
Wer schon mal mit einem FlixTrain gefahren ist, der denkt vielleicht mit Schrecken daran zurück. Motto: uralte Züge, uralte Passagiere, wenige Strecken. Das soll Vergangenheit sein – jetzt ist FLIX am Zug. Und zwar großflächig. „Das ist ein starkes Signal an alle Bahnreisende“, sagt FLIX-CEO André Schwämmlein zu Bild. „Es gibt endlich echte Wahlmöglichkeiten.
Mehr Wettbewerb heißt: bessere Angebote, günstige Preise, mehr Verlässlichkeit.“ Fernbus-Betreiber FLIX will 65 Züge vom spanischen Hersteller Talgo kaufen, die Lokomotiven von Siemens Mobility. Das Auftragsvolumen ist 2,4 Milliarden Euro stark. Die Züge sind 230 Kilometer pro Stunde schnell, die Türen sind bodentief und damit Rollstuhlgerecht. Wann soll das alles passieren? CEO-Schwämmlein: „So bald wie möglich, die Produktion läuft jetzt an.“
Mein gesunder Menschenverstand jubelt: endlich eine Alternative zur deutschen Trauer-Bahn mit den traurigen Verspätungen. Natürlich ist viel Sales-Talk dabei, wenn der FLIX-Chef spricht. Und natürlich müssen wir uns noch gedulden, bis die neue Generation Zug zu uns kommt. Zwar hat FlixTrain allein im vergangenen Jahr sein Angebot nach eigenen Angaben um 40 Prozent ausgebaut. Bisher fährt FlixTrain in Deutschland in 50 Städten mit 13 Zügen – aber die sind alt und langsam.
Flixtrains wecken eine neue Lust am Reisen, so unser Autor.
Die neue Lust am Bahn-Reisen kommt mit neuen Waggons, mit dem Geruch von frischen Polstern, aufgeräumten Waschräumen (ich sage extra nicht Klos) und mit Speisewagen, die geöffnet sind. Und in denen freundliche Menschen leckere Getränke und Speisen auf den Tisch stellen. Und man denkt: Wie ist das Leben schön, wie ist Deutschland schön, wenn es so an einem vorbeigleitet. Die Bahnreise als kleines Abenteuer für jedermann.
Vielleicht spüren Sie, lieber Leser, die Sehnsucht des Schreibers dieser Zeilen nach einem neuen vertrauensvollen Wir-fahren-Zug-Gefühl. Es könnte doch so entspannt und erfreulich sein. Sie sitzen an ihrem Platz, der Zug ist (natürlich) pünktlich abgefahren. Eine freundliche Stimme aus dem Lautsprecher sagt Ihnen was Freundliches, zum Beispiel, wann wir wo sein werden und welche Anschlusszüge wann wohin gehen.
Passagiere am Hauptbahnhof Berlin wollen in den Flixtrain steigen.
Die Stimme sagt Ihnen nicht das, was sie normalerweise sagt. Ich war am Wochenende in Bremen und habe meinen Sohn besucht. Von Berlin nach Bremen – wahrhaftig keine Weltreise. Alles war gebucht. Aber dann…Der Zug fiel aus. Der nächste hatte 12 Minuten Verspätung. Die Reservierung passte nicht mehr, weil die Waggons anders nummeriert waren. Und so ging es weiter, auch bei der Rückfahrt. Und immer versuchte ein armer Sprecher oder eine arme Sprecherin zu erklären, warum etwas nicht klappte: Nach der Reise sagte ich zu mir: Weichen kaputt, Wagen kaputt, Bahn kaputt, Passagier kaputt.
Jetzt ist FLIX am Zug – es kann nur besser werden.
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