des „Klimafaktors“ ist nur eine Maßnahme der Europäischen Zentralbank, um den wirtschaftlichen Wandel hin zu Emissionsneutralität zu forcieren. So wollen sie ihre Analyseinstrumente weiter verändern, um zu untersuchen, wie sich der Klimawandel auf die Makroökonomie auswirkt, zum Beispiel auf Inflation oder Arbeitsplätze. Außerdem sollen mehr Daten gesammelt werden, um die Risiken durch vermehrte Naturkatastrophen besser einschätzen zu können, wie es im „Klima- und Naturplan 2024-2025“ vom Januar 2024 heißt.

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