Fear and Loathing in Deutschlandfunk

vor etwa 11 Stunden

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Bildquelle: NiUS

NIUS-Reporter Felix Perrefort wagte den Selbstversuch: Drei Tage Deutschlandfunk am Stück – er weiß jetzt, wie sich sanfte Gehirnwäsche im Sounddesign der linksgrünen Republik anfühlt. Journalismus bis zur Belastungsgrenze.

Tag 1. Es ist 7:59 Uhr, Mittwoch, der 13. August. Ich liege auf meinem Bett, den Rücken angelehnt, betrachte meine neue Hose – great Jeans – und setze die Kopfhörer auf. Zwölf Stunden Deutschlandfunk liegen vor mir, ununterbrochen, das volle Programm. Mein Handy ist geladen, die drahtlosen Kopfhörer ebenfalls. Sie schmiegen sich in meine Ohrmuscheln, als der erste Gong ertönt: „Deutschlandfunk, 8 Uhr. Die Nachrichten. Zunächst die Übersicht.“

Von 8 bis 20 Uhr lang werde ich mich nonstop durch Deutschlands „seriösestes Radio“ schlagen: durch Geschichten über „Klassismus im Gesundheitssystem“, dem angeblich minderjährige, schwangere Mädchen aus dem Roma-Milieu ausgeliefert sind; durch die Warnung vor einer Bakterien-(Nicht-)Gefahr in der Ostsee – ausgelöst von Algenteppichen, angeblich bedingt durch den Klimawandel; durch den immer wiederkehrenden Klangteppich aus Strack-Zimmermanns EU-stolzem Kriegsoptimismus; und durch das säuerliche Grundrauschen der Israelfeindlichkeit, das selbst zwischen Wetterkarten und Verkehrsmeldungen spürbar bleibt. Alles in 1,0-facher Geschwindigkeit, alles ungefiltert, alles im Deutschlandfunk.

Mit frischen Kräften erfahre ich von einem Phänomen, von dem ich bislang noch nie gehört hatte: „Trump-Flüchtlinge in Portugal“, die angeblich vor faschistischen Wogen in Amerika Schutz suchen. Trump wird in einem Atemzug mit „umstrittenen Razzien“, „gelockerten Umweltgesetzen“ und „härterem Vorgehen gegen Migranten“ genannt. Kein einziger Satz ohne wertende Rahmung, kein Zitat ohne die feinen rhetorischen Späne – „toxisches Klima“, „dunkle Zeit“ –, die sich tief ins Unterbewusstsein graben. So entsteht ein geschlossenes Weltbild, in dem Auswandern als logische Konsequenz erscheint. Die anschließende Presseschau, die von der New York Times über CNN und die Washington Post reicht, landet am Ende folgerichtig bei der linksextremen taz, die von einem „autoritären, faschistischen Umbau“ der US-Gesellschaft spricht. Amerika – das ist auch der Ort, an dem der Gonzo-Journalismus entstanden ist.

Diese Gattung nimmt das Innenleben und die Handlungen des Reporters in die Geschichte hinein. Der Erzähler wird Teil des Geschehens, das er beschreibt. Hunter S. Thompson ist untrennbar mit ihr verbunden, Fear and Loathing in Las Vegas, der Kultfilm, der sie weltbekannt machte – basierend auf einer Erzählung, in der sich Fiktion und tatsächlich Erlebtes mischen.

Es war das Jahr 1998: Johnny Depp spielte Hunter S. Thompson in „Fear and Loathing in Las Vegas“ – Angst und Schrecken in Las Vegas.

Anders als Protagonist Raoul Duke, der mit seinem verrückten Anwalt Dr. Gonzo – „Ich als dein Anwalt rate dir …“ – in der Wüste von Las Vegas den Amerikanischen Traum sucht, werde ich nüchtern und zu einhundert Prozent faktentreu und wahrheitsgemäß die Welt des Deutschlandfunks durchschreiten. Kein vollgepackter Drogenkoffer wird mich Fledermäuse halluzinieren lassen – doch das heißt nicht, dass die Substantiv-Konstruktionen des Deutschlandfunks mich nicht wie Meskalin-Kapseln zermürben werden.

