
Durch das Anheben der globalen Zölle hat US-Präsident Donald Trump wieder einmal gezeigt, dass er seinen Worten Taten folgen lässt. Sein Motto „America first“ setzt der Republikaner trotz weltweiter Empörung durch. Seit Tagen stürzen die Aktien-Kurse ab, am Montagabend erreichten sie schließlich einen Tiefpunkt, wie er zuletzt in der Corona-Pandemie zu verzeichnen war. Auf die Angebote der EU geht Trump bisher nicht ein. Auf Chinas angekündigte Gegenzölle reagierte er mit Drohungen.
Doch was bedeutet der Zoll-Streit für Deutschland und worauf müssen Anleger achten? Darüber sprachen am Dienstag Finanzexperte Marc Friedrich, NIUS-Kolumnist Alexander Kissler und Journalistin Jasmin Kosubek bei NIUS Live. „Zölle bedeuten steigende Inflation. Es ist eher ein Zeichen der De-Globalisierung“, erklärt Friedrich. Trump beabsichtige eine „Neuordnung des gesamten Systems“, eine Rückkehr zu nationalen Interessen. Für die USA sei das notwendig, so Friedrich, denn immer mehr Produktion wurde über die vergangenen Jahrzehnte nach Asien ausgelagert. Das Land habe ein „Handelsbilanz-Defizit, was ständig größer wird. 5 Milliarden pro Tag.“ Zudem sei es mit 37 Billionen Dollar massiv verschuldet.
Für die USA könnte der Plan aufgehen. Europa ist wenig begeistert. Doch entgegen aller Empörung erklärt Marc Friedrich: „Die EU hat in den letzten Jahren auf amerikanische Autos 10 Prozent Zölle gehabt, aber die Amerikaner haben nur 2,5 Prozent verlangt.“ Trumps Behauptung, Europa habe nicht fair gespielt, könne Friedrich daher nachvollziehen. Dennoch sei er kein Fan von Zöllen. „Sie beschneiden das Konsumverhalten.“ Denn durch die Inflation hätten Menschen weniger Geld, konsumierten folglich weniger. Irgendwann müsse die Notenbank eingreifen und die Zinsen senken, damit wieder Häuser gebaut und Kredite aufgenommen würden. „Unsere Wirtschaft ist so aufgebaut, sie braucht die Verschuldung, sie braucht Wachstum, sonst kollabiert sie einfach.“
Lässt sich nicht vom Kurs abbringen: US-Präsident Donald Trump
Dennoch empfehle es sich, Ruhe zu bewahren. „Ich erwarte tatsächlich eine zweite Inflationswelle in den nächsten Jahren, weil unser Geldsystem wirklich am Limit ist“, so der Finanzexperte bei NIUS Live. Es werde volatil bleiben, „aber es macht natürlich Sinn, antizyklisch zu handeln. Jetzt alle Aktien zu verkaufen, ist absolut falsch, lieber genau das Gegenteil.“ Friedrich sieht sogar Kaufchancen, rät aber schrittweise zu investieren. Ebenfalls wichtig: Diversifizieren. Nun heiße es, abwarten. „Wir sind gerade im Niemandsland. Wenn morgen alle sage, wir machen Null-Zölle, dann kann es sich relativ schnell wieder normalisieren“. Also: „Ruhe bewahren und den Markt beobachten“.
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