
Im Landgericht München I sagt der ehemalige Spitzenkoch Alfons Schuhbeck einen Satz, der einfach, wahr – und dennoch traurig ist: „Das Leben hat mich weit nach oben geführt und nun wieder ganz nach unten.“ Nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung offenbart er, wie wenig Geld ihm derzeit noch zum Leben bleibe. Nach seinen eigenen Angaben lebt er von 1138 Euro Rente. Die Krankenversicherung zahlt sein Bruder, bei der Miete (4500 Euro im Monat) hat er Rückstände.
Am dritten Verhandlungstag im Betrugsverfahren gegen Alfons Schuhbeck war auch Insolvenzverwalter Max Liebig geladen. Richter Uwe Habereder fragte ihn: „Können Sie absolute Zahlen in den Raum stellen, wie hoch die Forderungen sind?“ Liebig guckte kurz in seine Unterlagen, dann sagte er: „Da sind wir bei rund 27 Millionen.“ Raunen im Saal bei den Prozess-Beobachtern.
Schuhbeck ist – oder besser gesagt war – ein Freund der Reichen und Schönen. Um die Fotogalerie von Alfons Schuhbeck im Angesicht von Prominenten durchzuarbeiten, braucht man mindestens eine Stunde – wenn man schnell ist. Sehen und gesehen werden mit Alfons Schuhbeck – das war das Nonplusultra der Münchener Bussi-Bussi-Welt.
Nach der Schule absolvierte Schuhbeck – eigentlich Alfons Karg – eine Ausbildung als Fernmeldetechniker, arbeitete aber nie in dem Beruf. Seinen Wehrdienst leistet er unter anderem in einer Feldküche.
Schuhbeck tourte mit seiner Rockband „Die Scalas“ durch Bayern. Im Ferienort Waging am See lernte er den Gastwirt Sebastian Schuhbeck vom Restaurant „Kurhausstüberl“ kennen, der ihn zu einer Kochausbildung animierte, seinen jungen Zögling außerdem adoptierte und ihm somit einen neuen Namen gab.
Das Restaurant Kurhausstüberl im Jahr 2000. Inzwischen firmiert es als „Restaurant Strandkurhaus“
Schuhbeck lernte in Bad Reichenhall, arbeitete im Anschluss in Salzburg, Genf, Paris, London und München unter anderem bei Feinkost Käfer und Dallmayr. 1980 übernahm Alfons Schuhbeck das Restaurant „Kurhausstüberl“ seines Adoptivvaters und wandelte es zu einem Spitzenrestaurant um, das sich als Geheimtipp bei der ortsansässigen Prominenz entpuppte.
In den 1990er Jahren eröffnete Alfons Schuhbeck mehrere gastronomische Unternehmen, vor allem in München. Darunter sein 2003 eröffnetes berühmtestes Restaurant „Schuhbecks“, das bis 2017 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet war.
Schuhbeck 1992 in seinem Restaurant
Immer mehr, immer schneller: Schuhbeck eröffnete ein Weinbistro, ein Partyservice, eine Kochschule, einen Gewürzladen, ein Schokoladengeschäft, einen Teeladen und eine Eisdiele. Darüber hinaus betrieb Schuhbeck zeitweilig das „Teatro Spiegelzelt“, sowie das Michelin-ausgezeichnete Restaurant „Alfons“ und das „Orlando“. Er trat außerdem in Kochsendungen wie die „Küchenschlacht“ auf, war Gast in mehreren Talk- und Fernsehshows und veröffentlichte fast zwei Dutzend Koch- und Rezeptbücher.
Auf dem Höhepunkt seines Schaffens begann auch sein Abstieg. 1994 wurde Schuhbeck wegen Steuerhinterziehung zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung und einer Geldstrafe in Höhe von 250.000 Mark verurteilt worden. Acht Jahre später eine erneute Verurteilung wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 2,3 Millionen Euro zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zwei Monaten. Schuhbeck musste in die Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech.
Am Dienstag stand Schuhbeck erneut vor dem Landgericht München
Und dann, kurz vor seinem erneuten Prozess, kam der Krebs – die Lymphdrüse. Niemand weiß, ob Alfons Schuhbeck noch einmal ins Gefängnis muss oder kann. Aufstieg und Niedergang eines Meisterkochs.