Flugtaxi-Hersteller Lilium vor erneuter Insolvenz

vor 3 Monaten

Blog Image
Bildquelle: Apollo News

Beim Flugtaxi-Hersteller Lilium bahnt sich offenbar ein erneutes Insolvenzverfahren an. Den Mitarbeitern wurden bislang keine Gehälter ausgezahlt. Diese Hiobsbotschaft verkündete die Unternehmensführung am späten Mittwochabend per Videocall. Wie es aus internen Kreisen gegenüber dem Business Insider heißt, blieb die versprochene Finanzspritze eines neuen Großinvestors bislang aus.

Noch vor wenigen Wochen schien sich eine Rettung für das angeschlagene Unternehmen abzuzeichnen. DTM Investments, die Investmentgesellschaft des slowakischen Unternehmers Marian Boček, hatte zugesagt, 150 Millionen Euro bereitzustellen. Doch bislang ist kein Geld geflossen.

Ein Insider bringt die zugespitzte Lage auf den Punkt: „Entweder das Geld kommt in den nächsten Stunden, oder morgen wird Insolvenz angemeldet.“ Das Vertrauen in das Unternehmen, sowohl von Investoren als auch von Angestellten, ist inzwischen weitgehend zerstört.

Die Finanzprobleme von Lilium sind nicht neu. Im Oktober 2024 musste das Unternehmen Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden, nachdem staatliche Hilfen ausgeblieben waren. Zwei Monate später folgte ein drastischer Personalabbau: In zwei Wellen wurden rund 1.000 Angestellte entlassen.

Kurz vor Weihnachten schien sich dann eine neue Perspektive zu ergeben. Ein Investorenkonsortium unter Führung von Earlybird und Philipp Schoeller plante, mehr als 200 Millionen Euro in das Unternehmen zu investieren und den Geschäftsbetrieb fortzuführen. Im Zuge dessen wurde die Mobile Uplift Corporation gegründet, die mittlerweile als „Lilium Aerospace GmbH“ firmiert. Die verbliebenen 800 Mitarbeiter sollten ihre Jobs behalten.

Monatlich benötigt das Unternehmen etwa zehn Millionen Euro, allein um laufende Kosten wie Gehälter und Mieten zu decken. Zudem drücken kurzfristige Schulden in zweistelliger Millionenhöhe. Zwar stellten einige prominente Investoren wie Frank Thelen, Christian Reber und Jan Beckers Anfang Januar fünf Millionen Euro in Form eines Wandeldarlehens zur Verfügung, doch diese Summe reicht bei Weitem nicht aus.

Besonders brisant: Die Lilium Aerospace GmbH hat nicht nur die Verträge der aktuellen Mitarbeiter übernommen, sondern ist auch für die Löhne der entlassenen Beschäftigten bis März 2025 verantwortlich. Während bis Dezember das Insolvenzgeld des Staates die Gehaltszahlungen sicherte, hätte seit Januar die neue Gesellschaft übernehmen müssen – doch das ist bislang nicht geschehen.

Lilium galt als Hoffnung der deutschen Start-up-Szene. Mit einem futuristischen Flugtaxi wollte das Unternehmen die Luftfahrt revolutionieren. Internationale Medien berichteten, Investoren investierten Milliarden, und 2019 gewann Lilium den Red-Dot Award. Doch nach und nach offenbarte sich eine andere Realität.

Seit der Gründung 2015 versprach Lilium den Durchbruch. 2019 präsentierte man einen fünfsitzigen Jet, später folgte ein siebensitziges Modell. Doch außer Simulationen und einem Prototyp gab es wenig Fortschritt. 2021 ging Lilium an die Börse, versprach 90 Flugzeuge bis 2024 – nichts wurde eingehalten. Testflüge wurden mehrfach verschoben, Anfang 2025 sollte ein bemanntes Modell starten. Doch Investoren verloren Vertrauen.

Lilium bat die bayerische Staatsregierung um ein 100-Millionen-Euro-Darlehen. Söder unterstützte dies, Aiwanger lehnte ab. Auch die Bundesregierung konnte sich nicht einigen. Mitte Oktober platzte die Bürgschaft. Ein letzter Versuch, durch Standortwechsel-Drohungen Druck auszuüben, scheiterte.

Im Oktober meldete Lilium Insolvenz an, die Aktie brach ein. Die Politik hielt teils bis zuletzt an einer Rettung fest. Investoren wie Frank Thelen sprachen von „Zukunft Deutschlands“, doch selbst sie wollten kein Geld nachschießen. Heute erscheint Lilium eher als Luftschloss – und als eine Art zweites Wirecard (Apollo News berichtete).

Publisher Logo

Dieser Artikel ist von Apollo News

Klicke den folgenden Button, um den Artikel auf der Website von Apollo News zu lesen.

Weitere Artikel