
Die Wirtschaftsministerin Reiche sagte in ihrer Antrittsrede, dass eine geordnete Übergabe auch für Demokratien nicht selbstverständlich sei. Sie bedankte sich bei Habeck für eine solche. Sie hatte Habeck bereits vor ihrer Rede dafür gedankt, wie er „dieses Haus in bewegten Zeiten“ geführt habe. „Ich möchte Ihnen danken für diese fast übermenschliche Leistung, die Sie in diesen Tagen, Wochen, Monaten vollbracht haben“, sagte sie vor der Presse.
Sie sprach ihm und den Mitarbeitern „ihren höchsten Respekt“ dafür aus, dass sie das Land durch die Energiekrise gebracht hätten. Die CDU-Politikerin sprach Probleme an, wie 32.000 Firmeninsolvenzen, Arbeitskräftemangel oder abgeflossene Direktinvestitionen. Ein direkter Vergleich mit der sozialen Marktwirtschaft von 1950 hinke angesichts der Probleme im Land und der neuen technischen Änderungen, zum Beispiel im Bereich Robotik oder Quanten-Computern.
„Ich sehe das Haus in der Verantwortung, die bewährten Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft mit Vernunft so auszugestalten, dass sie in unsere Zeit passen“. Man müsse regulieren, aber auch aktivieren. Bei der Übergabe des Wirtschaftsministeriums an Katherina Reiche erhielt Habeck über eine Minute lang Applaus, als er vor die Presse trat.
Ein phoenix-Moderator wies dabei darauf hin, dass sich viele Mitarbeiter des Wirtschaftsministeriums im Raum befinden. „Das sagt sicherlich etwas darüber aus, wie beliebt Robert Habeck in dem Ministerium war“, bei allen Diskussionen, die es auch gegeben habe.
Zu Beginn seiner Rede erzählt Habeck eine Anekdote darüber, wie er mit dem Begriff Minister – auch schon in Schleswig-Holstein – anfänglich gefremdelt habe. „Auf einmal haben die Menschen, die mich Robert genannt haben, gesagt, Herr Minister“. Er habe gelernt, dass der Titel eine Bedeutung habe. Der Titel sei kein Ehrentitel „wie Herr Majestät oder Frau Fürstin“, sondern bedeute in einer Demokratie eine Verpflichtung, „nämlich die Entscheidungen dann zu treffen, wenn sie zu treffen sind“.
Man müsse Entscheidungen treffen, die man als Privatperson vielleicht nicht treffen wolle. „Diese In-die-Pflicht-Nahme spiegelt sich im Amtstitel wider und deswegen darf man ihn, glaube ich, auch mit Würde und mit Stolz tragen“. Der Tag heute sei für ihn ein „Tag der Entpflichtung“, sagt der ehemalige Wirtschaftsminister. „Ich war gerne Wirtschaftsminister“. Das Wirtschaftsministerium stehe im Zentrum der politischen Krisen.
Das Fundament der Bundesrepublik sei aufgebaut auf „Freiheit, gesichert durch sozialen Ausgleich und Wohlstand“. Weiter sagte er: „Prosperität der Wirtschaft ist die Voraussetzung dafür, dass die Demokratie stabil ist“. Wenn die Menschen Angst vor Arbeitsplatzverlust hätten, gebe es keine Hoffnung und Zuversicht. Es sei leicht, auf die Fehler der anderen zu zeigen. „Ich könnte zwei Stunden lang eine Rede halten, wie gemein die anderen sind“, so Habeck.
Aber die Menschen würden nicht besser werden, wenn man ihnen vorhalte, gemein zu sein. Er lobte die Mitarbeiter seines Hauses. Die Probleme hätten nicht in der Verwaltung gelegen. Kritik an seiner eigenen Arbeit übte er bei seiner Übergaberede nicht.