„Hyperkapitalismus im Popuniversum“, „Trump-Flüchtlinge in Portugal“, „vulnerable Personen, die Heilung suchen“, „Klassismus im Gesundheitssystem“. Dazu Infos wie diese: „Bei australischen Wildvögeln ist Sexumkehr überraschend weitverbreitet.“ Gemeint ist damit der hormonell bedingte Wechsel des Geschlechts in der australischen Tierwelt. Das alles vorgetragen von gendernden Moderatoren, in jener vertrauten, betulich-neutralen Tonlage, die ich noch aus meiner Kindheit kenne – in einem Elternhaus, in dem der öffentlich-rechtliche Rundfunk Standard war. Dazwischen Parolen („Der menschengemachte Klimawandel schlägt voll durch“) und Falschbehauptungen, die unterschwellig als Tatsachen serviert werden – obwohl sie offenkundig falsch sind: „Inzwischen ist die Reichsbürger-Szene verboten.“ Besonders heftig: das Stück über „Klassismus im Gesundheitssystem“.

Probleme, die nicht hausgemacht sind, sondern importiert wurden – Probleme, die Deutschland sich freiwillig aufbürdet und für die es selbst nichts kann – werden in Probleme der eigenen Gesellschaft umgedeutet. Alles im weichen, moralisierenden Ton, mit Gefühl und Betroffenheit, aber ohne jede logische Stringenz. So beginnt die Moderatorin mit einer Definition von „Klassismus im Gesundheitssystem“. Kurz darauf geht es um junge Frauen aus dem Roma-Milieu, teils minderjährig schwanger, aus zutiefst patriarchalen, stammesähnlichen Strukturen. Dort lässt „die Heirat auf sich warten“, während die Schwangerschaft längst Realität ist. Es geht also um Zwangsverheiratung, verbunden mit dem Schwängern minderjähriger Mädchen – Menschen, die ihre Fähigkeit zu denken nicht auf dem Altar politischer Korrektheit geopfert haben, würden dafür wenigstens ein paar mitfühlende Worte finden.

Doch im Deutschlandfunk ist das nicht das Problem, sondern das „klassistische“ Gesundheitssystem: Die Roma-Mädchen haben keinen Krankenversicherungsschutz – nicht, weil das deutsche System diskriminiert, sondern weil diese Menschen dank geöffneter Grenzen hierhergekommen sind und unter den Bedingungen leiden, die ihre Herkunftskulturen schaffen.

Das hat nichts mit Rassismus, Diskriminierung oder „Klassismus“ zu tun. Es ist schlicht die Folge einer Migrationspolitik, die solche Milieus mitsamt ihren Strukturen importiert. Darüber offen zu sprechen, wäre im öffentlich-rechtlichen Kontext jedoch „rassistisch“. Also wird geschwiegen – und linke Ideologie tritt als Retter auf, während sie die jungen Frauen in Wahrheit verrät, indem sie die eigentlichen Ursachen ihrer Lage verschweigt.

Gegen 15 Uhr beginnen meine Kräfte zu schwinden. Was am Vormittag noch wie Pflichtnotizen wirkte, prasselt nun wie eine Serie ideologischer Salven auf meinen Verstand. Draußen brütet die Hitze, und nur eine eiskalte Dose Monster Energy Light aus dem Gefrierfach hält mich wach. Doch das wirklich Harte spielt sich in meinem Ohr ab.

Evelyn Zupke, seit 2021 Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur, spricht über „Erzählungen“ und „Narrative“ – die der anderen, versteht sich, vor allem aus „autoritären Regimen“. Manche Ostdeutsche, so beklagt sie, glaubten, wir lebten „nur scheinbar in der Demokratie“. Bedauerlich finde sie auch den „Widerspruch“, wenn Menschen das Gefühl hätten, „der Staat möchte mir etwas aufzwingen“, während sie zugleich erwarteten, „dass der Staat vieles regeln soll“. Dass diese Menschen vielleicht noch genau wissen, wie der Staat ihnen fast eine Impfpflicht verpasst hätte, während er Rente, Sicherheit oder funktionierende Behörden nicht mehr hinbekommt – geschenkt.

Evelyn Zupke weiß, warum „diktaturgeschädigte“ Ostdeutsche, die sich mitunter in einer Diktatur wähnen, vollkommen irrational denken ...

Stattdessen der Gestus einer autoritär-weichen Sozialpädagogin: Die Probleme liegen nicht in der Politik selbst, sondern darin, dass sie „besser erklärt“ werden müsse. Der Moderator spricht von der gefallenen Mauer, den Bürgern, die sie niedergerissen hätten, und fragt, wie sich Brücken bauen ließen, wo „in manchen Köpfen Spaltung geblieben“ sei. Zupke antwortet mit therapeutischer Sanftmut: „Es ist immer wieder das Gespräch. Sich zuhören, sich Geschichten erzählen […] wertungsfreie Räume schaffen.“ Der „Prozess“, von dem sie spricht, ist das, was auf Parteitagen „Dialog“ heißt: Man redet mit den Leuten, bis sie es verstanden haben – nicht umgekehrt.

