
„Scheiß AfD“ dröhnte es am Sonntagnachmittag aus den Lautsprechern eines Busses, den die Aktivisten-Gruppe des „Zentrum für politische Schönheit“ nahe dem Kanzleramt geparkt hatte, um das ARD-Sommerinterview mit AfD-Chefin Alice Weidel zu stören. Eingesungen hat den sowohl melodisch als auch textlich eher simpel gehaltenen Song der „Corner Chor“ aus Augsburg, der im vergangenen Jahr mit einem Preis der Stadt ausgezeichnet wurde.
1000 Euro erhielten die Sängerinnen um Leiterin Johanna Walleser mit dem Pop-Preis der Stadt Augsburg, der den Namen „ROY“ trägt. Die Stadt begründet die Auszeichnung mit den Worten: „Der Corner Chor ist laut, seine Performances sind bunt und die Message ist klar und deutlich: Für Vielfalt, für soziale Gerechtigkeit, für die Sichtbarkeit von FLINTAs und gegen Diskriminierung von Menschen mit nichtbinären Geschlechtsidentitäten.“
Der „Scheiß AfD Jodler“, wie die Gruppe ihr Signature-Stück benannt hat, ist wohl der bekannteste Song des auf den ersten Blick nicht ganz so bunten und vielfältigen Gesangs-Zusammenschlusses aus dem bayerischen Augsburg.
Mit diesem Foto sammelte der Chor auf der Plattform GoFundMe spenden.
Inhaltlich besteht er lediglich aus den beiden titelgebenden Wörtern, „Scheiß“ und „AfD“, die in verschiedenen Tonhöhen mehrstimmig geträllert werden.
Mitte Juni präsentierte der „Corner Chor“ den „Scheiß-AfD-Jodler“ auf dem Queer Slam in München:
„Wir wussten nichts von der Aktion, freuen uns aber übel, dass das Lied da platziert wurde“, sagte eine Sprecherin des Chors dem BR, und weiter: „Wir müssen uns fragen, wem wir eine Bühne geben. Rechtsgesinnte Politikerinnen und Politiker sollten nicht zu viel zu Wort kommen. Die Politik der AfD ist menschenverachtend und destruktiv.“
Auch auf Instagram feiern die Sängerinnen die in Fäkalsprache vorgetragene und argumentativ eher dürftig gehaltene Anti-AfD-Aktion.
In seiner Instagram-Story teilt der Chor ein Bild, auf dem der Kopf von AfD-Chefin Alice Weidel von einem Kackhaufen-Emoji überdeckt wird.
Allerdings hatte diese dann wohl eher nicht die beabsichtigte Wirkung: Das „Sommerinterview“ mit Weidel war am Ende nämlich deutlich gefragter war als das in der Woche zuvor. 1,56 Millionen Zuschauer schalteten ein, das war fast eine halbe Million mehr als in der vergangenen Woche, als Bundeskanzler Friedrich Merz zu Gast war, berichtet das Medienmagazin DWDL.de.
Obwohl Chorleiterin Johanna Walleser auf Spotify als Komponistin des Stücks gelistet ist, übernimmt dieses in weiten Teilen die Melodie des traditionellen Andachts-Jodlers aus Südtirol. Dieser wurde an Weihnachten während der eucharistischen Andacht gesungen, dem Kernstück der heiligen Messe.
Chorleiterin und Pianistin Johanna Walleser ist als „Djonni Laser“ in der Augsburger Clubszene bekannt. Beim „Empowerment Workshop“ des Augsburger Staatstheaters gab sie 2024 einen zweitägigen DJ-Workshop.
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