Franziska Brantner: Die Frauenkarte als Ablenkungsmanöver

vor 18 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

In Deutschland wird ein Syrer freigesprochen, der in seinem Heimatland für seinen Bruder eine Zwölfjährige als „Braut“ gekauft hat. Währenddessen verurteilt ein deutsches Gericht eine Frau, die einen Eritreer ersticht, nachdem der sie sexuell belästigt hat, zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren – um Notwehr geltend machen zu können, hätte sie es eben drauf ankommen lassen müssen, ob ein unmittelbarer Angriff erfolgen würde.

Ein Angriff, gegen den jene Frau sich nicht erfolgreich hatte wehren können, gegen die nun geurteilt wurde, dass sie dem Vergewaltiger, der sie geschwängert hat, Umgangsrecht mit ihrem Kind einzuräumen habe – der Täter erhoffte sich über die Feststellung der Vaterschaft ein Bleiberecht. Sie hätte das Kind ja auch abtreiben können, so die zynische Begründung.

Frauen als juristisches Freiwild. Man sollte meinen, dass solch haarsträubend frauenfeindliche Urteile Franziska Brantner Anlass böten, sich zu echauffieren, oder noch besser, sich für das Wohl von Frauen und Mädchen einzusetzen. Stattdessen zieht Brantner, wie auch Britta Haßelmann in ihrem wohlkalkulierten Wutausbruch im Bundestag, die Frauenkarte nur dann, wenn es darum geht, privilegierte Gesinnungsgenossinnen vor berechtigter Kritik abzuschirmen, und eben jene Kritik zu delegitimieren. Ansonsten überlässt sie Frauen sich selbst.

In einem Interview mit der Welt will Brantner die Verschiebung der Richterwahl dem meisterlichen manipulativen Geschick Julian Reichelts zuschreiben, der Einfluss diabolischen Ausmaßes über die augenscheinlich naiv-dumme Unionsfraktion gewonnen haben muss. Allerdings verlässt sie sich nicht auf das Schüren von Ängsten, sondern möchte zugleich auch Empörung hervorrufen: Doppelte Emotionalisierung hält besser.

Während die Grünen sonst nicht genau zu wissen vorgeben, was eine Frau eigentlich ist, erinnern sie sich immer dann daran, wenn es nützlich erscheint. Das ist der Clou konstruktivistischer Ideologien: Man kann sich die Realität jeweils so zusammenkonstruieren, wie es den eigenen Zielen förderlich ist. Und gerade ist das Ziel, die CDU abzustrafen, und in den Medien möglichst breit zu platzieren, dass man Frauke Brosius-Gersdorf nicht nur ganz gründlich missverstanden hat, man sei ihr gegenüber auch noch frauenfeindlich.

Die Betreffende selbst agiert klug: Sie sagt nichts, und lässt den Streit um ihre Grundgesetzverachtung von anderen ausfechten. So kann sie ohne nennenswerte Blessuren aus der Versenkung kommen, sobald sich der Sturm gelegt hat.

Den an die Union gerichteten Rüffel, diese sei verantwortungslos, weil einige ihrer Abgeordneten ihr Gewissen entdeckt haben, garniert Brantner mit der üblichen Überdosis Moralin: (…) hinsichtlich von Frau Brosius-Gersdorf muss ich hinzufügen, dass ich es einfach auch sehr beschämend finde, wie mit dieser Frau umgegangen worden ist, wie diese Frau beschämt worden ist. (…) Es kann einfach nicht sein, dass man zulässt, dass eine Frau, die man mit Zwei-Drittel-Mehrheit nominiert, dann wie Freiwild einmal durch die Manege geführt wird.

Brantner empfindet als problematisch, dass Parlamentarier das Recht haben, ihre Meinung zu ändern. Aber weil das vielleicht etwas totalitär und kontrollsüchtig rüberkommen könnte, stellt sie das Frausein Brosius-Gersdorfs in den Mittelpunkt. Die „wie Freiwild durch die Manege geführt wird“?

Die absurde Abwandlung der Redewendung entspringt einer Kombination aus mangelnder Sprachkompetenz und absolutem Willen zur Diskursherrschaft: Freiwild, das klingt dramatisch, also wird es, obschon es sich um ein schriftliches Interview handelt, nicht korrigiert. „Am Nasenring durch die Manege“ würde eben wohl auch kaum mehr hervorbringen als den Ratschlag, dass Feministinnen ja nicht unbedingt szenetypische Nasenpiercings tragen müssen, wenn sie das nicht wollen, Problem gelöst.

Dass am laufenden Band missliebige Frauen, sogar solche, die zur „LGBTQ-community“ gehören, von Transaktivisten nicht durch die Manege geführt, sondern den Löwen vorgeworfen werden, das heißt diskreditiert, vor Gericht gezerrt, verleumdet, und sozial, beruflich und psychisch zerstört werden, stört Brantner nicht.

Es sind auch nicht steigende Fallzahlen sexueller Gewalt, sexuelle Belästigung von Frauen und Mädchen im Freibad, Druck auf Mädchen, sich islamkonform zu kleiden, oder die zunehmende Verunsicherung von Frauen im öffentlichen Raum, die Brantner auf die Barrikaden gehen lassen. Oder geschlechtsspezifische Abtreibung, die global vor allem Mädchen betrifft, die in anderen Kulturen als weniger wert erachtet werden als Jungen.

Für derlei selektives Verständnis von Menschenwürde hat Franziska Brantner nicht nur Verständnis, sie würde ein solches gern in der Bundesrepublik implementiert sehen. Man würde die Menschenwürde hierzulande aber natürlich viel verantwortungsvoller und moralisch integrer verteilen als im dunklen, rückständigen, patriarchalen globalen Süden – das deutsche Wesen eben.

Aber damit das geschehen kann, müssen Menschen wie Brosius-Gersdorf und Kaufhold in entsprechend einflussreiche Positionen gehievt werden. Und da kommt der latente Vorwurf der Frauenfeindlichkeit gerade recht, um zu verschleiern, dass hier lediglich eine Juristin, die inakzeptable Positionen vertritt, aufgrund dieser Positionen nicht zur Hüterin der Verfassung bestellt werden sollte.

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