18 Uhr. Ich verlasse das Büro. Die Sonne sinkt über Berlin, irgendwo in der Nähe des Kottbusser Tors. Der Deutschlandfunk ist immer noch da – diesmal als philosophischer Parcours über „Stillstand und Regression“. Die Botschaft: Man verschließt sich der Erkenntnis des Klimawandels, vernebelt den klaren Blick darauf, dass man etwas dagegen tun könnte. Ich gehe Richtung Hermannplatz. Auf dem Weg dorthin befindet sich ein günstiger Chinese, ein Imbiss wie aus einem vergangenen Neukölln, bevor Shisha-Bars, Dönerbuden und Scharia-Islam den Kiez übernahmen.

Zwischen Kottbusser Tor und Hermannplatz: der Imbiss eines schuftenden Mannes. Ich empfehle die Eierblumen-Suppe mit Hühnerfleisch.

Links und rechts: Obdachlose, Migranten, eine Menge Elend – noch kein Slum, aber wohnen würden hier auch nicht jene Deutschlandfunk-Gäste, deren Stimmen mich begleiten. Die Probleme scheinen genauso unlösbar wie in Washington, wo ein Mann namens Donald Trump angeblich jedes Mitgefühl verweigern würde, indem er Obdachlose „deportieren“ lässt, wie mich der Deutschlandfunk lehrt. Ich laufe weiter die Straße hinunter, betrete das Restaurant. 19 Uhr. Elf von zwölf Stunden sind geschafft.

Eine halbe Stunde später sind meine Grenzen des Erträglichen erreicht, Thema „Wasserstoff“ – das Maß ist nun tatsächlich voll. „Grüner Wasserstoff“, „grüner Stahl“ – dieses vollkommen gescheiterte Energieexperiment Deutschlands – wird als „teuer, rar, aber wichtig für die Industrie“ beschrieben, während der gesamte Beitrag faktisch davon erzählt, dass dieses Versprechen nie eingelöst werden wird.

Zu meiner Suppe bestelle ich ein Weizen. Man muss es als „Hefeweizen“ bestellen, sonst versteht der Mann hinterm Tresen nicht, was man meint. „Weizen“ versteht er nicht. Ich weiß das bei ihm inzwischen aus Erfahrung, akzeptiere, dass er dieses Wort nicht mehr lernen wird. Und es ist ok. Denn um so etwas geht es nicht.

Wie auch immer. Der einzige Zweck des Wasserstoff-Features scheint zu sein, die bröckelnde Illusion der Energiewende aufrechtzuerhalten. Kein Wort darüber, dass Dekarbonisierung auch über Atomkraft möglich wäre – eine Energiequelle, die eben kein CO2 ausstößt. Aber im Deutschlandfunk darf nicht gesagt werden, was den Regierungszielen widerspricht.

Parallel dazu läuft seit morgens die Empörung über die USA: Dort wolle die Regierung angeblich die Museumskultur mit politischen Zielen in Einklang bringen. Hierzulande stört man sich hingegen nicht an einer nahezu vollständig regierungskonformen Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen.

Ich sitze in Neukölln, umgeben von Migranten, angelsächsischen Expats und deutschen Linken. In kaum einer dieser Gruppen wird der Deutschlandfunk überhaupt gehört. Expats interessieren sich für Techno und Hedonismus, die Araber hören Al Jazeera – wo der „Genozid“ in Israel heraufbeschworen und bebildert wird. Die einzige Gemeinsamkeit dieser Milieus: In der Sprache der „Israelkritik“ verstehen sich in Neukölln alle.

Fast wohlwollend mutet es da an, wie mein erster Deutschlandfunk-Tag begann – mit einem Interview des ehemaligen Leiters der deutsch-israelischen Handelskammer. Er sagte, durchaus zutreffend, dass europäisches Entgegenkommen gegenüber palästinensischen Forderungen die Verhandlungsbereitschaft der Hamas schwächt, während militärische Offensiven sie zurück an den Verhandlungstisch bringen. Der Moderator hatte dem nur aufgeregte, kritische Bemerkungen entgegenzusetzen – dieselben, die in den stündlichen Deutschlandfunk-Nachrichten pausenlos wiederholt werden würden – wo man europäische Regierungen zitierte, die Israel einer laufenden „Hungerkatastrophe“ beschuldigen. Dass all das eine erfolgreich etablierte Behauptung der Hamas ist, wird hier sicher nicht registriert. Je fragwürdiger und ideologischer, desto häufiger muss es wiederholt werden.

