
An den Märkten steigt infolge der X. Regierungskrise in Frankreich die Nervosität: Das Schreckgespenst einer neuen Euro-Schuldenkrise geht um – heftiger als vor 15 Jahren: Handelte es sich damals um eine Krise der südlichen Euroländer, so droht jetzt ein Kernland die ganze EU und Eurozone in den Abgrund zu reißen!
Zur Erinnerung: Die Euro-Schuldenkrise 2010 war die bislang schwerste Bewährungsprobe für die Währungsunion. Auslöser war die rapide wachsende Staatsverschuldung mehrerer Länder – allen voran Griechenland, aber auch Portugal, Irland, Spanien und Italien sowie später Zypern.
Die jetzige Regierungskrise in Frankreich, die zunehmend die Dimensionen einer Staatskrise annimmt, hat ein vielfach höheres Sprengpotential – vergleichbar mit dem einer konventionellen Bombe und dem einer Atombombe!
Die Schuldenlast des französischen Staates ist gigantisch, noch gigantischer als in Deutschland: In absoluten Zahlen betrug sie im ersten Quartal des laufenden Jahres 3,345 Billionen Euro. Kein anderes Land in der Eurozone hat mehr Schulden als Frankreich.
Die Schuldenquote liegt weit jenseits der Euro-Budgetregeln: 2024 belief sich die staatliche Gesamtverschuldung auf 113 Prozent des BIP. Im ersten Quartal kletterte sie auf 114,1 Prozent. Damit gehört die zweitgrößte Volkswirtschaft in der Euro-Zone zu den Ländern mit der höchsten Schuldenquote des Währungsraums. Nur Italien (137,9 Prozent) und Griechenland (152,5 Prozent) bieten noch mehr.
Euro-Flächenbrand droht
Die großen Ratingagenturen sehen das politisch und gesellschaftlich tief gespaltene Frankreich zunehmend kritisch – es drohen flächendeckend Herabstufungen, was die neue Eurokrise beschleunigen dürfte. Die nächste Überprüfung des Frankreich-Ratings der Leitagentur Fitch findet bereits am kommenden Freitag statt.
Die französischen Staatsanleihen, einst als sicherer Hafen gepriesen, erleben derzeit Turbulenzen, die selbst hartgesottene Marktbeobachter in Angst und Schrecken versetzen. Von einem „Vertrauensverlust internationaler Investoren“ ist die Rede – eine diplomatische Umschreibung für den drohenden de facto Staatsbankrott.
EZB in der Zwickmühle
Inmitten dieses Chaos trifft sich an diesem Donnerstag die Europäische Zentralbank zur Krisensitzung. EZB-Chefin Christine Lagarde steht vor einem Dilemma: Einerseits müsste sie angesichts der Markt-Turbulenzen eigentlich handeln, andererseits will sie sich nicht in die französische Innenpolitik einmischen. Viel tun kann die EZB ohnehin nicht, denn sie hat ihr Pulver bereits verschossen. Nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik und Anleihekäufen fehlen ihr die Mittel, um eine neue Krise effektiv zu bekämpfen.
Was kommt da wieder auf die deutschen Steuerzahler zu?
Die Rechnung für die Politik des billigen Geldes kommt jetzt – und die Zeche dürfte vor allem Deutschland bezahlen! Denn es werden wieder die deutschen Steuerzahler (und Sparer) sein, die erneut zur europäischen (Schulden-)Kasse gebeten werden.
„Wenn Paris hustet, erkältet sich Europa.“ Fürst Metternich traf diese Beobachtung in der Zeit der Napoleonischen Kriege. An den Finanzmärkten aber fragen sich Anleger und Investoren zunehmend, ob Europa und der Euro nicht bereits schon eine Lungenentzündung haben!