Fords Elektro-Offensive gescheitert: Werk in Köln kämpft ums Überleben

vor etwa 6 Stunden

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Bildquelle: Apollo News

Erst vor zwei Jahren feierte Ford die Eröffnung seines neuen E-Auto-Werks in Köln – ein Prestigeprojekt, das als weltweites Vorzeigewerk des Konzerns CO2-neutral produzieren sollte. Jährlich sollten bis zu 250.000 Elektrofahrzeuge vom Band laufen. Die Euphorie ist aber inzwischen verflogen.

Statt ein Aushängeschild für den Wandel zu sein, entpuppt sich der Standort als Problemfall. Bis Ende November 2024 wurden vom Explorer, der intern oft als Hoffnungsträger gehandelt wurde, gerade einmal rund 2.600 Einheiten neu zugelassen – vom Modell Capri sogar noch weniger. Die Produktion läuft weit unter der Rentabilitätsgrenze: Laut aktuellen Zahlen liegt die Auslastung des Werks bei weniger als 20 Prozent. Die wirtschaftliche Tragfähigkeit steht damit massiv infrage. „Die Lage ist schlecht und die Perspektive noch schlechter“, bringt Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Bochumer Autoinstituts Center Automotive Research, die Situation auf den Punkt.

Was Ford betrifft, gilt auch für andere Hersteller: Die E-Mobilität entwickelt sich nicht zum wirtschaftlichen Hoffnungsträger, sondern zur Belastungsprobe. Auch bei VW und Mercedes sind die Verkaufszahlen rückläufig, Margen schrumpfen, Werke stehen still.

Die politische Marschrichtung, allen voran das auf EU-Ebene beschlossene Verbrenner-Aus sowie streng regulierte Flottengrenzwerte, stellt sich zunehmend als strukturelles Risiko für die gesamte europäische Automobilindustrie heraus. Der Umstieg auf batterieelektrische Fahrzeuge ist mit enormen Investitionen verbunden, doch die Nachfrage bleibt aus. Hinzu kommen die belastenden Rahmenbedingungen wirtschaftlicher Natur, die in der Bundesrepublik vorherrschen: hohe Energiepreise und überbordende Bürokratie.

Die Absatzzahlen sinken vor allem, da die Autobauer des kollektiven Westens nicht mit der preiswerten Konkurrenz aus China mithalten können. Es bedarf einer Rückbesinnung auf den alten Verkaufsschlager: den Verbrenner.

Für Ford ist diese Erkenntnis längst überfällig. Der US-Autobauer hat es nicht geschafft, seine frühere Marktposition im unteren Preissegment erfolgreich in die Welt der Elektromobilität zu übertragen. Jahrzehntelang war Ford für erschwingliche Verbrenner wie den Fiesta bekannt – ein Image, das im E-Zeitalter nun völlig verblasst ist.

Denn: Mit einem Einstiegspreis von 39.900 Euro für das Basismodell des Ford Explorer und 42.400 Euro für den Capri hat sich das Unternehmen vom einstigen Niedrigpreisprofil verabschiedet.

Ein fataler Fehler, denn selbst deutsche Hersteller wie Volkswagen können günstigere Alternativen anbieten. Die Konsequenz: Fords Position auf dem Markt gerät ins Wanken.

„Warum soll ich mir einen Ford kaufen, wenn ich für das gleiche Geld auch einen Stromer von Volkswagen bekomme und die darin enthaltene Technik großteils die gleiche ist?“, erwähnt Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, im Gespräch mit Spiegel Online.

Mit Blick auf den deutschen Markt zeigt sich ein klarer Rückgang der Marktdurchdringung von Ford: Im vergangenen Jahr entfielen laut amtlicher Zulassungsstatistik lediglich 3,5 Prozent der Neuzulassungen in Deutschland auf den US-Autobauer – zwei Jahre zuvor waren es noch 5,0 Prozent.

Übergreifend lässt sich feststellen: Ford rangiert in der E-Mobilität derzeit am unteren Ende der Nahrungskette. Selbst die deutschen Hersteller schneiden im Vergleich besser ab: Vor diesem Hintergrund steht das Kölner E-Werk nun vor tiefgreifenden Einschnitten.

Der Autobauer unterhält in Köln seine Europazentrale sowie zwei Werke – das ältere Stammwerk, das bislang vor allem Verbrennungsmotoren produzierte, und das vor zwei Jahren eröffnete E-Werk.

In Zukunft dürften massive Stellenkürzungen bevorstehen: Bereits im vergangenen Jahr hatte Ford angekündigt, bis Ende 2027 rund 4.000 Arbeitsplätze in den europäischen Werken abzubauen – davon 2.900 allein in Deutschland. Besonders betroffen dürfte davon der Elektro-Standort in Köln sein.

Doch die Gewerkschaften wollen das nicht kampflos hinnehmen. Bei einer aktuellen Abstimmung votierten laut Gewerkschaftsangaben 93,5 Prozent der Ford-Beschäftigten für Arbeitskampfmaßnahmen. Nun soll zeitnah entschieden werden, wann, in welchem Umfang und in welchen Bereichen erste Streikaktionen anlaufen. Die Forderung der Arbeitnehmervertretung ist klar: Es müsse eine finanzielle Absicherung für sämtliche Mitarbeiter am Standort Köln geben – selbst im Falle einer möglichen Insolvenz.

Ein vollständiger Zusammenbruch des deutschen E-Werks ist keineswegs ausgeschlossen. Denn der US-Mutterkonzern zieht sich zurück. Bereits im März 2025 hatte Ford die Patronatserklärung aufgehoben – eine Garantie, mit der das Unternehmen bislang für die Verluste seiner deutschen Tochtergesellschaft eingestanden war. Mit dem Wegfall dieser Rückendeckung steigt das Insolvenzrisiko für den Standort Köln drastisch.

Die Entwicklung rund um den Kölner Standort ist symptomatisch für eine ganze Branche: Sie zeigt, wie verheerend sich der einseitige Fokus auf Elektromobilität auf die europäische Automobilindustrie auswirkt.

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