Tag 2. Über den Vormittag hinweg stellt sich bei mir der Eindruck ein, dass dieser Tag nicht so ideologisch, nicht so schwer erträglich ist wie Tag 1. Der Deutschlandfunk läuft im Hintergrund, ohne dass ich zusammenzucke oder irritiert bin – allerdings merklich aufgeregt. Besonders wichtig ist ihm an diesem Tag ein UN-Plastikabkommen, das tags darauf abgeschlossen werden soll, um die internationale Produktion des „Klimasünders“ Plastik zu begrenzen. Immer wieder wird im Laufe des Tages darauf zurückgekommen.

Nebenbei arbeite ich an einem anderen Text: Ann-Kathrin Kaufhold will, dass mehr als zwei Eltern rechtlich anerkannt werden – ein Modell, das außerhalb der Welt des Deutschlandfunks und anderer links-ideologischer Informationsblasen kaum jemand kennt.

Gegen Mittag fällt mir plötzlich auf: Ich höre Deutschlandradio Kultur, nicht den Deutschlandfunk. Wie lange geht das schon so? Ich kann es nicht sagen. Mein Konzept war eigentlich, Deutschlandfunk zu hören. Kann es wirklich sein, dass Deutschlandradio Kultur weniger penetrant ist? Die Fragen, die sich hier auftun, sind heute nicht zu beantworten. Ich schalte um.

15 Uhr. Es geht um den Nachfolger von „Der Schuh des Manitu“ – „Das Kanu des Manitu“. Kritische Diskussion im Deutschlandfunk. Der interviewte Journalist, der den Film gesehen hat, findet ihn im Grunde gar nicht mehr so gut. Das Lustigste am ganzen Segment ist ein Einspieler aus der alten Version: Bully Herbig als Winnetouch, tanzend „Tscha-Tscha-Tscha“. Diese Szene ist einfach nur komisch, weil sie ungebrochen lustig ist, frei von missionarischem Beigeschmack.

Doch das Gespräch geht weiter. Auch der Deutschlandfunk-Redakteur will schon damals die Figur des Winnetouch „schrecklich“ gefunden haben – homophob, queerfeindlich, all das.

Let's dive into their world.

DLF-Moderatorin: „Winnetouch, der Bruder von Abahachi. Der war ja sehr klischeehaft dargestellt in Teil eins – trank Prosecco, lebte auf der Puderrosa Ranch. Da gab es ordentlich Kritik. Ist man da jetzt ein bisschen sensibler geworden in Teil zwei?“

Good, funny men in einer Badewanne.

DLF-Journalist: „Die Kritik gab es nicht zu Unrecht. Ich gehöre ja auch zu den Kritikern. Ich fand es ganz, ganz schrecklich, wie mit dieser Figur im ersten Teil umgegangen wurde. Im zweiten Teil ist es tatsächlich sehr viel sensibler. Bully Herbig hat im Vorfeld in Interviews durchscheinen lassen, dass er sich intensiv mit der Kritik auseinandergesetzt hat. Bei der Darstellung von Winnetouch hat er sich auch mit einem queeren Podcast-Duo besprochen und sich sozusagen Hilfe geholt. Und dieser gute Wille, der ist im Film jetzt auch durchaus total erkennbar. Also Winnetouch wird noch mal wesentlich selbstbewusster in Szene gesetzt. Seine Queerness ist nicht mehr die Pointe jeder Szene. Und allein, dass er Unternehmer ist, sich mit einer Tanzschule selbstständig gemacht hat und jetzt sogar dem Sheriff Paroli bieten kann – vielleicht hören wir einmal kurz in eine Szene hinein.“

Winnetouch in tuntiger Stimme, tanzend: „Links, rechts, cha-cha-cha, links, rechts, cha-cha-cha-rückwärts, vorwärts. Und die Hüfte schwingen, cha-cha-cha. – Hey, was soll das? Sind Sie der, der mit Frau Wolf tanzt? Die hat Einzelstunde und will nicht gestört werden!“

DLF-Moderatorin: „Ja, ich finde, man merkt eindeutig, dass der Film nicht mehr versucht, diese harte, heteronormative Cowboy-Männlichkeit mit Winnetouchs Queerness zu verunsichern – was eigentlich der Kern des ersten Films war. Gefühlt hat jeder Gag genau darauf aufgebaut. Jetzt ist er am Ende sogar so ein bisschen der Held der Geschichte. Da merkt man wirklich, dass Bully zumindest versucht hat, zuzuhören und dazuzulernen.“

Eigentlich könnte man auch loben, dass der tuntige Winnetouch die eiserne Männlichkeit typischer Western persifliert.

