
Der Koalitionsvertrag ist frisch eingetütet, es kann losgehen! Friedrich Merz soll am Morgen des 6. Mai 2025 zum Bundeskanzler gewählt werden. Doch im ersten Wahlgang fällt er durch, erst im zweiten erreicht er die nötige Mehrheit. Ein Wechselbad der Gefühle, auch für die Familie. Sehen Sie hier, wie sich das Drama im Deutschen Bundestag optisch niederschlug.
Der große Tag ist gekommen: Aufgeräumte Stimmung beim vorfreudigen Friedrich Merz und seinen Unionsfreunden, dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner.
Olaf Scholz geht, Friedrich Merz kommt. Denkt er jedenfalls, der Koalitionsvertrag ist schließlich unterschrieben. Und pacta sunt servanda, Verträge sind einzuhalten. Alter römischer Rechtsgrundsatz, wie die beiden Juristen wissen.
Daumen hoch, wird schon, Friedrich! Charlotte Merz strahlt Zuversicht aus.
Auf der anderen Seite: die Fürsten der Finsternis, anders als die Abgeordneten der „demokratischen Mitte“ ins Dunkel getaucht oder dämonisch ins ganz rechte Licht gesetzt, wie Alice Weidel.
Freundschaft! Altbundeskanzlerin Angela Merkel grüßt von der Ehrentribüne. Sie hat alles dafür getan, um Friedrich Merz zu verhindern – wird es auch diesmal gelingen?
Neben Merkel: CDU-Urgestein Rita Süssmuth, in besseren Zeiten Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit und Präsidentin des Deutschen Bundestages. Als sie von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner willkommen geheißen wird, erhebt sich die 88-Jährige, verliert kurz das Gleichgewicht, droht zu stürzen und greift ans Geländer – während die Altbundeskanzlerin helfend ihre Hand reicht.
Es geht los! Der designierte Bundeskanzler sorgt für die erste von insgesamt 316 Stimmen, die er braucht und sicher glaubt. Schließlich haben die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD 328 Sitze im Parlament, also gerade zwölf Stimmen über den Durst.
Bald ist es geschafft: Charlotte Merz, Ehefrau des designierten Bundeskanzlers Friedrich Merz, und ihre Töchter Carola Clüsener (l.) und Constanze Merz auf der Besuchertribüne sind bester Laune.
10.06 Uhr. Oh nein – das darf doch nicht wahr sein! Merz hat die Kanzlermehrheit verfehlt, es fehlten sechs Stimmen. Also sind 18 Abgeordnete der Koalition von der Fahne gegangen. Nix mit „Rambo-Zambo“, jedenfalls vorerst nicht. Ist Papa etwa bald wieder zurück im Sauerland?
SchMERZ lass' nach! Der Schrecken steht dem designierten Kanzler ins Gesicht geschrieben. Wer sind die Verräter? Aus den Reihen des Kanzlerwahlvereins Union wohl eher nicht. Aber besonders linke Sozialdemokraten? Oder solche, die dem Genossen Klingbeil eins auswischen wollen? Erst einmal überwiegt der Schock. Und morgen sollte es doch gleich zu Emmanuel nach Paris gehen ...
Der ganze Tag ist im Eimer. Es sei denn, im zweiten Wahlgang geht noch was, wenn er denn zustande kommt. Dafür braucht er aber auch die AfD oder die Linken, und für beide gilt der Unvereinbarkeitsbeschluss. Jetzt erst mal ins Büro, um den Schock zu verdauen und tief durchzuatmen.
Auch Grüne, die nicht (mehr) im Bundestag sitzen, sind ratlos: Theresa „Terry“ Reintke, Renate Künast, Jürgen Trittin und Luisa Neubauer. Hilft ihre Fraktion Merz im 2. Wahlgang?
Viererbande. Auch Grüne, die nicht (mehr) im Bundestag sitzen, sind ratlos: Theresa „Terry“ Reintke, Renate Künast, Jürgen Trittin und Luisa Neubauer. Hilft ihre Fraktion Merz im 2. Wahlgang? Und gibt es dafür nochmal Geld „fürs Klima“? Es geht jedenfalls in die Verlängerung.
16.15 Uhr. Puuh, geschafft! Dank der Linken gab es einen zweiten Wahlgang, und diesmal hat es gereicht: 325 Stimmen. Friedrich Merz ist der zehnte Bundeskanzler, mit einem blauen Auge nochmal davongekommen.
Erleichterung auch bei Gattin Charlotte Merz, nach einem Wechselbad der Gefühle. So etwas muss man nicht zweimal haben!
Julia Klöckner fragt, ob er die Wahl annehme, und Friedrich Merz erhebt sich. Was ist das bloß für eine Frage?
Julia Klöckner fragt, ob er die Wahl annehme, und Friedrich Merz erhebt sich. Was ist das bloß für eine Frage?
Auch die AfD-Vorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla gratulieren artig. Da kann man auch mal darüber hinwegsehen, dass sie ihn noch vor wenigen Stunden als gescheitert betrachteten.
Da ist das Ding! Jetzt ist es ganz offiziell, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Friedrich Merz die Ernennungsurkunde überreicht. Jetzt kommt der Politikwechsel – oder auch nicht.