Dann informiert der Deutschlandfunk: Auch wenn der Mensch noch keinen Fuß auf den ein oder anderen Gletscher gesetzt habe – „seine Spuren sind schon da: Mikroplastik“.

Pauline Voss schneit in die Redaktion herein, betritt den kleinen Laden über dem Ritter Butzke, aus dem seit zwei Jahren fortwährend publizistische Raketen aufs Regierungsviertel einprasseln, sodass man dort kaum noch durchregieren kann. Auch sie hat den neuen „Schuh des Manitu“ gesehen und fand ihn langweilig – wie auch der Deutschlandfunk. Sie benennt die Ursache dafür: Der Film sei politisch korrekt geworden. Genau das findet auch der Deutschlandfunk, der ihn ebenfalls langweilig findet – aber gerade gut. Die Neupuritaner des Journalismus sind verdammt dazu, die Langeweile, in der sie leben, auch noch zu feiern. Es ist die Leere der Humorlosigkeit.

23:12 Uhr: Machen sich Entzugserscheinungen bemerkbar? Deutschlandfunk ein: „Außerdem beschäftigen wir uns mit dem von vielen so ersehnten Plastik-Abkommen der Vereinten Nationen.“ Deutschlandfunk aus.

Tag 3. Er startet mit einem Israel-Beitrag, der mich erst glauben lässt, hier würde Empathie walten: jüdische Tränen, die von 2005 stammen, als Siedler aus dem Gazastreifen vertrieben wurden. Doch der Beitrag kippt – der Rückzug wird als taktisches Manöver geframt, um Westjordanland-Siedlungen zu stärken. Am Ende die Pointe: Der 7. Oktober – das schlimmste Verbrechen an Juden seit 1945 – sei Beweis, dass die „Besatzung“ nicht vorbei ist. Ursache? Die Siedlungen im Westjordanland. Nein – das ist kein Journalismus, das ist verbale Pathologie, Radio als Angst und Schrecken. – Fear and Loathing in Deutschlandfunk.

Ich brauche eine Pause, nehme die Kopfhörer ab und mache mich daran, diesen Text fertigzustellen ...

Dann dürften Tränen geflossen sein: Von „Enttäuschung nach gescheiterten Verhandlungen über UN-Plastikabkommen“ berichtet der Deutschlandfunk und gibt seine eigene Trauer als eine der Allgemeinheit aus. Wir erinnern uns: Schon gestern „sehnten sich viele“ nach diesem Abkommen, womit ebenso die Sehnsüchte linker Redakteure gemeint waren, die hier doch recht freimütig ausgeplaudert werden.

Gegen Mittag dreht der Deutschlandfunk nochmals richtig auf. Es geht angeblich um Hitze an Schulen und um Migration an Schulen – doch das Wort „Schüler“ verschwindet vollständig. Aus Schülern werden „Lernende“, aus Schülern ohne Deutschkenntnisse „Lernende aus unterschiedlichen Kulturkreisen mit extrem heterogenem sprachlichem Hintergrund“. Hier wird keine Realität mehr beschrieben, hier wird eine neue Welt erschaffen. Die Überforderung der Lehrerinnen wird zwar benannt, aber in einer Sprache, die die Ursachen – eine jahrzehntelang gescheiterte Migrationspolitik – nicht nur verkleidet, sondern in Affirmation auflöst.

Die alte Bundesrepublik wird zunächst an ihren Grenzen und dann im Wortschatz liquidiert.

Es ist die Gehirnwäsche der Bessermeinenden: rhythmisch, sanft, objektiv – subtil verpflichtend: das öffentlich-rechtliche Ja und Amen zu allem, was die Politik aufzwingt.

Das ist das Programm des Deutschlandfunks – die sporadischen Lichtblicke, die Hoffnungsschimmer, die Phasen, in denen man wirklich guten Journalismus hört, werden überschrieben durch die sich über den Tag erstreckende Monotonie der Ideologie: Trump-Bashing, Klimawandel-Hysterie, AfD-Hass – eine Welt, die den Blick vernebelt, während etwa in den USA längst neue Realitäten und hoffnungsvolle Entwicklungen im Gange sind. Im dauerbefunkten Deutschland sieht es indes düster aus.

Doch wie sagte noch irgend ein guter Mann: „Am Ende wird alles gut – und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.“

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